Der Lotse blieb an Bord

BU An Bord der MS Nowowiejski (Foto: Olaf Proes)   
BU An Bord der MS Nowowiejski (Foto: Olaf Proes)

Stürmischer Erstanlauf des Schwergutschiffes MS Nowowiejski – von der HafenCity über Rostock nach Asien

Gegenüber der HafenCity liegt das Süd-West-Terminal. Fast täglich sieht man Schiffe an- und ablegen, Kräne beladen die Frachter, doch spätestens mit dem Auslaufen verliert man die Schiffe aus dem Blick, und wie es weitergeht, entzieht sich meist der Kenntnis. Hier die Geschichte einer Reise auf der Nowowiejski, eines Schwergutschiffes der Reederei Chipolbrok.

Aus Antwerpen kommend, erreichte der Neubau am Jahreswechsel Hamburg. Nach dem Anlegen war das Löschen der Ladung aus den USA begonnen worden. Der Ladevorgang wurde am 2. Januar mit einer auskömmlichen Menge an Maschinen, Anlagen und Stahlpartien nach Indien, Südostasien und China fortgesetzt und am 3. Januar abgeschlossen. Während eines kleinen Empfangs an Bord übergab Hafenkapitän A. Brummermann dem Kapitän des Frachters Dariusz Powałka die Admiralitätsplakette des Hamburger Hafens zum Anlass des Erstanlaufs.

Aufgrund der eskalierenden Witterungsbedingungen verzögerte sich die Abfahrt am gleichen Tag um mehrere Stunden, während derer die Ladung an und unter Deck unter schwierigen Bedingungen gelascht und verpallt werden musste. Terminal-Betreiber sowie Stauer, Laschgangs und Besatzung hatten mit zunehmendem Sturm, Schnee, sintflutartigem Regen und Hagel zu kämpfen. Schließlich wurden die Arbeiten am Abend abgeschlossen und das Schiff verließ Hamburg auf dem Weg zum nächsten Hafen Rostock.

BU An Bord der MS Nowowiejski (Foto: Olaf Proes)   
BU An Bord der MS Nowowiejski (Foto: Olaf Proes)

Bereits beim Ablegen, als drei Lotsen auf der Brücke standen, wurde klar, dass es keine Vergnügungsreise werden würde. Der Ausstieg wurde bereits für Hafen- und Böschlotsen schwierig, während der Seelotse nicht mehr an seinem üblichen Treffpunkt durch ein Tenderboot ausgeholt werden konnte. Seegang, Schiffsbewegungen und Sturm waren zu viel, um einen sicheren Transfer zu gewähren. Der Hubschrauber konnte das Schiff nicht mehr ansteuern oder gar landen. Willkommen an Bord für den Lotsen!

Mittwochmorgen, als Hamburg und viele Städte an der Ostseeküste von einer schweren Sturmflut überschwemmt wurden, befand sich das Schiff auf Höhe Helgolands. Mit vier bis sechs Knoten bei Windstärke neun in Spitzen bis zu zwölf und fünf bis sechs Meter Wellenhöhe kämpfte sich das Schiff durch die aufgewühlte See. Zum Schutz der Besatzung, des Schiffes und der Ladung gegen Seeschäden durch schweres Stampfen und später auch Rollen beschloss der Kapitän, gegen Wellen und Wind anzufahren und so die Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Für die Besatzung, die mit solchen Verhältnissen vertraut ist, Routine, für die Passagiere eine Belastungsprobe. Festhalten ist von nun an von größter Bedeutung für die eigene Sicherheit. Ein Betreten des Decks war strikt untersagt und die Zugänge vollständig geschlossen, um zu vermeiden, dass Besatzungsmitglieder von Bord gewaschen werden.

Erst am Donnerstagnachmittag legten sich Sturm und Wellen, die Sonne kehrte zurück. Beim Umrunden von Skagen begann die Reise angenehm zu werden. Essen an Bord schmeckte, nichts rutschte mehr hin und her. In Rostock verließen die mitfahrenden Passagiere das Schiff und normaler Schiffsalltag kehrte für den Rest der Reise nach Südostasien ein.

BU An Bord der MS Nowowiejski (Foto: Olaf Proes)   
BU An Bord der MS Nowowiejski (Foto: Olaf Proes)

Ein paar Fakten zum Schiff: Die technische Ausstattung der Nowowiejski erlaubt das Heben von Gewichten bis zu 700 Tonnen mit eigenen Schiffskränen, Laderäume mit einer Länge von bis zu 50,56 Metern und einem durchgehenden Wetterdeck von 136 Metern Länge, welches eine Fläche von circa 2.200 Quadratmetern bietet, die speziell im Hinblick auf sehr lange Kolli und den Transport von Off-Shore-Komponenten oder Bauteilen für die chemische Industrie ermöglicht.

Mit ihren vier neuen Schiffen des Pacific-Typs, dessen Serie mit der Taufe der MS Paderewski am 15. Dezember 2016 in Shanghai abgeschlossen wurde, steht die Chinese-Polish Joint Stock Shipping Company Co. an der Spitze der Linien-Carrier. Im Rahmen ihres regelmäßigen Fahrplans werden globale Projektverladungen ermöglicht. Über die üblichen Linienverschiffungen hinaus werden auch Teilchartern akzeptiert sowie auf Charterterms gebuchte Ladung zu zusätzlichen Bestimmungshäfen, die auf der Route des jeweiligen Schiffes liegen.     Olaf Proes

 

Weitere Informationen unter www.chipolbrok.com.pl/cn