Schulschluss

Buket Palabiyik und Mitglieder des Vorstandes des Stadtteilrates: Angelika Castrovinci, Klaus-Jürgen Zolldann und Helga Frank-Wollgast (v.l.n.r.) (Foto:CF)
Buket Palabiyik und Mitglieder des Vorstandes des Stadtteilrates: Angelika Castrovinci, Klaus-Jürgen Zolldann und Helga Frank-Wollgast (v.l.n.r.) (Foto:CF)

Geweckte Hoffnungen – nun ist der Senator am 1. März vor Ort

Ein Stadtteil ist enttäuscht und wehrt sich: Rothenburgsort fordert den Bau einer weiterführenden Schule.

Schule ist mehr als Unterricht. In diesem Punkt teilen die Bewohner von Rothenburgsort die Meinung von Schulsenator Ties Rabe (SPD). Absolutes Unverständnis herrscht dagegen angesichts der Entscheidung der Schulbehörde, die den Planungen für den Bau einer weiterführenden Schule in ihrem Stadtteil eine Absage erteilt hat. In dem ehemals „überalteten“ Stadtteil stieg in den letzten Jahren die Anzahl der schulpflichtigen Kinder an; derzeit besuchen rund 300 Kinder die  Fritz-Köhne-Schule bis zur vierten Klasse. Danach müssen sie teils langwierige und für die jüngeren Kinder auch gefährliche Schulwege auf sich nehmen. Junge Familien ziehen angesichts der mangelnden schulischen Versorgung aus dem Stadtteil weg oder gar nicht erst hin.  Die Hoffnung auf eine Stadtteilschule wuchs als Rothenburgsort zum Pilotprojekt zum „Bündnis für Quartiere“ auserkoren wurde. Schließlich sollten mit Neubauwohnungen auch junge Familien für den Stadtteil gewonnen werden.  Die Rothenburgsorter sahen sich am Ziel als der Leiter der Schulbehörde Thorsten Altenburg-Hack auf einer öffentlichen Veranstaltung den Bau eines Schulcampus in Aussicht stellte.  Um so größer war die Enttäuschung als die Behörde im Stadtteilrat mitteilen ließ, dass die Baupläne nicht weiter verfolgt werden. Den Neubau eines Schulcampus im Nachbarstadtteil  HafenCity sehen die Rothenburgsorter nicht als geeignete Alternative.

Rund 1.700 Unterschriften für eine weiterführende Schule im eigenen Stadtteil wurden vom Stadtteilrat inzwischen gesammelt. „Unsere Kinder werden „weggeschult““, so Helga Frank-Wollgast, Mitglied im Vorstand und betont, dass dadurch dem Stadtteil ein wichtiger Teil der notwendigen sozialen Infrastruktur  vorenthalten wird. „Durch eine weiterführende Schule im eigenen Kiez werden soziale Kontakte geschaffen“ weiß Buket Palabiyik. Die engagierte Mutter bemängelt, dass die Verteilung von Kindern auf Schulen in Hamm, Horn und auf weitere Nachbarstadtteile die Kontakte unter Kindern und Eltern erschwert. „Unsere Kinder haben nicht die Möglichkeit nach der Schule mit ihren Schulfreunden zu spielen oder gemeinsam Hausaufgaben zu machen, wenn diese in andere Stadtteile leben und sie können nur wenig Interesse an ihren Wohnort entwickeln“ bestätigen auch Vorstandsmitglied Angelika Castrovinci und Klaus-Jürgen Zolldann, der für die CDU im Gremium sitzt. In dem Stadtteil, in dem durch Stadtentwicklungsprojekte bis zu 12.000 Menschen wohnen werden, böte sich die Erweiterung der Grundschulgebäude an der Marckmannstrasse an. „Wir sehen nicht, dass das Programm „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ für Rothenburgsort Vorteile bringt, wenn wir als wachsenden Stadtteil noch nicht einmal eine weiterführende Schule bekommen“ fasst Helga Frank-Wollgast enttäuscht zusammen. Derweil gehen die Planer davon aus, dass viele Schüler aus Rothenburgsort die Schulen in der HafenCity besuchen werden. Für den Schulcampus am Lohsepark, dessen Fertigstellung nach zweijähriger Bauzeit in 2022  geplant ist, wird es aus Sicht der HafenCity Hamburg GmbH eine gute Verkehrsanbindung geben. „Die Kinder werden sehr gute ÖPNV Verbindungen haben, denn die U4-Station HafenCity Universität befindet sich direkt am Schulcampus“, so eine Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH und so werden „…zur verbesserten Integration der UBahn in den Stadtteil Rothenburgsort neue Buslinien geplant.“ Darüber hinaus könne die bestehende Radwegverbindung entlang des Oberhafens genutzt werden. Zwei weitere Fußgänger- und Radfahrbrücken seien geplant: eine Brücke werde über den Oberhafenkanal führen; die zweite Brücke schaffe eine Verbindung von der Ostspitze der HafenCity nach Entenwerder.  Auch Carola Veit, Bürgerschafts-präsidentin und SPD-Abgeordnete mit Büro am Vierländer Damm hätte eine weiterführende Schule als Impuls für die Entwicklung begrüßt, erkennt jedoch an, dass die jetzt vorliegenden Zahlen entscheidend sind, denn „in der Hafencity werden mehr Kinder die Schule besuchen und es werden viel mehr Wohnungen gebaut als in Rothenburgsort“, so Veit. „Wir wollen, dass der 111er Bus bis Tiefstack fährt und die Schulkinder dann eine direkte Verbindung haben. Wir bekommen in der Nähe eine moderne weiterführende Schule, die beide Möglichkeiten bietet: Stadtteilschule und Gymasium. Das ist gerade für unsere Kinder ein gutes Angebot – und besser als die weiten Wege, die unsere Schülerinnen und Schüler teilweise heute zurücklegen müssen“ erläutert sie die Vorteile der Entscheidung der Schulbehörde. Sie kann aber auch die Enttäuschung angesichts der Kommunikation nachvollziehen. „Die Zusage vom Landesschulrat, die Präsentation der Zwischenergebnisse des Bündnisses für Quartiere – das hat viele Hoffnungen geweckt, die jetzt nicht erfüllt werden. Man muss erst prüfen, bevor man verspricht, und wenn man Versprechen nicht halten kann, muss man mutig genug sein, das auch im Stadtteil zu vertreten. Das fand und finde ich ärgerlich“ so Veit und ergänzt „Deswegen ist es wichtig, dass der Schulsenator selbst nach Rothenburgsort kommt, um die Entscheidung zu erklären.“ Und so wird Senator Ties Rabe am 01. März in der St. Thomas-Kirche, 18.30 Uhr Rede und Antwort stehen und vielleicht die enttäuschten Rothenburgsorter überzeugen. n CF