Editorial: Planer bleiben Antworten schuldig

Bei keinen der drei Veranstaltungen stand der Verkehr im Mittelpunkt
Bei keinen der drei Veranstaltungen stand der Verkehr im Mittelpunkt
Und wo bleibt der Masterplan Verkehr?

Ab morgen wird die Juliausgabe der HafenCity-Zeitung verteilt werden. Eine Ausgabe, bei der man den Eindruck bekommen könnte, die HafenCity-Zeitung würde sich schwerpunktmäßig mit Stadtplanung beschäftigen – keine Absicht, sondern einfach durch die vielen Ereignisse zum Thema bestimmt – aber auch kein Wunder, ist doch die HafenCity gelebte und erlebte Stadtplanung am eigenen Leib.

Nur am Rande wurden Fragen zum Verkehr gestellt
Nur am Rande wurden Fragen zum Verkehr gestellt
So ausführlich und intensiv die Informationsveranstaltung zu dem neuen Masterplan HafenCity Ost auch gewesen sein mögen – eine Antwort blieben alle Planer schuldig – oder was eher zu befürchten ist – war ihnen egal. Besonders auffällig war die Diskrepanz auf der Veranstaltung der Architekten und Stadtplaner im Kesselhaus. Verkehr: Kein Thema. Situationen, Verdichtung und urbanes Leben gerne, ein zeitgemäßes Verkehrskonzept: Fehlanzeige. Kein Wille zu erkennen das Mandat des individuellen Nahverkehrs endlich abzuschütteln und den Verkehr aus den Innenstädten zu verbannen. Schade – Hamburg und die HafenCity wollen zum Vorbild der Stadt im 21.Jahrhundert werden, es gibt Silber- und Goldzertifikate für ökologisches Bauen, doch gleich nebenan pusten 200.000 PKW und LKW täglich ihren Feinstaub und Abgase in die Luft. Nicht nur für Anwohner heißt es da Luft anhalten. Leider steht zu vermuten, dass die Stadt diese Situation billigend in Kauf nimmt, sozusagen aus Notwehr. Die Feinstaubbelastungen einiger Hauptverkehrsstraßen in Hamburg erreichen inzwischen locker die EU-Grenzwerte und es wird dringend nach Entlastung gesucht. Und da kommt die HafenCity und Versmannstraße gerade recht.

Kees Christiansen wundert sich hier bestimmt nicht über die Verkehrsplanung
Kees Christiansen wundert sich hier bestimmt nicht über die Verkehrsplanung
Mit einer Alibi-Brücke vom Großmarktgelände über die Pfeilerbahn zur Versmannstraße wolle man die HafenCity entlasten. Wer sich die „Situation“ auf dem Plan ansieht, fragt sich, wer diese Brücke zur Entlastung denn benutzen soll? Menschen die die Elbbrücken überquert haben um in Hamburgs Norden zu kommen werden diese steile Brücke sicher nicht benutzen, Autofahrer, die in Hamburgs Westen wollen wohl auch kaum. Die Prognose steht: Die Brücke wird ihre Glanzzeiten haben, wenn der Verkehrskollaps sowohl Versmann- als auch Amsinckstraße lahmgelegt haben. Benutzer werden vagabundierende Autofahrer sein, die in der Hoffnung dem einen Stau zu entkommen in den zweiten Stau fahren.

So wird sich die HafenCity – zumindest die Quartiere die über vierspurige Stadtautobahnen mit bewohnten Lärmschutzwänden verfügen – dauerhaft mit Staus, Lärm und Luftverschmutzung herumärgern. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten Verkehr urban und menschenwürdig zu gestalten – andere Städte machen es vor. Und so wird es Zeit ein weiteres Umweltsiegel für die HafenCity zu vergeben: Das große Verkehrszertifikat in Katzengold für verpasste Möglichkeiten.

Also schon wieder ein Editorial zum Thema Verkehr. Aber versprochen: Das nächste Mal vergessen wir einfach den Verkehr und beschäftigen uns mit etwas anderem. Darum viel Spaß beim Lesen. Eilige Menschen können sich wie immer die Zeitung auch als PDF hier herunterladen