An der Straße zum Ozean

Das grüne Hamburg –  Metropole und Umwelthauptstadt an Alster und Elbe

„Birkenwälder auf Bahngleisen, Robinienhaine am Elbhang in Altona, Ahornbestände auf den Zwickeln an der Flurstraße. Unbemerkt haben sich auf den alten Brachflächen der Stadt neue Wälder entwickelt: (…) Aber leider auch Wälder ohne Lobby – gerade, weil sie nichts gekostet haben, weil keine Behörde dafür zuständig ist (…), kein Planer sie in eine städtebauliche Konzeption eingebracht und kein Landschaftsgärtner an ihrer Pflanzung und Pflege verdient hat. Sie sind aus dem Nichts entstanden und einfach nur da. Ein Geschenk. Ein Geschenk der Natur an die Einwohner Hamburgs. Wie werden wir damit umgehen?“

Gleich mehrere Autoren zeichnen für Das grüne Hamburg verantwortlich, alle sind sie mit Hamburg verbunden; sei es Jörn Walter (Oberbaudirektor in Hamburg), Heiner Baumgarten (Abteilungsleiter in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt / Geschäftsführer der igs 2013) oder Hans-Helmut Poppendieck (lehrt Botanik an der Uni Hamburg / Vorsitzender des Botanischen Vereins zu Hamburg und der Stiftung Internationaler Gärtneraustausch). Hamburg und sein Grün wird von mehreren Seiten beleuchtet: Hamburgs 31 Naturschutzgebiete werden vorgestellt, die Parks an der Elbchaussee und am Hohen Elbufer, die Entstehung und Entwicklung des Hamburger Grüns am Beispiel ausgewählter Parkanlagen erklärt, Insellandschaften und die Rolle des Grüns in der Hamburger Stadtentwicklung beschrieben.

Die Abhandlungen der Autoren werden von historischen Karten und wunderschönen Naturfotos begleitet. Auch wenn der Hamburger Leser mit Sicherheit einige der vorgestellten Parks und Landschaften kennt, so gibt es auch viele interessante Details, die eher unbekannt sind: der Rosengarten an der Elbchaussee ist in drei „Zimmer“ unterteilt, die eine Rekonstruktion des Max Liebermann’schen Gartens in Berlin-Wannsee darstellen sollen. Oder wussten Sie, dass die in Hamburg häufigste Brombeere aus Armenien stammt? Oder das der Schierlings-Wasserfenchel nur zwischen Glückstadt und Geesthacht wächst und durch europäisches Recht geschützt ist? Und im Witthüs im Hirschpark während des Zweiten Weltkrieges der Schriftsteller Hans Henny Jahnn lebte? Und das am Donnerspark einst das im neugotischen Stil erbaute Donnerschloss stand, das in den 1950er Jahren abgerissen wurde?

Auch die Parks der HafenCity werden erwähnt: der Lohsepark soll den grünen Wallring mit dem Baakenhafen und von dort über Entenwerder und Kaltehofe die Vier-und Marschlande verknüpfen. Das klingt in der Theorie beeindruckend; weniger beeindruckt ist man allerdings, wenn man dem Lohsepark einen Besuch abstattet und diesen als eher kleine Grünfläche mit ein paar Bäumen vorfindet. Aber da geht doch sicher noch was – und sei es, dass die Hamburger das wilde Grün, einem Geschenk der Natur, annehmen.

Fazit: ein interessantes Buch mit vielen Informationen und Input für Ausflüge ins Grüne.

Das grüne Hamburg ist im Ellert & Richter Verlag erschienen. 368 Seiten, 258 Abbildungen, Euro 19,95