Jean-Claude Juncker

Jean-Claude Juncker im Körber-Forum

Montag an der Spitze
Wachsen oder sparen? Diese Frage spaltet derzeit die Geister in der europäischen Union. Selbst der amerikanische Präsident Obama fordert Wachstumsaktivitäten von seinen europäischen Partnern. Der Vorsitzende der Eurozone und luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker hat darauf eine sehr einfache Antwort: „Wachstum ist nicht nur die Mobilisierung von Geld! Wir brauchen effiziente Wachstumsprogramme. Wir sollten das Geld nicht in Autobahnen und Kathedralen, sondern in Ausbildung investieren. Und gerade Griechenland zeigt deutlich, dass für Wachstum die Verbesserung stattlicher administrativer Strukturen erforderlich ist.“ Im Gespräch mit SPIEGEL-Chefredakteur Georg Mascolo und Britta Sandberg, die Ressortleiterin Ausland, die ihn an die Kehrwiederspitze eingeladen hatten, zeigt sich der erfahrene Europapolitiker zuversichtlich, denn die Geschichte werde eines Tages zeigen, dass „wir die Krise bewältigt haben“. Auch wenn er seine Aussagen mit feinsinnigem Humor untermalt, spricht der Eurogruppenchef Klartext und lässt die „beiden Großen“ nicht ungeschoren.

Ohne Europa wäre alles noch schlimmer.

Auch ein Besuch der Elbphilharmonie stand auf dem Programm

Sowohl Merkel als auch Sarkozy „machen mir das Leben nicht leicht“, und häufig sei er frustriert, wenn Deutschland und Frankreich so tun, als hätten sie alle Entscheidungen allein getroffen, und dabei außer Acht lassen, dass die europäische Union derzeit 27 Mitglieder hat, und alle an der Lösung der Probleme arbeiten. Dem SPIEGEL und dem Körber-Forum ist es zu verdanken, dass die anwesenden Zuschauer an diesem Abend eine Lehrstunde in differenzierter Europapolitik erhielten von dem Mann, von dem Helmut Schmidt behauptet, dass er neben Mario Monti der zweite Politiker sei, der Europa aus der Krise führen könne. Wie das funktionieren soll, wenn Jean-Claude Juncker (57) im Juni seinen Posten als Chef der Eurogruppe, den er als harte Doppelbelastung bezeichnet, für einen Nachfolger frei macht, bleibt abzuwarten. Wolfgang Schäuble habe als möglicher Nachfolger seine volle Unterstützung. (CF)