Söldner für die Sicherheit auf See

Konteradmiral Philip Wilcocks
Konteradmiral Philip Wilcocks

Maritimes Sicherheitsbriefing der GoAGT in Hamburg

Er sähe sich als cost guard. Früher sei er Fischer gewesen. Aber die Ausländer haben die Fischbestände vor Somalia illegal geplündert. Jetzt seien die Ausländer seine Fische, berichtet ein Pirat Mary Harper.

GoAGT, die Gulf of Aden Group Transits Limited, lud Reedereien zu ihrem ersten Sicherheitsbriefing in Hamburg ein. Etwa 20 Interessierte aus der Schifffahrt folgten der Einladung ins Internationale Maritime Museum. GoAGT wurde 2008 gegründet und beschäftigt 200 Navy- und Ex-Soldaten. Sie bieten Reedereien „armed guards“, die Handelsschiffe durch den Indischen Ozean begleiten und vor Piratenübergriffen schützen.

Mary Harper ist  Ost Afrika-Korrespondentin der BBC.  Sie ist regelmäßig in Somalia und berichtet über Konflikte, Piraterie und Islamismus. Außerdem ist sie Autorin des Buches „Getting Somalia Wrong?“ und schreibt wissenschaftliche Artikel für The Economist, The Guardian, The Times und The Washington Post: für andere seien die selbsternannten somalischen „cost guards“ schlichtweg Kriminelle, Piraten. Und nicht alle waren früher Fischer. Die Angriffe auf Schiffe nähme zwar ab, so Harper, aber das Problem an sich sei nicht gelöst: es gäbe keine Arbeit für die Menschen. Ausländer beuten die Fischbestände aus und hätten das Leben der Fischer und derer Familien ruiniert. Es gäbe mittlerweile viele verschiedene Piratenstämme, die bis ins Gebirge ziehen und sich dort verstecken – und auch mit der Al Kaida kooperieren. Die somalische Regierung sei nicht in der Lage, das Land zu kontrollieren – nicht einmal der Hafen in Mogadischu sei sicher. Beherrscht wird Somalia von verschiedenen Clans.

Konteradmiral Philip Wilcocks, der fast 40 Jahre in der Royal Navy diente und drei Kriegsschiffe, ein Zerstörungsgeschwader und die größte Ausbildungseinrichtung der Marine anführte, gibt eine düstere Zukunftsprognose ab: die größten Probleme seien der Klimawandel, die wachsende Weltbevölkerung, der Mangel an Ressourcen wie Wasser, Nahrung und Energie – und steigende Kriminalität im Kampf um jene Ressourcen. Massive Veränderungen sind im Mittleren Osten im Gange, der Weg zu funktionierenden Demokratien sei nicht in fünf Jahren zu schaffen. Trotz der steigenden Bedrohungen und Expansion von Schiffen auf den Weltmeeren hätten in den letzten Jahren nur zwei Nationen ihre Kriegsflotten ausgebaut: Indien und China.

Glen Forbes, war über 30 Jahre bei der Royal Navy und führte u.a. ein Team bei der „EU NAVFOR’s Operation Atalanta“, um ein Kommunikationsnetz bereitzustellen. Forbes führt weitere Bedrohungen an: neben dem illegalen Fischfang seien dies Menschenhandel, Waffen- und Drogenschmuggel sowie Terrorismus. Es gäbe viele Behörden wie IMO, IMB, Nestor, UNSOM, Interpol – aber es gäbe kein zentrales Informationszentrum, die einen Austausch ermöglicht.

Doch auch wenn bewaffnete Spezialteams an Bord die Handelsschiffe schützen und für Sicherheit sorgen  – das Problem Somalia ist damit nicht gelöst: das Schaffen von Sicherheit an Land, von Arbeit und Perspektiven für die Menschen.