„jobs follow people“

Wo das Business abgeht?

Jörg Munzinger schreibt in seiner Kolumne #urbnhafencity über seine Eindrücke und Beobachtungen in der HafenCity. Seine  Leidenschaft sind Immobilien, Architektur und Städtebau. Er wohnt in der HafenCity.

Kreativer Raum trifft kreative Köpfe: MAYD Studio of Creative Arts (Foto: Munzinger)
Kreativer Raum trifft kreative Köpfe: MAYD Studio of Creative Arts (Foto: Munzinger)

Der amerikanische Ökonom Richard Florida prophezeit Städten nur dann eine positive Zukunft, wenn sich kreative Menschen wohlfühlen. Nach seiner Theorie sollten Städte nicht mehr versuchen, Unternehmen anzuwerben, sondern Menschen, die eine Stadt voranbringen und ihr ein Image geben. Florida definierte dafür eine „creative class“ – Menschen mit Ideen und Talenten.

In der HafenCity sollen einmal 45.000 Arbeitsplätze entstehen. Bei den bisher entstandenen Bürogebäuden kann man Architektur gut finden oder nicht. Eins haben sie alle gemeinsam: Sie basieren auf Bürokonzepten aus dem alten Jahrtausend. Es geht um Flächeneffizienz und Raster, die eine mehr oder weniger hierarchische Organisation widerspiegeln. Im besten Fall gibt es etwas Kreativ-Atmosphäre mit Kickertisch und Coffee-Bar.

Sind das die Orte, an denen sich die „creative class“, die digitale Bohème, wohlfühlt? Es gibt keine coolen Hafenlofts, die selbst entwickelt und erobert werden können. Alles ist den engen Zielen eines Masterplans untergeordnet.

Doch dort, wo die Gebäude nicht perfekt und Mieten günstiger sind, entsteht sie, die kreative Atmosphäre. So haben sich die alten Speicher in der Hongkongstraße zu einem kreativen Biotop entwickelt. Auch Oberhafen und Speicherstadt haben sicher Potential für Menschen, die das Quartier weiterbringen– vorausgesetzt, man lässt sie mal machen. Aber reicht das aus, die HafenCity zu einem Ort der Kreativität zu machen, wo es doch nahezu ausschließlich Neubauten mit hohen Mieten gibt? Nur vereinzelt gibt es bisher das kreative Loftbüro in Erdgeschossflächen oder das gestylte Coworking-Büro.

Prognosen besagen, dass bis zu 60 Prozent der heutigen Verwaltungsarbeiten in den nächsten 15 Jahren wegfallen werden. Dies wird sich auch auf den Städtebau auswirken. Gib es dann noch genug Unternehmen, die Lust haben, in langweiligen Bürokisten zu sitzen? Hier geht es nicht nur um Leerstand, sondern um Büros, die zu einem Zeitpunkt entstanden sind, als nach Richard Florida noch galt: „people follow jobs“. In der HafenCity brauchen wir vielmehr ein kreatives Image mit individuellen Orten für die Arbeit der Zukunft. Damit künftig gilt: jobs follow people. Denn eine florierende Wirtschaft zieht Menschen an, die wiederum die Wirtschaft am Laufen halten.