Go East – Goldrausch im Osten

So sieht es im Osten der HafenCity demnächst aus (Quelle:BSU)
So sieht es im Osten der HafenCity demnächst aus (Quelle:BSU)

The next big Thing?

Es ist schon ein kleines Wunder: Jahrhundertelang war Wohnen an der Elbe in Hamburg etwas für die Armen, für die Arbeiter, für diejenigen, die sich nichts Besseres leisten konnten. Wer sich Bilder aus der Zeit der Dampfschifffahrt und davor ansieht, bekommt eine Vorstellung davon, warum es die besser Begüterten vorzogen, lieber im Grünen zu wohnen: Das, was auf den Bildern wie romantischer Nebel aussehen mag, war der Smog der vielen Dampfschiffe – die Elbe, ihre Hafenbecken und die Fleete ähnelten mehr einer Kloake und rochen entsprechend. Viel hat sich seitdem gewandelt. Auch wenn die heutigen Schiffe im Hafen noch immer großen Verbesserungsbedarf in Sachen Umwelt haben, ist es doch kein Vergleich zu damals. Die Elbe ist inzwischen so sauber, dass gefahrlos in ihr gebadet werden kann. Aus dem gesundheitsgefährdenden Industriefluss ist ein Ort mit Erholungs- und Wohlfühlpotenzial geworden. Am Beispiel der HafenCity sieht man den Wandel, Hamburg erobert sich die Ufer der Elbe als gefragte Wohnlage zurück. Dass dabei die HafenCity nicht das Ende der Fahnenstange sein würde, war Experten schon lange klar, der Kampf um die Filetstücke in den Stadtteilen mit Wasserbezug setzte unmittelbar mit dem Baubeginn der HafenCity ein- Die dort entwickelten Masterpläne beflügelten die Fantasie der Immobilienspekulanten und ein Kampf um die erhältlichen Grundstücke und Objekte hat den Zenit schon längst überschritten, die Felle sind längst verteilt. Rothenburgsort, Hammerbrook, die Veddel und die Peute, um all das, was sich nicht in städtischem Besitz befindet, entbrannte ein heftiger Kampf, in dem die Stadt selbst munter mitmischte, doch der Überraschungsmoment wie bei der Planung der HafenCity war vorbei.

Auf der Peutte ist noch Platz
Auf der Peutte ist noch Platz

Fast 15 Jahre nach der Verabschiedung des Masterplans für die HafenCity legt die Stadt Hamburg jetzt die Fahrtrichtung für die weitere Entwicklung im Osten und Norden der HafenCity fest, in Lagen mit Bezug zur Tidenelbe, aber auch mit nicht minder attraktivem Bezug zur Bille, die mit ihren Kanälen und Nebenarmen das der Elbe abgewandte Bild von Hammerbrook und Rothenburgsort prägt. Es ist fast unglaublich, wie viele Wohnungen mit Wasserblick und 1A-Lage plötzlich planbar geworden sind, viele davon mit viel mehr direktem Wasserbezug als in einigen Lagen in der HafenCity. Was all diesen Lagen allerdings fehlt, ist der direkte Bezug zur aktiven Großschifffahrt, ein Manko, das sich bei näherem Hinsehen als Pluspunkt erweist: Keine Emissionen von Schmutz, kein Lärm, die im Bereich der Bille und Elbe oberhalb der Elbbrücken fahrenden Binnenschiffe unterliegen schon jetzt schärferen Abgasgesetzen. Genauso interessant wie dieser nächste Schritt dürfte aber der übernächste Schritt werden:

Am Entenwerder Park
Am Entenwerder Park

Die Peute auf der gegenüberliegenden Elbseite ist heute noch reines Industriegebiet, es gehört aber nicht besonders viel Fantasie dazu, sich hier am Peutehafen, Peute-, Hove- und Moorkanal attraktive Wohnlagen vorzustellen. Kaum einer der dortigen Betriebe ist noch wirklich auf die Wasseranbindung angewiesen, der Peute- und Moorkanal ist sowieso nicht mehr wirklich schiffbar. Bei diesen Überlegungen geht es natürlich nicht um heute oder morgen, der zusätzlich prognostizierte Bedarf an Wohnraum bis 2029 von über 90.000 Wohnungen wird aber nur über den Abbau von heutigen Denkverboten zu decken sein. Hamburg wird dabei gewinnen, mit derartigen Pfunden kann kaum eine Stadt in der Welt wuchern. Abseits der seeschifftiefen Hafenbecken werden Wirtschaft und Gewerbe den Verdrängungswettbewerb um Wasserflächen langfristig verlieren und wie überall sonst auch, in die Randzonen der Stadt verdrängt werden. Dies wäre wohl schon längst geschehen, wenn Hamburg durch seine Situation als Stadtstaat nicht darauf geachtet hätte, seine Betriebe nicht über die Stadtgrenzen hinaus zu treiben.