Harbourfront: Mittelmaß ist auch schlecht

Daniel Kehlmann
Daniel Kehlmann

Daniel Kehlmann beim Harbourfront Literaturfestival

2,3 Millionen Bücher hat Daniel Kehlmann von seinem Werk „Die Vermessung der Welt“ verkauft – in Deutschland. Das Buch wurde in 46 Sprachen übersetzt und erreichte weltweit eine Auflage von circa 6 Millionen Exemplaren. So war es auch kein Wunder, dass die Lesung, die in der Laeiszhalle im kleinen Saal stattfand, bis auf den letzten Platz ausverkauft war.

Kehlmann, Jahrgang 1975 und ganz in schwarz gekleidet, kam gut gelaunt auf die Bühne. Die Wut – der Thomas-Mann-Preisträger hattte jüngst die deutsche Erstaufführung seines Stücks „Der Mentor“ in Frankfurt aus Protest verlassen, schien verflogen.

In Hamburg ging es um sein aktuelles Buch mit dem Titel „F“. „F“ könne für „Familie“ stehen, andere Deutungen seien auch ok – Titel seien generell überschätzt, findet Kehlmann. „F“ ist ein Roman über Lüge und Wahrheit, über Familie, Fälschung und die Kraft der Fiktion. Ein Roman dürfe alles, nur nicht langweilig sein. Man könne Langeweile als Stilmittel einsetzen, versucht es der Moderator Adam Soboczynski. „Das ist aber sehr riskant“, erwidert Kehlmann. Gute Laune in der Musikhalle.

 „Jahre später, sie waren längst erwachsen und ein jeder verstrickt in sein eigenes Unglück, wusste keiner von Arthur Friedlands Söhnen mehr, wessen Idee es eigentlich war, an jenem Nachmittag zum Hypnotiseur zu gehen.“  In der dritten Reihe sitzend, werden sowohl Iwan, einer der Zwillingssöhne Arthurs, sowie Arthur selbst auf die Bühne zu Hypnotiseur Lindemann gerufen. Widerwillig erklimmen sie nacheinander die Bühne; Martin und Erik, Iwans Brüder, schauen zu. Ein Ereignis, welches ihr Leben ändern wird.

Martin wird Priester, aber glaubt nicht an Gott. Iwan wird Nachlassverwalter eines Malers, der er selbst ist – aber unter anderem Namen. Erik wird Finanzberater, der das Geld seiner Kunden verzockt und die Katstrophe der Entdeckung nicht verhindern kann.

Kehlmann liest virtuos und versteht es, sein Publikum mitzureißen. Das „F“ auf Platz 1 der Spiegel-Bestellercharts landet, ist dann auch kein Wunder.

Fazit: Ein humorvoller Abend mit einem tollen Autor, für den das Wort „Langeweile“ auch als Stilmittel nicht bemüht werden muß.