Multikultikulturell

Bildschirmfoto 2016-07-01 um 12.58.02Editorial

Wer durch die HafenCity geht – oder wie ich im Sommer mit offener Tür zur Straße arbeitet – stellt eines schnell fest: Die HafenCity ist international. Fast jedes zweite Gespräch dem man unfreiwillig lauscht ist nicht in Deutsch. Englisch ist die zweithäufigst gehörte Sprache, gefolgt von fast allen Sprachen Osteuropas und Spanisch. Ein wenig verblüffend, geben doch die amtlichen Statistiken dieses Bild nicht zwingend her. Demnach liegt die HafenCity bei dem Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im guten Hamburger Durchschnitt. Den Unterschied machen hier die vielen internationalen Unternehmen aus, die sich inzwischen im Stadtteil am Wasser angesiedelt haben – und bei einigen von ihnen ist Englisch Verkehrssprache. Dazu kommen immer mehr ausländische Touristen, angezogen vom noch frischem Kulturerbestatus der Speicherstadt und der Elbphilharmonie, die inzwischen anfangen auch in der Woche für volle Straßen in der HafenCity zu sorgen. Manchmal sorgt das für ein fast babylonisches Sprachwirrwarr: Der Paketbote fragt in Englisch nach einem Nachbarn – er konnte tatsächlich kein Deutsch, ich unterhalte mich mit einer Frau aus Südamerika auf Englisch und übersetze für meine Frau – die kann dafür russisch – bis der Mann der Südamerikanerin dazu kommt, der sich mit seiner Frau auf Spanisch, mit mir auf englisch und zu aller späteren Überraschung mit meiner Frau auf Deutsch unterhält – irgendwann verliert man da den Überblick. In der Zeitung hatten wir lange Zeit tatsächlich mindestens einen Artikel in Englisch – und bei dieser Vielfalt überlegen wir tatsächlich, diesen Umstand wieder aufleben zu lassen. Dabei ging es nicht um Belanglosigkeiten sondern um echte Artikel – eben nur in einer anderen Sprache – die auch den Leser fordern – und nicht um „English for Runaways“. Und es gab echte interne Diskussionen in Sachen „Kann man das unseren Leser zumuten?“. Durchgesetzt hat sich die Fraktion die der Meinung ist „Ja, können wir!“. Denn zu unserer besonderen Leserschaft an der Stadtküste gehört auch eine besondere Zeitung.