Nichts ist unmöglich

Die Basiszelle wird über Parameter angesteuert (Grafik: OneToOne)
Die Basiszelle wird über Parameter angesteuert (Grafik: OneToOne)

Toyotas Programmierer für die L-Phi

Eines der vielen großen Wunderwerke im Projekt Elbphilharmonie ist die Akustik der beiden Säle, beide mit unterschiedlichen Charakter und doch Ergebnis modernster Technologie. Von der optischen Wirkung ist davon der große Saal sicherlich der auffälligere von beiden und doch sind beide auf Basis der gleichen Technik entworfen und produziert worden.

Der Akustiker Yasuhisa Toyota ist das Mastermind hinter der Akustik, doch ein weiterer Name verdient es genannt zu werden, ohne den die Saalverkleidung, die sogenannte weiße Haut, nicht hätte entstehen können.

Benjamin Koren vom Frankfurter Designbüro One To One hat Architektur, Musik und Informatik studiert und entwickelte für Herzog & De Meuron die 10.000 Paneele der weißen Haut nach den Vorgaben der Architekten und des Akustikers. Dabei galt es, schlicht gesagt, Schönheit und Funktion in Einklang zu bringen. Die Paneele bestehen insgesamt aus einer Million individueller, etwa faustgroßer Zellen, die ein wenig an Muscheln erinnern. Je nach Position im Saal reflektieren oder absorbieren sie den auftreffenden Schall, sind unterschiedlich tief oder hoch, zwischen fünf und sechzehn Zentimeter groß.

Benjamin S. Koren (Foto: OneToOne)
Benjamin S. Koren (Foto: OneToOne)

Natürlich hat sich niemand hingesetzt und diese Zellen einzeln entworfen. Koren ist spezialisiert auf algorithmisches, parametrisiertes Design basierend auf den Entwurf einer Grundzelle, die auf Basis verschiedenster Parameter und den Vorgaben des Akustikers ihre Form erhält.

One To One und Koren lieferten dabei die Ergebnisse gleich passend für die computergestützten Fräsen – und das Ergebnis kann sich nicht nur sehen, sondern auch hören lassen. Mit gleicher Methodik entwickelte das Designlabor zum Beispiel auch die Elemente des Audi-Pavillons auf der IAA oder die 15.000 Einzelteile für das Louvre in Abu Dhabi.

Der Clou dabei ist, so erklärt Koren im amerikanischen Wired Magazin, dass, sobald die Parameter und der Algorithmus fertig sind, man nur noch auf den Start-Knopf drückt und die Software die Millionen Zellen produziert. Man hat als Mensch Kontrolle über die Software-Entwicklung, der Computer über die einzelnen Zellen.

Ein Kontrollverlust, den nicht jeder Designer mag, die Alternative der manuellen Entwicklung aber ebensowenig – und die Elbphilharmonie ist ein Musterbeispiel der erfolgreichen Zusammenarbeit von Programmierern, Designern und Algorithmen – sprich Computer.