Werktags befahrbar - Am Wochenende nicht für Radfahrer geeignetAbenteuer Alltag
Ich fahre Rad, einmal, weil es sich in der HafenCity aufgrund der zentrale Lage einfach aufdrängt, zum anderen weil es für mich tatsächlich das schnellste Verkehrsmittel zu meinem Arbeitsplatz ist. Das ungefährlichste Verkehrsmittel in der HafenCity ist das Fahrrad aber beileibe nicht. Gerade jetzt im Winter, wo der Arbeitsweg in der Dämmerung oder in der Dunkelheit absolviert wird, ist die HafenCity gefährliches Pflaster für Radfahrer. Abseits der geschützten Promenaden gibt es keine Regeln.
Baustellen machen den Radfahrern zu schaffenDas Abenteuer beginnt am Dalmannkai. Ist es schon für Autofahrer nicht einfach die Strasse in Richtung Osten zu verlassen, grenzt der Versuch die Strasse in dieser Richtung mit dem Rad zu befahren an Selbstmord. Also heißt es den Fußweg benutzen. Hier ist morgens das Risiko hoch, von einem aus einer Ausfahrt ausfahrenden, oder in eine Einfahrt einfahrenden Wagen erwischt zu werden. Also Adrenalinspiegel hochhalten und Augen auf. Löbliche Ausnahme ist die Ausfahrt des Hauses "Am Kaiserkai 3". Hier warnt immerhin ein gelbes Blinklicht vor geöffnetem Tor, zusätzliche Sicherheit würden aber nur Spiegel bringen.Verbindliche Vorschriften hätten hier Wunder gewirkt, am Dalmannkai ist diese Chance aber vertan.
Die Strassen und Plätze in der HafenCity sind nicht einfach zu befahrenUm zu den Deichtorhallen zu gelangen gibt es jetzt drei Alternativen. Die Stadtnahe über die Kibbelstegbrücke am Zollkanal entlang, den Verkehrsregeln und autoverkehrsmäßig konformste Strecke, allerdings auch die Längste. Die Unkorrekte, die über den Sandtorkai und Brooktorkai am kürzesten ist, und die Strecke, die über die Überseeallee und Shanghaiallee entweder über die Oberhafenbrücke oder zum Brooktorkai führt.
Radfahrer scheinen in den Planungen nicht vorzukommenJede dieser Strecken hat ihre Tücken. Die kürzeste Route über den Sandtorkai weist keine Radwege auf, führt durch den Baustellenverkehr und dann entgegengesetzt der Verkehrsführung irgendwie auf den Brooktorkai. Nette Höhepunkte sind die Ampel für den Geradeausverkehr Höhe "Am Sandtorpark", wo Fahrradfahrer nur mit viel Glück bei einer Ampelphase über die Strasse kommen und der zweite Adrenalinspender ist die Brückenbaustelle bei St.Annen, da hier für Fahrradfahrer eigentlich gar keine Route vorgesehen ist, es hilft nur eine verkehrsarme Phase abzupassen, egal ob es unten an den Speichern vorbeigeht, oder über die Strasse bis sie wieder vierspurig ist.
Und in der Speicherstadt KopfsteinpflasterAuch die Strecke über die Shanghaiallee ist nicht ohne. Wer auf der Strasse wegen fehlender Radwege fährt muss sich mit Beton-LKW und rücksichtslosen Autos aus dem Durchgangsverkehr auseinandersetzen, auch nicht ungefährlich ist die Überfahrt des Grossen Grasbrooks Höhe Kaiserkai 1. Wer sich der Gefahr entziehen möchte und spätestens bei der Pusanbrücke auf dem linken Fußweg fahren möchte hat morgens das Problem des Seitenwechsels. Vor der Brücke existiert zwar eine Ampel die aber noch nie in Betrieb war, hinter der Brücke ist die Bürgersteigkante so hoch, dass es sich fast empfiehlt auf der Strasse abzusteigen. Bleibt man auf der Strasse, muss man als Fahrradfahrer und Linksabbieger frühzeitig in der Mitte der Strasse fahren, was nicht bei jedem Autofahrer auf Gegenliebe stößt.
Da wo Strassen leer sind führen sie meistens ins NichtsDie Strecke über die Kibbelstegbrücke weist immerhin einen Radweg über die gesamte Strecke aus, der, vorausgesetzt man hat die rutschige Holzbrücke überlebt, weiter keine unüblichen Gefahren für Fahradfahrer bereithält. Allen Strecken gemeinsam ist, dass man, wenn man als Fahrradfahrer lange leben möchte, sich auf dem schnellsten und kürzesten Weg aus der HafenCity begeben sollte. Die einzig sicheren Radwege in der HafenCity befinden sich auf den Promenaden. Bleibt zu hoffen, dass dieses kein Dauerzustand sondern nur ein Übergangsstadium während der Bauzeit ist, zu befürchten ist aber, dass hoffend auf freiwillige Selbstkontrolle aller Verkehrsteilnehmer kein überzeugendes Konzept entsteht, ähnlich der freiwilligen Selbstkontrolle bei den Mülleimern.
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