Die guten Deutschen

Hamburgs Söhne in China

In Deutschland wenig bekannt, zählt John Rabe in China zu den bekanntesten Deutschen und wird als „guter Deutscher in Nanking“, „lebender Buddha aus Hamburg“ oder „Oskar Schindler Chinas“ bezeichnet.

Shu Jiangmin, Direktor Nanking Municipal Archives, Lou Liaofan, stellvertretender Generalkonsul Chinas in Hamburg, Staatsrat Dr. Rolf Bösinger und Volker Reimers, Geschäftsführer des Auswanderermuseums (v. l.), eröffneten die Ausstellung in der BallinStadt (Foto: ten)
Shu Jiangmin, Direktor Nanking Municipal Archives, Lou Liaofan, stellvertretender Generalkonsul Chinas in Hamburg, Staatsrat Dr. Rolf Bösinger und Volker Reimers, Geschäftsführer des Auswanderermuseums (v. l.), eröffneten die Ausstellung in der BallinStadt (Foto: ten)

Der Hamburger Kaufmann (1882 bis 1950) ging 1908 nach China und war ab 1931 Geschäftsführer von Siemens in Nanking. Nachdem am 13. Dezember 1937 japanische Truppen die Stadt Nanking eingenommen hatten und grausame Massaker an der chinesischen Bevölkerung verübten, blieben 24 ausländische Geschäftsleute und Missionare in Nanking. Darunter waren auch sechs Deutsche: drei von ihnen die Hamburger John Rabe, Christian Kröger und Dr. Karl Günther. Während des Massakers rettete das „Internationale Komitee für die Nanking Sicherheitszone“, das von Rabe geleitet wurde, über 200.000 Chinesen das Leben. Neben der Schutzzone bot Rabe auf seinem Grundstück außerdem unter einer drei mal sechs Meter großen aufgespannten Hakenkreuzfahne, in deren Besitz Rabe als NSDAP-Mitglied war, zahlreichen Chinesen, darunter vielen Kindern, Schutz. Die Fahne hielt aufgrund des deutsch-japanischen Abkommens offenbar die japanischen Piloten von der Bombardierung Rabes Grundstücks ab. Die Verfilmung aus dem Jahr 2009 mit Ulrich Tukur in der Rolle des John Rabe erzählt in eindrucksvollen Bildern von den damaligen Geschehnissen.

200.000 Chinesen wurde 1937 das Leben gerettet

John Rabe (Foto: BallinStadt)
John Rabe (Foto: BallinStadt)

Initiator einer aktuellen Ausstellung im Auswanderermuseum BallinStadt, die diese historischen Begebenheiten dokumentiert, ist der Chinese Jiang Yuchun. Die Geschichte der „guten Deutschen von Nanking“ treibt ihn um, verbunden mit dem Wunsch, die Völkerverständigung zwischen China und Deutschland, aber vor allem auch Japan zu verbessern. Die Haltung der drei Deutschen damals und die heutige Haltung der Deutschen Bundesregierung gegenüber geflüchteten Menschen seien für ihn beispielhaft, so Jiang Yuchun bei der Ausstellungseröffnung Mitte März in der BallinStadt, zu der unter anderem der Direktor des Nanking Municipal Archives Shu Jiangmin, der stellvertretende Generalkonsul der VR China Lou Liaofan, Staatsrat Dr. Rolf Bösinger (Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation) und Corinna Nienstedt (Leitung Geschäftsbereich International bei der Handelskammer Hamburg) gekommen waren. Sie alle lobten das außergewöhnliche Engagement John Rabes und seiner Freunde.

In Kooperation mit dem Nanking Municipal Archives, China, präsentiert die BallinStadt noch bis zum 15. April 2016 die Sonderausstellung „Hamburgs Söhne – die guten Deutschen in Nanking (John Rabe und seine Freunde)“.

Mehr als 40 Bild- und Texttafeln zeigen, welchen außergewöhnlichen Beitrag der Hamburger Kaufmann Rabe und seine Freunde Dr. Karl Günther und der Ingenieur Christian Kröger in Nanking geleistet haben, welche Beziehung sie zu Hamburg hatten und was mit ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg passierte.