Hamburg hat den Jazz

Einer der Höhepunkte des Festivals - Manu Katché
Einer der Höhepunkte des Festivals - Manu Katché
Der Hafen legt vor

Fast jeder weiß wie es ist, wenn man den Blues hat. Wie aber sieht eine Stadt aus, die den Jazz hat? Tina Heine und Nina Sauer und dutzende Helfer halfen Hamburg dabei es herauszufinden – und – Hamburg gefiel was dabei herauskam. Das Elbjazz-Festival machte die HafenCity und den Hafen für zwei Tage zur Hauptstadt des Jazz. Auf insgesamt zwölf Bühnen und einigen Nebenschauplätzen zeigte die europäische Jazz-Elite, wie kurzweilig, unterhaltsam und lehrreich ein Festival sein kann. Das i-Tüpfelchen: Die Spielstätten lagen über den gesamten Hafen verteilt und waren durch Barkassenlinien miteinander verbunden.

Am Abend des zweiten Tages löst sich auch die Spannung bei Nina Sauer
Am Abend des zweiten Tages löst sich auch die Spannung bei Nina Sauer
Der Jazz spülte Publikum in den Hafen und die HafenCity, die erkennbar sonst anderswo ihr Zuhause haben. Schiebermützen und Dreitagebärte drängten sich zusammen mit Touristen und neugierigen Hamburgern auf den Marco-Polo-Terrassen, um gemeinsam der NDR-Bigband und Trilok Gurtu beim Eröffnungskonzert zu lauschen, gefolgt von Mariza, der Königin des neuen Fado aus Portugal. Ein buntes Happening im freitäglichen Abendlicht, nur getrübt durch die gefühlt frühwinterlichen Temperaturen. Nicht auszudenken, wenn es ein jahreszeitlich angemessener Sommerabend geworden wäre. Aber immerhin: An beiden Tagen war auch der Wettergott Jazzfan und verschonte die Zuschauer an den weitestgehend „Open Air“-Spielstätten vor Regen. Und was für Spielstätten!

Blohm + Voss - die Hauptbühne
Blohm + Voss - die Hauptbühne
Absoluter Höhepunkt die beiden Bühnen auf dem Blohm + Voss Gelände: Jazz vor der Silhouette Hamburgs und umringt von Kränen und Schiffen – einmalig und fantastisch. Man kann der Werft nicht genug danken, dass sie sich auf diese Art und Weise der Öffentlichkeit geöffnet haben. Und das Festival dankte mit erstklassigen Acts: Till Brönner und Manu Katché, Deodato und Hamal und viele mehr. Aber nicht nur die bekannten Musiker waren klasse. Es gab viel zu entdecken in den Spielstätten von der Veddel bis zur Werftspitze. Manch einer versackte bei Konzerten, bei denen er nur mal kurz einen Blick auf den Ort werfen wollte. Fasziniert von Bands, die bis dato nicht auf dem Radar aufgetaucht waren und sich die Seele aus dem Leib spielten.

Weiterer Höhepunkt - Deodato und Also sprach Zarathrustra
Weiterer Höhepunkt - Deodato und Also sprach Zarathrustra
Und immer galt: Volles Haus und aufmerksames Publikum. Das Freejazz-Konzert im Kesselhaus hatte seine Fans genauso wie Dieter Glawischnig und Dietmar Mues, die in der Katharinenschule Ernst Jandl vortrugen. Das „Gute Nacht“-Konzert von Bugge Wesseltoft am Freitag in der Katharinenkirche zog nach Mitternacht noch so viele Menschen an, dass manche den Fußboden Sitzplätzen vorziehen mussten. Nicht der schlechteste Ort für ein Konzert, das ein echter Meilenstein in der Konzertgeschichte der Kirche ist. Was Bugge Wesseltoft da aus Flügel, Rhodes, Moog und Loops zauberte ließ die Jazzgemeinde andächtig staunend bis weit nach ein Uhr ausharren. Manchen zauberten die sphärischen Klänge aber auch nach einem anstrengenden ersten Tag des Konzertmarathons selig in die Arme von Morpheus.

Auch ein Highlight - Das Studnitzky Trio im Stage Kehrwieder Theater
Auch ein Highlight - Das Studnitzky Trio im Stage Kehrwieder Theater
Am zweiten Tag hatte der Wettergott noch mehr Erbarmen mit den Jazz-Jüngern, der Vortag hatte wohl auch ihn beeindruckt. Deodato und das Hamburg Project – ein Teil der NDR-Bigband und Freunde, fegten die letzten Wolken an der Blohm+Voss Spitzenbühne mit „Also sprach Zarathustra“ vom Himmel und machten Tina und Nina glücklich. Jetzt folgte die Kür: Manu Katché und seine Band auf der Hauptbühne. Krönender Abschluss war dann das Portico-Quartett wieder in der Katharinenkirche.  Bei manch einem Besucher folgte jetzt der Blick in sein CD-Budget – eine zweistellige Zahl an Neuerwerbungen hat seinen Preis. Aber es lohnt sich, genau wie das Festival sich gelohnt hat. Für Hamburg und für die Jazz-Gemeinde. Hamburg weiß jetzt wie es sich anfühlt den Jazz zu haben – gut – und die Jazzgemeinde war dabei wie ein neues Kult-Ereignis geboren wurde. Man darf sich auf das nächste Jahr freuen, wenn es wieder Ende Mai heißt „Alles Jazz“ und sich bei Tina und Nina für einen Super-Event bedanken.

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