Feiertag für die Hafencity

Die Bayern haben Mariä Himmelfahrt, Buß und Bettag und Fronleichnam, die Hafencity hat
die Queen Mary Tage.

Queen Mary 2 im Nebel
Queen Mary 2 im Nebel
Schon frühmorgens herrscht zusätzlich zu normalen Baugeräuschen eine hörbare Unruhe, die von den Stimmen der zusätzlichen Besucher rührt. Zum zweiten Mal in diesem Jahr führt der Besuch der Queen Mary II bereits beim Frühstück zu andächtigem Innehalten. Dieses Mal noch zusätzlich mystifiziert durch morgentliche dichte Nebelschwaden, die die QM2 immer wieder den Blicken entziehen. Den ganzen Tag ziehen Heerscharen von Schaulustigen durch die Hafencity, die zum Abend hin durch die Gäste der Anwohner ergänzt werden. In vielen Küchen werden die Festtagsessen vorbereitet und langsam füllen sich die Balkone, Loggien und Terrassen mit Schaulustigen. Das Dessert wird durch dreimaliges kräftiges Tuten der QM2 und den hundertfachen Antworten kleinerer Schiffe und Boote angekündigt.
Queen Mary 2 am Kreuzfahrtterminal
Queen Mary 2 am Kreuzfahrtterminal

Volksfeststimmung am Kreuzfahrtterminal
Volksfeststimmung am Kreuzfahrtterminal
Auf der Dachterrasse trifft sich dann die gesamte Nachbarschaft mit ihren Gästen um dem Auslaufen an bester Sichtposition beizuwohnen. Kaum verschwindet der Bug hinter der ersten Häuserkante, wechselt die Position in den Innenhof, wo schon die erweiterte Nachbarschaft auf den Beginn des Feuerwerkes wartet und sich zuprostet… 

HALT ! 

Wer denkt er hat soeben den Anfang eines Charlotte Pilcher Romans gelesen und nicht die Beschreibung eines realen Tages in der Hafencity, der irrt. Ein Tag, an dem ein, zugegeben ziemlich großes, menschliches Fortbewegungsmittel einen Zwischenstopp an einem dafür vorgesehenen Anleger eingelegt hat, kann sich in der Hafencity durchaus wie ein Plot aus einem Kitschroman darstellen.

Schaulustige am VdGP
Schaulustige am VdGP
Es ist erstaunlich, was, trotz das es schon der neunte Anlauf der QM2 war, in den Menschen mobilisiert wird. Allein der Anblick am Kreuzfahrtterminal entschädigt viele für den alltäglichen Ungemach mit Baulärm und verstopften Strassen. Ein Phänomen was sich so einfach nicht erklären läßt. Kein anderes Kreuzfahrtschiff löst ähnliche Reaktionen aus und es nicht zu erwarten das sich das Interesse bei zukünftigen Besuchen reduzieren wird. Bei zwei Anläufen im Jahr macht sich die Queen ausreichend rar um nicht zur Gewohnheit zu werden. Die besonderen Linien, die Größe und die Bemalung sorgen dafür das ausreichend Abstand zur ansonsten fast überwiegend weiss bemalten Flotte der Kreuzfahrtschiffe gehalten wird. Gibt es dafür eigentlich eine vernünftige Erklärung ? Es ist eben ein Schiff wie man sich ein Schiff vorstellt. Klassische Linien und kein schwimmender Appartmentblock. Ein Schiff wie auf den Plakaten des Norddeutschen LLoyds aus den Goldenen Zwanzigern als die Welt noch nicht so klein war und "Globalisierung" noch nicht im Duden stand.
Innenhof Baufeld 20
Innenhof Baufeld 20
Einen Hauch dieser romantischen Vorstellungen sieht man in den Augen der Besucher und freut sich auf den nächsten Queen Mary II Hafencity Feiertag.