Hamburg Wahl 2011: Christine Detamble-Voss und Bernhard Stietz-Leipnitz

Christine Detamble-Voss und Bernhard Stietz-Leipnitz
Christine Detamble-Voss und Bernhard Stietz-Leipnitz
Bernhard Stietz-Leipnitz (59 Jahre) ist Postangestellter und in der Ruhephase seiner Altersteilzeit. Er wohnt in St. Georg und ist Spitzenkandidat für die Partei die Linke für die Bezirksversammlung.
Seit 2008 ist er einer von 10 Abgeordneten seiner Fraktion und  deren derzeitiger Vorsitzender. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der Stadtentwicklung, der Bauangelegenheiten und der Kultur. Christine Detamble-Voss (67 Jahre) ist ehemalige Krankenschwester. Sie lebt auf St. Pauli. Sie ist die Wahlkreiskandidatin der Linke  im WK 1 und bereits seit 2008 Mitglied der Bezirksversammlung. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende hat die Schwerpunkte Soziales, Integration, Gesundheit und Jugendhilfe.

HCZ: Was ist Ihnen und Ihrer Fraktion in der Wahlperiode gut gelungen?

BSL: Uns ist die interne Fraktionsarbeit gut gelungen. Wir haben solidarisch und arbeitsteilig gut zusammen gearbeitet. Das ist nicht selbstverständlich, da wir „Neulinge“ waren. Und wir haben unsere Oppositionsrolle wahrgenommen. Es schien uns als ob bis dahin ein „Totalkonsens“ herrschte.

CDV: Unsere Fraktion hat kein Fraktionszwang. . Zum Glück haben wir eine gute personelle Besetzung. Wir sind mit den Stadtteilbewegungen vernetzt und betrachten uns als ihre Sprecher in der Bezirksversammlung. So haben wir z.B. die  Initiativen gegen die Beachclubs, gegen den Umbau der Bernhard-Nocht-Straße und gegen die Pläne für die Rindermarkthalle unterstützt.

HCZ: Und was ist Ihnen nicht gelungen?

CDV: Alle von uns gestellten Anträge wurden von den anderen Parteien abgelehnt. Es kam dann noch eine einzige gemeinsame Erklärung zustande, die wir im Sozialausschuss trafen zur besseren Information von Hartz IV-Empfänger. Diese wurde dann von der CDU nicht unterschrieben…
BSL: Und dann erlebten wir, dass Anträge von anderen Fraktionen umformuliert eingebracht und abgestimmt wurden. Die Zusammenarbeit mit den einzelnen  Abgeordneten in den Ausschüssen ist gut und zielführend. In der Bezirksversammlung haben wir einen anderen Grad an Öffentlichkeit, da kommen schon Mal die unqualifizierten Zwischenrufe „Kommunisten“.
CDV: Diese Einwürfe haben uns erst in Form gebracht. Wir sind nicht in die Opferrolle gegangen, sondern haben es als Herausforderung betrachtet.

HCZ: Welche Ziele haben Sie für die nächste Wahlperiode?

BSL: Wir haben weiterhin eine klare Position zu Hartz IV: Wir lehnen Hartz IV ab! Und wir sind gegen 1 Euro-Jobs. Bei der Pflege von Grün, bei der Müllentsorgung und in den unterfinanzierten Bereichen wird immer nach 1 Euro-Jobber gerufen. Wenn man die Kosten für einen solchen Job richtig berechnet, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass es teilweise teurer wird als reguläre Beschäftigungsverhältnisse.

CDV: Und es gefährdet Arbeitsplätze z.B. bei  den Landschaftspflegern  und bei den Gärtnereien, da diese mit ihren Preisen nicht konkurrieren können.

HCZ: Die Linke fordert den Neubau von 8.000 Wohnungen jährlich. Wie und wo sollen bezahlbare Wohnungen entstehen? Und wie können Sie als Bezirksabgeordnete darauf einwirken?

BSL: Die Flächen für den Wohnungsbau sind knapp, andererseits haben wir viel Büroleerstand. Wir können uns die Umwidmung von Büros in Wohnungen vorstellen. In Hamm Süd gibt es sehr schöne Wasserlagen, die derzeit als Gewerbe- und Industrieflächen  ausgewiesen sind und brach liegen. Wir wehren uns gegen das „anknabbern“ von Grünflächen. Eine Möglichkeit ist auch die Nachverdichtung. Die Wohnungsbaukosten sind auch auf das Höchstgebotsverfahren zurückzuführen. Zum Glück gibt es hier ein Umdenken  bei SPD und GAL.

CDV:  Wir sind für Nachverdichtungen solange gewachsene  Viertel nicht ihren Charakter verlieren. Wir haben dann Probleme mit Dachgeschoßausbauten, wenn  die neue Wohnung eine halbe Million kostet. In Hamburg haben wir keinen Mangel an teuren Wohnungen. Wir brauchen bezahlbare Wohnungen.
Beide: Wir sind nicht gegen die neustädtische Entwicklung und sagen auch nicht immer Nein. Wir bringen uns konstruktiv ein. Allerdings sind die Ansprüche von  Investoren an die bezirklichen Gremien teilweise unglaublich.

HCZ: Und wie sehen Sie die se Frage in Bezug auf die HafenCity?

Beide: Dort fehlt Grün und eine Mischbebauung, die auch sozialen Wohnungsbau vorsieht. Anwohner richten Beschwerden zu Lärm und Verkehr an die Bezirksgremien, obwohl wir nicht zuständig sind. Es wird aus unserer Sicht Zeit, dass sich die Bewohner der HafenCity auch persönlich in den kommunalen Gremien engagieren. Wir hoffen, dass man bei der Erweiterung auf die östliche HafenCity von den Fehlern gelernt hat und dort für Radwege, bezahlbare Wohnungen und eine bessere Verkehrssituation sorgt. Der Mix macht es! Wir wollen keine Ghettos!