Smart City nur Zukunftsmusik?

BU: Noch nicht in der digitalen Zukunft:  öffentliches WLAN in der HafenCity  (Foto. J. Munzinger)
BU: Noch nicht in der digitalen Zukunft:
öffentliches WLAN in der HafenCity
(Foto. J. Munzinger)

Jörg Munzinger schreibt in seiner Kolumne „#urbnhafencity“ über seine Eindrücke und Beobachtungen in der HafenCity. Seine Leidenschaft sind Immobilien, Architektur und Städtebau. Er wohnt in der HafenCity.

Autos fahren leise durch die Straßen, elektrisch, selbstfahrend und digital vernetzt. Drohnen liefern unsere Einkäufe und Bestellungen direkt nach Hause. Sensoren unter dem Asphalt lassen den Verkehr effizient fließen. An den wenigen Parkplätzen werden die Hybridautos der Carsharing-Anbieter aufgeladen. Zuhause schaltet sich die Waschmaschine erst nachts ein, wenn es einen Stromüberschuss im Netz gibt. Und der Kühlschrank meldet einem, wenn es keine Milch mehr gibt.

Das klingt nach Zukunft und hat auch einen Namen: „Smart City“. Der Hafen soll SmartPORT werden, die HafenCity ein Highlight der Smart City Hamburg. Smart City steht für Digitalisierung in der Stadtentwicklung. Gemeint ist eigentlich Vernetzung, eine Art intelligente Stadt der Sensoren und Algorithmen. Je mehr Daten gesammelt werden können, desto effizientere Lösungen lassen sich zum Beispiel für Energieversorgung, Mobilität oder Umweltschutz entwickeln.

Ein komplett neu geplanter Stadtteil vom Reißbrett wie die HafenCity sollte normalerweise alle diese neuen Technologien bieten. Geplant sind sogenannte Vorzeigeprojekte im Osten der HafenCity wie ein High-Tech Smart Building oder ein radikales Mobilitätskonzept basierend auf Sharingmodellen und Elektromobilität. Große Vorzeigeprojekte mit Strahlkraft sind zwar wichtig, was fehlt sind aber die kleinen sichtbaren Zeichen in die digitale Zukunft des Stadtteils. Mit öffentlichem WLAN, schnellem Internet oder einer intelligenten Ampelschaltung sind heute oft Kleinstädte in der Provinz schon weiter entwickelt als die HafenCity.

Bei aller Euphorie für die Digitalisierung, sollten wir unseren gesunden Menschverstand dennoch nie ganz vergessen. Orientierung kann dabei die sehenswerte Film-Satire von Jacques Tati „Mon oncle“ (1958) geben. Sie ist eine Persiflage zum Wohnen in einer sterilen, automatisierten Welt. Sie zeigt wunderbar, dass Menschen nicht dafür gemacht sind, in einer perfekt durchrationalisierten Umwelt zu leben.