Herzstück für pulsierende Stadtquartiere

Bild: Aktive Ergeschoßzone  (Foto J. Munzinger)
Bild: Aktive Ergeschoßzone  (Foto J. Munzinger)

Urbanität: Erdgeschoss und dessen Nutzung

Paris, die Stadt der Liebenden, des „Savoir vivre“ und der Bohéme. Da frage ich mich: „Wie kommt es, dass diese Stadt so beliebt ist?“ Paris empfängt seine Besucher mit einer neoklassischen Architektur, die Baron Haussmann im 19. Jahrhundert geschaffen hat. Das Schlendern durch die Straßen von Paris, entlang an Ladenlokalen, Cafés und Restaurants lässt jedes Herz höher schlagen.  Die Stadt verdankt sein Flair, wie wir es heute erleben, den Bauvorschriften, die Hausmann im 19. Jahrhundert bei der Erneuerung des Zentrums gemacht hat. Für ihn hatte das städtebauliche Gesamtbild Vorrang vor der Architektur einzelner Gebäude. In den Erdgeschossen waren Ladenlokale vorgesehen und erst drüber wurden Wohnungen geplant.

Eine ähnliche Bauvorschrift gilt für die HafenCity. Und diese ist das Beste, was dem Quartier auf dem Weg zu einer großstädtischen Anmutung passieren konnte: Erdgeschosse müssen 5m hohe, transparente Fassaden haben. Die Nutzungen der hohen Räume sollten mit dem Außenraum interagieren.

Hier wird eine Strategie der aktiven Fassaden verfolgt, denn niemand läuft gerne an langweiligen oder geschlossen Fassaden entlang. Was für die Stadtentwicklung ein Segen ist, verstehen Entwickler oft als Fluch:

Die einen haben kein Interesse, anderen fehlt das Feingefühl. Für viele Bauherren ist es in der Realisierung einfacher, Leerstände zu akzeptieren, als über innovative Konzepte oder eine angemessene Mieterwartung nachzudenken. Wer sich mit möglichen Nutzungen seiner Erdgeschossflächen beschäftigt, muss realistisch mit den heute vorhanden Passantenfrequenzen umgehen und dazu passende Mietpreise ansetzen.

Jeder, der in der HafenCity investiert – egal ob als Privatperson in eine Eigentumswohnungen oder als Investor in ein Bürogebäude – sollte ein sehr hohes Interesse an einem langfristig lebendigen, vielfältigen Quartier haben.  Denn bis heute fehlt noch vieles, was die Qualität eines lebendigen, gewachsenen  Viertels ausmacht.  Beispiele für gelungene moderne Stadtentwicklungen mit lebendigen Vierteln in menschlichen Maßstäben, gibt es bisher nicht. In der HafenCity könnte es trotzdem klappen, wenn sich alle, Stadtentwickler und Investoren, immer Vorbilder gewachsener Stadtteile vor Augen führen. Denn was haben Quartiere wie das New Yorker Greenwich Village oder Berlin Kreuzberg gemeinsam?  Sie sind lebendige Quartiere, mit einer hohen Bebauungsdichte, Kleinteiligkeit, Abwechslung und aktiven Erdgeschosszonen. Das sollte auch Ziel der HafenCity sein.