Schietwetter vermurkst positive Bilanz

Regen machte einen Strich durch die Rechnung
Regen machte einen Strich durch die Rechnung

Das war dann doch ein wenig zuviel des Schlechten: So viel Pech mit dem Wetter wie das diesjährige Elbjazz Festival muss man erstmal haben. Am Samstag sorgten Dauerregen bis zum Abend dafür, das viele potenzielle Besucher es vorzogen, gemütlich zu Hause das Championchip-Finale anzusehen – statt hervorragenden Musikern mit viel Charme und Spielfreude zu begegnen. So kam es zu einer ziemlichen Enttäuschung bei den Festivalmachern, die statt der erwarteten mehr als 20.000 Besuchern nur rund 15.000 zählen konnten. Trotzdem konnten die Macher dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen. ELBJAZZ-Leiterin Tina Heine: „Was für ein Festival! So nahe waren Freude und Verzweiflung bisher noch bei keinem anderen ELBJAZZ. Auf der einen Seite das fabelhafte Programm, spannende Spielorte, ein tolles Team und ein wirklich einmaliges Publikum – auf der anderen Seite: das Wetter… Es war großartig, zu erleben, wie sowohl unsere Künstler als auch unsere Gäste die fehlende Unterstützung von Petrus durch ihre unerschütterlich gute Laune kompensierten. Dennoch hat uns das unverhältnismäßig schlechte Wetter im gesamten Mai im Hinblick auf die Besucherzahlen einen klaren Strich durch die Rechnung gemacht. Der sehr positive Verlauf des Vorverkaufs, der sogar berechtigte Hoffnung auf eine erneute Steigerung des Vorjahresergebnisses von rund 20.000 Besuchern zuließ, konnte im Mai – einem für die Schlussbilanz sehr relevanten Monat – leider nicht fortgesetzt werden. Das diesjährige Locationkonzept mit den beiden Spielort-Zentren Blohm+Voss und dem Areal um die Fischauktionshalle hat sehr gut funktioniert und wurde auch von unseren Besuchern positiv angenommen.“

Voller Energie - Lakecia Benjamin aus New York
Voller Energie – Lakecia Benjamin aus New York

Was die Highlights des Festivals waren unterliegt dabei natürlich individuellen Geschmack und nicht zuletzt der Logistik. Die Zusammenfassung der Spielorte auf zwei Zentren recht und links der Elbe hat sicherlich zu einem schnelleren Wechsel der Locations beigetragen – wenn man denn so pfiffig war den alten Elbtunnel als Weg zwischen Fischauktionshalle und Blohm & Voss zu nutzen. Sich auf die Barkassen zu verlassen war ein Lotteriespiel, der Transfer zwischen HafenCity und den Spielorten funktionierte nur in eine Richtung, und nachts von Brücke 10 zu öffentlichen Verkehrsmitteln zu gelangen war auch nicht so einfach. Da gibt es für nächstes Jahr noch Diskussionsbedarf.

Jamie Cullum
Jamie Cullum

Zu den individuellen Favoriten: Ein echtes Energiebündel war mit Sicherheit die New Yorkerin Lakecia Benjamin, die mit unglaublicher Power Energie ins fröstelnde Publikum mit ihrem Saxofon blies. „In New York wäre bei so einem Wetter absolut niemand zu einem Festival gekommen“, meinte sie auf der Bühne, „I think I love Hamburg“, meinte die Bandleaderin, die schon mit Alicia Keys oder Stevie Wonder gespielt hat. Ebenfalls ordentlich Power a la Joe Bonamassa brachte die Französin Natalie Attal auf die Bühne – Respekt! Die Hauptacts beider Abende erfüllten die Erwartungen der Besucher. Jamie Cullum und Aloe Blacc heizten allen ein, perfekte Musiker und Entertainer mit Witz und Charme. Jamie Cullum: We’re in a bloody shipyard. Wie toll ist das denn?“ Und dann waren da noch die coolen Norweger vom Nils Petter Movaer Trio, die das Zwerchfall mit exotischen Klängen zum Beben brachten, oder Ibrahim Maalouf, dessen Klänge auch direkt ins Hirn gingen.

Auch Spherical auf dem Überseeboulevard hatt unter dem Wetter zu leiden
Auch Spherical auf dem Überseeboulevard hatt unter dem Wetter zu leiden

Ausfälle? Geschmackssache sicherlich, aber Samy De Luxe mit seiner Dunkelkammermusik klang mehr nach Dunkeljammermusik im Stile von den Söhnen Mannheims und The Notwist mit Spät-Teeniepop waren zwar stellenweise ganz nett, aber irgendwie falsch auf einem Jazzfestival. Aber wie schon erwähnt – alles Geschmackssache und wem eine Band nicht passte, hatte die Wahl zwischen vielen anderen – in der Theorie. Viele der Spielorte rund um den Fischmarkt mussten häufig „Nix geht mehr“ melden, sei es weil sie überdacht waren und so besseren Schutz vor dem Wetter boten, oder weil die Größe der Spielstätten nicht dem Ansturm der Fans gewachsen waren. Es hat trotzdem Riesenspaß gemacht und als Fazit gilt wie jedes Jahr wieder: Auf Wiedersehen in 2014. Gefeiert werden soll auch am letzten Mai-Wochenende, am 30. und 31. Mai – wenn es wieder heißt: Hafen – Hamburg – Jazz – beim ELBJAZZ Festival 2014.

BILDERGALERIEN