An den Namen abarbeiten

Manchmal fühlt man sich etwas verloren auf den Strassen der HafenCity
Manchmal fühlt man sich etwas verloren auf den Strassen der HafenCity
Wo willst du leben?

Es gibt Orte in Hamburg, da wacht man eines Morgens auf und man wohnt oder arbeitet plötzlich woanders. Das kann in der Dammtorstraße sein, die dann plötzlich Opernboulevard heißt, oder die Magdeburger Straße, die zur Koreastraße wird, oder irgendeine x-beliebige Straße in Hamburg, wo irgendjemand meist gutgemeinte Ideen zur Benennung an die richtige Stelle getragen hat. Meist geschieht das für den gewöhnlichen Bürger undurchschaubar, überraschend und ohne Beteiligung. In der HafenCity gibt es normalerweise – wie auch immer man die Benennung finden mag – immerhin Regeln nach denen die Benennung stattfinden soll. Die Plätze in der westlichen HafenCity erhielten ihren Namen nach Entdeckern, die symbolisch für die Erkundung neuer Handelswege stehen: Magellan, Marco Polo, Vasco da Gama.

Osaka oder Hamburg - das ist hier die Frage
Osaka oder Hamburg - das ist hier die Frage
Im Gebiet des nördlichen Überseequartiers und im östlichen Magdeburger Hafen wurden für die Straßen asiatische Städtenamen gewählt, die oft Partnerstädte Hamburgs oder des Hafens sind, beispielsweise die im Dezember 2010 eröffnete Busanbrücke über dem Magdeburger Hafen oder auch die Shanghaiallee. Im südlichen Überseequartier, in unmittelbarer Nähe des Kreuzfahrtterminals, sind amerikanische Städtenamen vorgesehen. Dass dabei auch alte Straßennamen verdrängt werden, wird als Kollateralschaden hingenommen. Andere Viertel, gleiche Probleme: Kein Stadtteil kann sich seiner historischen geografischen Identität sicher sein. Das Generalsviertel in Eimsbüttel oder die vielen Straßennamen mit kolonialem Bezug in Wandsbek.

Nun sind unter den Namensgebern vieler Hamburger Straßen wirklich üble Gesellen und gewiss einen zweiten Gedanken zur Umbenennung wert, und doch sollte genau abgewogen werden, ob eine über Jahrzehnte oder Jahrhunderte gewachsene Identität einfach per Dekret abgeschafft werden sollte. Der Bürger und vor allem auch die Betroffenen müssen befragt und gehört werden, denn manchmal kann auch ein Kompromiss wie in München gefunden werden, wo unter den Straßenschildern der inzwischen historisch anrüchigen Persönlichkeiten erklärende Schilder angebracht wurden. In Hamburg wächst das Bewusstsein für Beteiligungsprozesse auch bei der Benennung der Straßen und so bilden sich in allen Stadtteilen Gremien, die sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen wollen. Auch beim Netzwerk HafenCity hat sich ein solcher Arbeitskreis gebildet und tritt inzwischen mit der Forderung nach Beteiligung an die Institutionen heran. Mitstreiter sind hier wie auch in anderen Arbeitskreisen gefragt.