Die Zukunft des Buches

Per Dahlheimer stellt das neue Konzept vor
Per Dahlheimer stellt das neue Konzept vor

Tiefgreifende Veränderungen im Buchhandel

Die HafenCity ist für eine Zeitung ein wirklich spannendes Gebiet: Auf kleinstem Raum finden hier Veranstaltungen statt, die ihre Wirkung oft weit über Hamburg hinaus entfalten. Häufig von der normalen Öffentlichkeit unbemerkt, werden auf den beliebten Eventflächen am Wasser neue Produkte vorgestellt, Kongresse abgehalten und Meetings zu wichtigen Themen gefeiert. Eines dieser Ereignisse mit einer weit über Hamburg hinausgehenden Wirkung war die Feier zur Umbenennung von libri.de in ebook.de im 25hours. Klingt nicht gerade aufregend, aber wer sich im deutschen Buchhandel auskennt, kann in etwa abschätzen, welche Diskussionen dieser Umbenennung vorangegangen waren. Der Buchhandel ist in einem umfassenden Umbruch weltweit, und man kann jetzt schon absehen, dass diesen Umbruch die meisten Buchhandlungen nicht überleben werden. Der Wechsel vom physischen Buch, das den stationären Handel erforderte, auf das innerhalb von Sekundenbruchteilen auf dem Reader erscheinende E-Book kommt mit aller Macht ins Rollen, verbesserte Geräte erobern den Markt und gerade die Generationen, die bisher nicht als technikaffin, aber Kernzielgruppe des Buchhandels galten, entdecken die neue Technik für sich. Das bestätigte auch Per Dahlheimer, Geschäftsführer von ebook.de auf der Feier. Schon jetzt rekrutiert sich die Mehrzahl der Kunden von E-Books aus den Altersgruppen oberhalb von 40, und dieser Trend wird sich lawinenartig fortsetzen. Am Ende wird der Buchhandel sich zurechtgeschrumpft haben, für die klassischen Angestellten im Buchhandel sind das aber schlechte Nachrichten. Der gewöhnliche Einzelhandelsverkäufer Buch – früher Buchhändler genannt – wird sich auf harte Zeiten einrichten müssen.

Im 25hours traf sich der Buchhandel der Zukunft
Im 25hours traf sich der Buchhandel der Zukunft

Wie weit die Erosion schon fortgeschritten ist, lässt sich an der Umbenennung selbst ersehen. Der Mutterkonzern von libri.de ist LIBRI, einer der größten deutschen Buchgroßhändler und früher – wie viele in der Branche – penibel darauf bedacht, ja dem deutschen Buchhandel nicht auf die Füße zu treten und ja nicht das Pfui-Wort E-Book in den Mund zu nehmen. Man hatte mindestens die Hölle als Strafe zu erwarten, es war ungefähr so schlimm, wie an der Buchpreisbindung zu rütteln. Um ja nicht in Verdacht zu geraten, das Böse zu unterstützen, hatte man so lange in Umwegen gedacht, bis Amazon so weit am deutschen Buchhandel vorbeigezogen war, dass es eh egal war, was man dachte oder nicht. Nun werden also die Karten neu gemischt, und alles steht auf Anfang. Man sollte meinen, es entsteht dabei ein Kampf der Systeme, Apple gegen Amazon, Amazon gegen E-Books, E-Books gegen Thalia und so weiter, aber das ist beileibe nicht der Fall. Dem Leser ist es egal, woher er das Buch bekommt. Für die meisten Formate gibt es Apps für die unterschiedlichsten Geräte. So auch bei ebook.de, und so kann man in trauter Gemeinsamkeit zum Beispiel auf dem iPad Bücher von iTunes, Amazon, ebook.de und noch vielen anderen lesen. Entscheidend ist, wer welche Bücher im Angebot hat, und es ist bei deutschsprachiger Literatur durchaus noch ein echtes Abenteuer, das gewünschte Buch als E-Book zu finden. Da ist ebook.de mit den guten Beziehungen des Mutterkonzerns durchaus in einer guten Startposition. Wie sehr sich der Buchhandel schon verändert hat, konnte man im Übrigen auch schon an der Zusammensetzung des Publikums im 25hours sehen. Nicht die typisch verhuschte Buchhändlerin bestimmte das Bild, sondern die mehr oder minder smarten Typen mit Nerd-Brillen aus dem Internetzeitalter. Die Zeiten ändern sich …