„The Bronze House“

Plamen Dejanoff plant Grosses
Plamen Dejanoff plant Grosses
Ausflug in die Bronzezeit mit Plamen Dejanoff

Eigentlich sollte an seiner Stelle ja ein Schwimmbad, zusammengeschweißt aus zwei Überseecontainern, als temporäres Kunstwerk und Eventlocation stehen, doch die Anforderungen der Hamburgischen Verwaltung hätten das Objekt unfinanzierbar gemacht. Florian Waldvogel vom Kunstverein sieht diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf der einen Seite kann er sich immer noch aufregen über die Auflagen der Bürokratie, die zum Beispiel eine Abwasserleitung für Wasser in Trinkwasserqualität über hunderte Meter verlangte, obwohl die Elbe direkt nebenan fließt, andererseits ist er mit der Ersatzlösung, die er keineswegs als solche empfindet, vollauf zufrieden. Die Skulptur „The Bronze House“ von Plamen Dejanoff ist beileibe nicht nur ein „Käfig“ wie er schon betitelt wurde, sondern ein extrem komplexes Kunstwerk aus rund 140 in Einzelanfertigung gegossenen Bronzemodulen.

Die Fertigung der vier sich jeweils wiederholende Grundmodule muss so präzise erfolgen, dass sich trotz Kostendrucks nur eine Spezialgießerei in Berlin dazu in der Lage sah, so Plamen Dejanoff. Der Bulgare mit Wohnsitz in Wien spricht ausgezeichnetes Deutsch und erzählt von seiner Suche nach einem Produzenten in Osteuropa: „Alle Gießereien winkten ab, als ihnen die Produktionstoleranzen klar wurden, die von ihnen verlangt werden.“ Die Skulptur zwischen Unilever und dem Kreuzfahrtterminal ist nur Teil eines geplanten Ganzen aus mehr als 4000 Einzelteilen, das eines Tages in der bulgarischen Weltkulturerbe-Stadt Tarnovo als Künstlerkolonie entstehen soll. Vorbild für die filigranen Strukturen sind Entwürfe von Le Corbusier und alte maurische Bautraditionen. Die Elemente in der HafenCity wiegen rund 12 Tonnen und sind mit einem Fundament gegen ein Einsinken in den Boden gesichert.

The Bronze House auf dem Platz neben dem Kreuzfahrtterminal
The Bronze House auf dem Platz neben dem Kreuzfahrtterminal
Allein die verbindenden Bolzen wiegen eine Tonne. Von Klettervorhaben rät der Künstler im übrigen ab: Die gegossenen Bronzemodule haben teilweise unangenehm scharfe Kanten. In der Nacht ist das Kunstwerk beleuchtet und soll bis Anfang 2012 an seinem Platz stehen bleiben. Frisch eingesäter Rasen und die Jahreszeiten führen zu einer ständig wechselnden Sicht auf das Objekt, Schnee und vielleicht eine Sturmflut schaffen eine über einen langen Zeitraum erfahrbare Veränderung. Bronze ist ein äußerst haltbares Material und wird selten beim Bau von Häusern eingesetzt. Die Assoziation mit einem neu aufgetauchten vorzeitlichen  Tempel mag der Künstler nicht. Dejanoff gehört zu jenen Künstlern, die Konsum und Ökonomie, mediale Vermarktungs- und umfassende Vernetzungsstrategien bewusst einsetzen.

Im Kunstverein Hamburg werden ab September 2011 im Rahmen einer Einzelausstellung von Plamen Dejanoff weitere Teile von „The Bronze House“ als begehbare Skulptur, ergänzt um Objekte und Zeichnungen von Donald Judd, Gordon Matta-Clark oder Le Corbusier, präsentiert. Das Projekt wird aus Mitteln der Initiative „Kunst und Kultur in der HafenCity“ finanziert, die eine Kooperation der HafenCity Hamburg GmbH, der Hamburgischen Kulturstiftung und der Körber-Stiftung ist. Offizielle Eröffnung ist heute Nachmittag um 16 Uhr.

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