»MYRINX« VIDEOINSTALLATION IM EINGANGSBEREICH DER ELBPHILHARMONIE MACHT GERÄUSCHE SICHTBAR

Kunst am Konzerthaus: Das erste Mal wird die große LED-Fassade im Eingangsbereich der Elbphilharmonie künstlerisch bespielt. Ab sofort ist dort die Video-Installation »MYRINX« des in Los Angeles lebenden Künstlers Till Nowak zu sehen. Das 14-minütige Werk übersetzt Geräusche und Klänge aus dem Haus und der unmittelbaren Umgebung der Elbphilharmonie in abstrakte Formwelten und stimmt auf den Besuch dieses außergewöhnlichen Konzerthauses ein.

Schaufenster für aktuelles Medienkunstschaffen
Die Medienwand der Elbphilharmonie besteht aus 857.472 LEDs. Die leuchtende Fläche im Eingangsbereich ist von dem Architekturbüro Herzog & de Meuron in die Gesamtkomposition des Hauses hinein konzipiert, sie soll Gäste und Flaneure neugierig machen und Vorfreude auf den Besuch wecken. Auf einer Fläche von 18 mal 5 Metern können hier nicht nur praktische Informationen wie die Konzerte des Abends angezeigt, sondern auch künstlerische Animationen präsentiert werden. Von nun an wird dieser Bereich der Elbphilharmonie dabei immer wieder zu einem Schaufenster für aktuelles Medienkunstschaffen. Bei der Entwicklung und beim Kuratieren der Inhalte arbeitet das Team des Hauses eng mit dem Medienkünstler Thorsten Bauer zusammen, dem Gründer des Kollektivs »Urbanscreen«.

Till Nowak: »MYRINX« – Was die Elbphilharmonie hören würde

Was würde die Elbphilharmonie hören, wenn sie ein Lebewesen wäre? Diese Frage war der Ausgangspunkt für »MYRINX« (Trommelfell), das jüngste Werk des in Los Angeles ansässigen Künstlers Till Nowak (*1980). Nowak, der als Animationsgestalter u.a. auch bei großen Hollywood-Produktionen mitwirkt, verbindet in seinem künstlerischen Schaffen seine unterschiedlichen Interessen: Klang, Architektur, Fotografie, Kunst, Film und Physik. Die spielerische Interpretation physikalischer Phänomene hat bei ihm oft eine direkte Verbindung zum Menschen – wie z.B. bei seinem Werk »AURA« (2012), einer Lichtinstallation in der Hamburger HafenCity, bei der die Bewegung von Passanten direkt auf die Erscheinungsweise des Werkes Einfluss hatte.

 

Für die Elbphilharmonie entwickelte Nowak die Idee, Geräusche an, in und auf dem Gebäude aufzunehmen und in Bildsignale umzuwandeln. So hat er 2016 gemeinsam mit dem Tontechniker Martin Gerigk unter anderem von Schiffsschrauben ausgelöste Vibrationen am Sockel des Gebäudes, das Pfeifen des Windes an einem leicht geöffneten Fenster, das Surren der Rolltreppe und den Applaus im Großen Saal aufgezeichnet. Über den Weg des Spektralfrequenzbildes und Verfahren, bei denen sich die Amplituden von Frequenzen als Hügel und Täler abzeichnen, hat Nowak die gesammelten Geräusche in freier künstlerischer Gestaltung visualisiert. Als Ergebnis ist ein vielschichtiges tonloses Videowerk aus sich bewegenden Linien-, Punkt- und Lichtwellen entstanden, das aus verschiedenen Sequenzen besteht. Die Struktur der Formen nimmt immer wieder Bezug auf die Materialität des Gebäudes. Bei einigen Animationen kippt der Künstler die Schauebene um 90 Grad und wieder zurück. Dadurch verstärkt sich die räumliche Tiefe, hin und wieder versinken die Formen quasi in der Wand und schaffen – am Ort des Eintritts ins Gebäude – eine spannende Verbindung zwischen Außen und Innen.

 

»Die Idee von MYRINX ist die Vorstellung eines urbanen Ohrs. Es reflektiert das Geschehen in und um die Elbphilharmonie, verändert unsere Wahrnehmung des Ortes, lenkt das Bewusstsein auf das eigene Hören – alles schwingt«, sagt Till Nowak.