Ausgewählte Frauen

Christine Detamble-Voss (Linke), Kesbana Klein (SPD) und Meryem Çelikkol (Grüne) (Foto: TH)
Christine Detamble-Voss (Linke), Kesbana Klein (SPD) und Meryem Çelikkol (Grüne) (Foto: TH)

17 der 51 Abgeordneten der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte sind Frauen

Haben Frauen ein knappes Jahrhundert nach Einführung des Frauenwahlrechts das Gleichstellungsziel erreicht? Seit November 1918 dürfen Frauen in Deutschland nicht nur wählen, sondern auch gewählt werden. Dennoch lässt die Zahl von Frauen in Parlamenten noch immer zu Wünschen übrig.

Schauen wir doch einmal direkt vor die eigene Haustür: Glaubt man den Statistiken, waren circa 52 Prozent der rund 200.000 Wahlberechtigten für die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte Frauen. Ginge es nur nach der rechnerischen Frage des Geschlechts, sollten demnach 26 Frauen in der 51-köpfigen Bezirksversammlung sitzen. Tatsächlich sind es aber nur weibliche 17 Abgeordnete und somit 33 Prozent. Abgesehen davon, dass die Wählerinnen und Wähler der Piraten und der AfD nur von Männern vertreten werden, verteilen sich die gewählten Frauen sehr ungleichmäßig auf die anderen Fraktionen.

Woran liegt das? Haben Frauen ein Problem damit, sich zur Wahl stellen? Gibt es Parteien, die für Politikerinnen aufgrund ihrer Inhalte oder wegen des Umgangs untereinander uninteressant sind? Machen Männer vielleicht einfach die bessere Politik?

Im Gespräch mit der weiblichen Herausgeberin der HafenCity Zeitung: Christine Detamble-Voß (geb. 1944) Fraktionsvorsitzende der Linken (7 Mitglieder, davon 3 Frauen); Meryem Çelikkol (45), Stellvertretende Vorsitzende der Bezirksversammlung für die Grünen (10 Mitglieder, davon 6 Frauen) und Kesbana Klein (50), Mitglied im Fraktionsvorstand der SPD (19 Mitglieder, davon 7 Frauen). Urlaubsbedingt konnte Constance Manzke, die einzige Frau der 10-köpfigen CDU-Fraktion, nicht dabei sein.

 

HCZ: Was tun Ihre Parteien, um Frauen in den eigenen Reihen zu fördern?

 

Kesbana Klein (SPD): Meine Partei fördert Frauen in der Politik auch an verantwortungsvollen Stellen. Das gilt sowohl für parteiinterne Wahlen als auch für Kandidaturen zu Parlamenten oder für andere Gremien. Die Quote von 40 Prozent sorgt dafür, dass sowohl Männer als auch Frauen aussichtsreich kandidieren können. In unserem Fraktionsvorstand liegt der Frauenanteil übrigens bei 50 Prozent.

Allerdings darf man nicht vergessen, dass immer noch mehr Frauen als Männer im Alltag doppelt belastet sind. Auch kommt es letztendlich leider noch zu oft vor, dass Frauen sich erst einmal fragen, ob sie sich eine Aufgabe zutrauen, während Männer sofort zugreifen.

 

Christine Detamble-Voss (Linke): Unsere Regelungen für die sogenannten „Doppelspitzen“ und für innerparteiliche Frauenlisten sind gute Maßnahmen. Auch werden bei uns, wenn ein Mann eine Liste anführt, die Plätze 2 und 3 an Frauen vergeben.

In unserer Partei wird viel gestritten und um Ergebnisse gerungen. Ich vermute, dass das Frauen davon abhält, sich tiefergehend zu engagieren.“

 

Meryem Çelikkol (Grüne): Die Frauenquote bei uns beträgt 50 Prozent. Der erste Platz und damit die folgenden ungeraden Plätze gehen an Frauen. Natürlich sind dann Ausnahmen möglich, und zwar, wenn es einen aussichtsreicheren männlichen Spitzenkandidaten gibt. Ich glaube fest daran, dass das Thema in den Satzungen – wie bei uns – verankert sein muss. Es passiert sonst nichts …

 

Christine Detamble-Voss (Linke): Die Grünen verdienen in dieser Frage große Anerkennung. Hier macht sich bemerkbar, dass sie aus der Frauenbewegung hervorgegangen sind.

 

HCZ: Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Politik, die Frauen bzw. von Männern gemacht wird?

 

Kesbana Klein (SPD): Im politischen Tagesgeschäft macht es keinen Unterschied, ob ein Beitrag von einem Mann oder von einer Frau kommt. Das ist gelebte Gleichberechtigung.

 

Meryem Çelikkol (Grüne): Unsere Ausschussbesetzungen werden frei und nach Kompetenz und Erfahrung, unabhängig des Geschlechts, vorgenommen.

 

Christine Detamble-Voss (Linke): Als einzige Fraktionsvorsitzende sehe ich schon Unterschiede. Die männlichen Vorsitzenden der anderen Fraktionen stellen sich schon sehr stark in den Vordergrund.

 

Kesbana Klein (SPD): Kommunalpolitik ist das Vielfältigste, was es gibt. Dabei sind alle Sichten wichtig: alt-jung-Frau–Mann-Migrations- oder sonstiger Hintergrund! Es geht darum, dass sich die gesellschaftlichen Strukturen widerspiegeln …

 

Meryem Çelikkol (Grüne): Ich mache es mal fest am Unterausschuss Bau. Da werden z.B. Entscheidungen zu Flüchtlingsunterkünften, aber auch zu Spielplätzen getroffen. Männer sind bei diesen Themen nicht unsensibler. Die politischen Impulse kommen aber aus der Lebenserfahrung der einzelnen Politiker und da gibt es eben Unterschiede.

 

Christine Detamble-Voss (Linke): Als langjähriges Mitglied des Jugendhilfeausschusses merke ich, dass Frauen und Männer unterschiedliche Fragen stellen und die Verantwortlichen immer noch erstaunt darüber sind. Als ob die nicht wüssten, dass es unterschiedliche Problematiken in der Jungs- und in der Mädchenpädagogik gibt.

 

Meryem Çelikkol (Grüne): In der ausgewogenen Besetzung der Ausschüsse müsste endlich „Normalität“ einkehren …

 

HCZ: Was möchten Sie als Abgeordnete persönlich bis zur nächsten Wahl erreichen?

 

Kesbana Klein (SPD): Ich werde bis dahin alles tun, was in meinen Kräften steht, um als „Dolmetscherin“ zwischen Bürger und Verwaltung politisch zu arbeiten. Ich sehe mich dabei als Ansprechpartnerin zum Wohle meines Bezirks und des Stadtteiles aus dem ich komme. Und das alles will ich mit einem guten Team – meiner Fraktion – schaffen.

 

Christine Detamble-Voss (Linke): Meine Fraktion besteht aus neuen Abgeordneten. Dass diese Fraktion ohne Fraktionszwang zusammenwächst und fachlich kompetent arbeitet, ist für mich ein wichtiges Ziel.

 

Meryem Çelikkol (Grüne): Als neue Abgeordnete muss ich erst einmal viel lernen. Aber von Anfang an kann ich meine Kompetenz als Beitrag einbringen: Sowohl in der Partei, als auch in der Fraktion und in der Koalition werde ich mich für die Inklusion von Migranten einbringen.

 

HCZ: Auch wenn wir in der kurzen Zeit nicht viele Aspekte der politischen Arbeit von Frauen auf kommunaler Ebene erörtern konnten: Wir danken Ihnen für das Gespräch. (CF)