Ein Hoch auf die Musketiere!

„Wenn ich träume sterbe ich“, sagt d’Artagnon. Und: „das Herz ist sowieso überbewertet“, bevor er, von einem Dolchstoß ins Herz getroffen, auf der Bühne zusammenbricht. Ein ganz starkes Intro, untermalt vom dumpfen Klang der Trommeln.
Am 5. Juni war Premiere im Zelt des Thalia Theaters am Strandkai: draußen stürmt es, drinnen auch – vor Applaus. „Die drei Musketiere“, in der Fassung des 2013 verstorbenen großartigen französischen Regisseurs Jerome Savary, passt perfekt in ein rustikales Zelt, auf einen mit Sägespänen präparierten Boden.
60 Rollen werden von 11 Schauspielern gespielt, die auf der Bühne brillieren. Die Frauenrollen werden von Männern gespielt, die Frauen übernehmen die Männerrollen; und das ist vor allem deshalb interessant, weil dies gar nicht ins Gewicht fällt; es geht um die vielfältigen Figuren, die interpretiert werden, und es ist egal, ob diese weiblich oder männlich sind. Sebastian Zimmler ist eine perfekte Milady de Winter: kalt und kokett, und der Schauspieler sieht außerdem wunderschön im langen roten Kleid aus, auf der Schulter die eingebrannte Lilie, dem Zeichen der Diebe und Verräter. Victoria Trauttmansdorff gibt einen arroganten, überheblichen Richelieu und einen verliebten und aufgelösten Buckinham – das ist großes Kino – pardon! – großes Theater. In der Hauptrolle des d’Artagnon ist Marie Löcker zu sehen, wild, enthusiastisch, verliebt, und auch verletzlich.
Es gibt tolle Kostüme, perfekt einstudierte Degenduelle, viele witzige Szenen, Chöre, Trommeln und einen Spielmann, der die Geschichte der Musketiere mit Gitarrenmusik unterlegt. Mehr geht nicht.
Das Premierenpublikum ist begeistert, und das zu Recht: Einer für Alle, Alle für Einen!

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