BSH startet 19. Gesamtaufnahme der Nordsee

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) startet am 3. August 2016 in Hamburg seine 19. Gesamtaufnahme der Nordsee. Mit der Aufnahme setzt das BSH die bereits vor über 50 Jahren begonnene und seit 1998 standardisierte Gesamtaufnahme der Nordsee fort, aufgrund dessen bereits zahlreiche Veränderungen des Nordseezustandes analysiert werden konnten. Im Rahmen der vorherigen Aufnahmen konnte trotz Schwankungen der Werte von Jahr zu Jahr die langfristig andauernde Erwärmung der Nordsee nachgewiesen werden. Außerdem ist der Rückgang vieler chemischer Schadstoffe zu verzeichnen. Der erste Abschnitt der Reise mit dem irischen Forschungsschiff CELTIC EXPLORER endet am 26. August im schottischen Aberdeen. Dort beginnt am gleichen Tag der zweite Teil. Die Nordseeaufnahme endet am 10. September 2016 in Kiel.

Bei der 4.000 Seemeilen langen Forschungsfahrt untersuchen zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einem Netz von über 100 Stationen Wasserproben und ermitteln aktuelle ozeanographische und meereschemische Daten. Daraus können Angaben über die räumliche Verteilung von Temperatur, Salzgehalt und Dichte des Seewassers gewonnen werden. Außerdem untersuchen die BSH-Experten die oberflächennahe Chlorophyll- und Trübstoffverteilung sowie die Sichttiefe und Nährstoffe, organische Schadstoffe, die Sauerstoffsättigung, die Alkalinität und den pH-Wert des Seewassers sowie die Konzentration ausgewählter künstlicher Radionuklide.
Mit diesen Messungen werden auch optische Sensoren auf Satelliten überprüft und validiert, die das BSH ganzjährig zur Zustandsbewertung der Nordsee nutzt. Zusätzlich führt das BSH im Rahmen des Projektes „MeSMarT (Measurements of Shipping Emissions in the Marine Troposphere), in Kooperation mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen, im Rahmen der Gesamtaufnahme seit 2014 kontinuierlich luftchemische Messungen durch, mit denen die Belastung der Luft durch Stickoxide und weitere Schiffsemissionen dokumentiert wird.
Die Daten sind eine wichtige Grundlage für die Erfassung von Veränderungen in der Nordsee. Sie liefern wichtige Daten für die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS). Ferner dienen sie zur Erfüllung der deutschen Monitoring- verpflichtungen im Rahmen der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), zur Validierung von Ozeanmodellen sowie zur Plausibilisierung von Klimaszenarien. Die Bedeutung dieser langfristigen Datenerfassungen hebt auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung hervor, indem es das Wissenschaftsjahr 2016/17 unter das Motto „Meere und Ozeane: entdecken – nutzen – schützen“ stellt.
Durch die systematische Erfassung maritimer Daten hat das BSH langjährige Beobachtungsreihen aufgebaut und ist damit ein wichtiger Partner für andere wissenschaftliche Einrichtungen. Die Daten sind sowohl eine wichtige Grundlage für die Arbeiten des Expertennetzwerkes „Wissen-Können-Handeln“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zur Anpassung der Verkehrsträger an den Klimawandel als auch für das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „RACE-II -Regional Atlantic Circulation and Global ChangE“.
Die ozeanographische Vermessung leitet der Ozeanograph Holger Klein. Den zweiten Abschnitt der Reise mit einer engmaschigen chemischen und ozeanographischen Beprobung der Deutschen Bucht und Messungen in der AWZ der Ostsee leitet in diesem Jahr die Chemikerin Dr. Sieglinde Weigelt-Krenz.
Die CELTIC EXPLORER wird am 3. August 2016 auf ihrem Liegeplatz am Süd-West Terminal in Hamburg für die Expedition eingerichtet, am Morgen des 4. August startet sie, um bereits vor Stade die ersten Proben auf der Elbe zu nehmen.

Das BSH ist Partner für Seeschifffahrt, Umweltschutz und Meeresnutzung, der Seeschifffahrt und maritime Wirtschaft unterstützt, Sicherheit und Umweltschutz stärkt, nachhaltige Meeresnutzung fördert, Kontinuität von Messungen gewährleistet und über den Zustand von Nord- und Ostsee kompetent Auskunft gibt. Das BSH mit Dienstsitz in Hamburg und Rostock ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.