HafenCityBlick in der HASPA

Henning Voscherau in der HASPA-Filiale in der HafenCity
Henning Voscherau in der HASPA-Filiale in der HafenCity
Der „Vater“ der HafenCity erzählt

Mangelndes Selbstvertrauen kann man Hamburgs Ex-Bürgermeister Henning Voscherau nicht nachsagen. Wenn man dem glauben darf, was er da in knapp 45 Minuten seinen Zuhörern in der HASPA-Filiale in der HafenCity erzählt, ist er nicht nur der Vater der HafenCity, sondern auch der Urheber vieler weiterer Projekte, die er während seiner Amtszeit von 1988 bis 1997 angestoßen und bei denen heute seine Nachfolger die Früchte ernten. Die vierte Elbtunnelröhre, das CTA – Containerterminal Altenwerder und der Ausbau des Flughafens – alles Projekte die Voscherau und seine Vertrauten kurz nach der Wende in die Wege leiteten und von denen Hamburg heute profitiert. Wie es auch wirklich gewesen sein mag, man hört ihm einfach gerne zu, wenn er – immer ein wenig hamburgisch verschmitzt – aus der Zeit erzählt.

Lebhaft trotz hoher Temperaturen
Lebhaft trotz hoher Temperaturen
Wie er es sich mit dem damaligen Oberbaudirektor Egbert Kossak verdarb, weil er diesen nicht in die Vorplanungen zur HafenCity mit einbezog und stattdessen Volkwin Marg die ersten Entwürfe zeichnen ließ. Kossak war Voscheraus Meinung nach zu eng mit einigen Journalisten befreundet und hätte nicht lange genug „dicht“ gehalten – tödlich für die Vorplanungen zur HafenCity. Ebenso unterhaltsam die Winkelzüge mit denen er Hafenunternehmen und Vattenfall unter Vorwänden, mit Überredungskraft und ein wenig Kleingeld aus dem Planungsgebiet hinauskomplimentierte – immer auf die Verschwiegenheit und Risikobereitschaft seiner Mitwisser angewiesen – und manchmal auch auf die zusätzliche Überredungskraft eines „Absackers“ im vertrauter Umgebung.

 

Vor erlesenem Publikum
Vor erlesenem Publikum
Leichte Empörungen klingt dann aus seinen Erzählungen heraus, wenn er von anderen Unternehmen erzählt die später auf entgangenen Spekulationsgewinn klagen – wegen Grundstücken die immer der Stadt gehört haben. Spannend auch was er über den Hannoverschen Bahnhof erzählt. Sein notarieller Spürsinn hatte ihm gesagt, dass es in den ursprünglichen Verträgen der Hamburger Stadtväter beim Bau des Bahnhofs auch eine Rückgabeklausel geben müsste. So überzeugt schickte er seine Getreuen auf die Suche in die Archive und er behielt recht. In feinstem Sütterlin fand sich besagte Klausel, von der er hoffte, dass sie dafür sorgen würde, das Hamburg ohne Probleme an die Liegenschaften am Oberhafen kommen würde. Die Bahn war da anderer Meinung und bezweifelte die Rechtsnachfolgeschaft des heutigen deutschen Hamburgs gegenüber dem damaligen freien Hamburg. Erfolgreich, denn entgegen Voscheraus Überzeugung wurde die Klärung des Streits nicht vor Gericht ausgetragen und so ist das Gelände des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs immer noch unter der Hoheit der Bahn.

Erzählt er aus der Geschichte der HafenCity
Erzählt er aus der Geschichte der HafenCity
Mit großen Gesten
Mit großen Gesten
Und viel Engagement
Und viel Engagement
Ebenfalls interessant: Seine Ansichten zur Elbphilharmonie. Seiner Meinung hätte eine so publikumsintensive Institution an einem solchen Nadelöhr gar nicht gebaut werden dürfen. Sein Favorit – auch wegen der finanziellen Aspekte – wäre eine Verlagerung der Staatsoper in das Zentrum der HafenCity gewesen – direkt mit U-Bahn-Zugang. Oper auch wegen der vielfältigeren Nutzungsmöglichkeiten als eine Philharmonie. Keine Mehrheit dürfte er in der HafenCity für seine Idee einer oberirdischen Linienführung der U4 gefunden haben – glücklicherweise ist hier auch keine Entscheidung mehr gefragt. Wenn er so erzählt merkt man, warum die SPD ihn gerne wieder als Zugpferd im Wahlkampf und als Kandidaten gehabt hätte. Er kann Massen in seinen Bann ziehen, kommt überzeugend als Hanseat rüber und hat eine hohe Akzeptanz in allen Kreisen. Aber auch an diesem Abend steht er der Idee der Rückkehr in die Politik ablehnend gegenüber. Wer einmal den Mühlen der Parteipolitik entronnen ist, legt wenig Wert auf die Rückkehr in dieselbe wenn er seine fünf Sinne beisammen hat. Nach Lieben-Seutter der zweite hochkarätige Gast im HafenCityBlick der HASPA, bei dem das Publikum reicher nach Hause geht – gute Voraussetzung für eine Weiterführung der Reihe.

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