Per Anhalter durch die HafenCity

Der Leitfaden für galaktische Reisende jetzt mit neuem Kapitel – eine Glosse frei nach Douglas Adams

Fast jeder kennt das unentbehrliche Hilfsmittel von Douglas Adams, das dem stellaren Reisenden die Eingewöhnung in neue Umgebungen vor allem mit dem Motto „Keine Panik!“ leicht machen soll. Ein wichtiges Kapitel fehlte aber bisher in dem alles erklärenden Bestseller: Die HafenCity auf dem als weitgehend harmlos klassifizierten Planeten Erde. Dabei werden auch einige Irrtümer aufgeklärt, die in den bisherigen Ausführungen zur Erde unvollständig oder noch nicht vollständig erforscht waren. Doch von Anfang an. Zunächst einmal gilt für die HafenCity wie für den Rest des Universums: Keine Panik! Erster Irrtum: Entgegen der landläufigen Meinung, dass die Erdbevölkerung aus Nachkommen ausgesetzter arbeitsloser Schuhverkäufer und Telefonhörerdesinfizierer besteht, hatte die bisherige Forschung ein weiteres notgelandetes Raumschiff übersehen, in dem ein besonders aufgeklärtes und fortgeschrittenes Volk seine überzähligen Bäckereifachverkäufer und Marketingexperten auf eine Reise ohne Wiederkehr geschickt hatte – selbstverständlich ohne ein Exemplar des hilfreichen Reiseführers. Diese Nachkommen wurden erst kürzlich entdeckt, als sie versuchten, sich in der HafenCity zu einem Rudel zusammenzuschließen. Die Auswirkungen kann der interessierte Reisende noch heute in der HafenCity sehen. Eine extrem hohe Dichte von Bäckereien versucht dem galaktischem Touristen seine Erzeugnisse schmackhaft zu machen – doch Vorsicht: Backwaren haben nicht dieselbe vorbeugende Wirkung bei Hyperraumsprüngen wie die generell empfohlenen gesalzenen Erdnüsse. Diese findet man, wie so einiges andere auch, eher in einem unscheinbaren Club in der Osakaallee, dessen Wirt Toni im Übrigen mit seinen selbstgemischten Drinks dem Pangalaktischen Donnergurgler als stärkstem Drink der Galaxis Konkurrenz zu machen versucht. Fiet Vujagig, ein Student der Universität von Maximegalon, hat aber in einem waghalsigen Selbstversuch bei einem Vergleichstest herausgefunden, dass Tonis Drinks nur beinahe die Wirkung des Donnergurglers erreichen. Nach dem Selbstversuch stellte er seine berühmte Kugelschreibertheorie auf, die besagt, dass sich alle Kugelschreiber, die plötzlich unauffindbar verschwinden, in einem unbeaufsichtigten Moment auf die Reise zu einem kugelschreiberoiden Planeten machen, um dann dort zu leben. Fiet machte sich anschließend zu dem Planeten auf und arbeitete eine Zeitlang als Fahrer einer kleinen Kugelschreiberfamilie.

Auf der anderen Seite der Osakaallee, wie auch an verschiedenen anderen Orten in der HafenCity, stößt der Reisende auf die andere bisher unentdeckte ausgesetzte Spezies: Die überzähligen Marketingfachleute. Noch heute kann man in der ortstypischen Wortwahl die Abstammung erkennen: Die Eingeborenen huldigen dem heiligen B.u.ll#Sh:it;B.i-ngo noch an einigen Orten der HafenCity, die meist als Infocenter umschrieben werden und sogar monatlich im ortsüblich vollständig rückständigen 2D-Bildgeber. Wofür die zwei Buchstaben stehen konnte auch die Redaktion des Reiseführers bisher nicht feststellen und hat daher demjenigen, der das Rätsel löst, ein eigenes Kapitel im Reiseführer versprochen. Die restliche Bevölkerung ist ein munteres Völkchen. Mal ist sie hier, mal ist sie woanders – der Planet woanders liegt im Übrigen in unmittelbarer Nachbarschaft des Kugelschreiberplaneten – und die ortsansässigen Geschäftsleute haben ihre liebe Not mit ihnen. Da sich ihre Aktivitäten auf erdtypischem lokalem technischem Niveau befinden, können sie ihren Kunden nicht – wie überall sonst in der Galaxis üblich – per Dimensionssprung folgen und leiden darunter, wenn sie nicht gerade die glücklichen Träger einer Joo-Janta Gefahr-O-Sensitiv-Brille sind, die sich bei Gefahr oder Panikattacken automatisch verdunkelt, oder wenn ein Raumschiff unter dem Schutz eines PAL-Feldes (Problem anderer Leute Feld) mitten auf dem Strandkai gelandet ist. Auch die lokale Gastronomie hat es nicht einfach. Die Bewohner der HafenCity sind, wie fast alle Bürger dieses unbedeutenden Armes der Milchstraße, eifrige Besucher des Restaurant am Ende des Universums und sind nach Anbruch der Dunkelheit mit ihren Handtüchern und natürlich mit den obligatorischen Erdnüssen auf dem Weg nach woanders, der Ausgangspunkt für jeden Besuch in der derzeit angesagtesten Location dieses Universums. Auch wenn dem Touristen die HafenCity nach Einbruch der Dunkelheit düsterer als Zaphods Bar auf Krikkit im Kohlensacknebel vorkommt: Keine Panik! Die HafenCity ist weitgehend harmlos und vogonenfrei, das können auch die Redakteure des Anhalters bestätigen, die weitgehend heil nach ihren Feldforschungen zurück in die Verlagszentrale auf Ursa Beta Minor gekommen sind und den Reiseführer um dieses wertvolle und aufschlussreiche Kapitel ergänzt haben. Insgesamt 42 Seiten mehr und zu finden in der neuesten Auflage überall in der Galaxis in autorisierten Headshops.