Baumsterben

In der Hongkongstraße wurden fünf Robinien gefällt

In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das Bewusstsein für die Vorteile einer grünen Stadt nicht besonders ausgeprägt. Und doch errang die junge Sängerin Alexandra mit ihrem Lied „Mein Freund, der Baum, ist tot“ große Berühmtheit. Alexandras Hit war das, was Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ heute ist: der Gassenhauer der Nation.

Während Alexandras Baum damals dem Wohnungsbau weichen musste, sieht es in der HafenCity knapp 50 Jahre später ganz anders aus. Hier finden auf dem Gebiet des ehemaligen Freihafens umfangreiche Baumpflanzaktionen statt. Ist erst einmal ein Straßenzug bebaut und die Straßendecke hergestellt, wird begrünt. Während die Außenstehenden, die das Grüne im jungen Stadtteil am Wasser nicht wahrnehmen (wollen), dem Stadtteil auch deswegen Leblosigkeit und Kälte attestieren, wissen es die Bewohner besser: Eines Tages wird die HafenCity ein grüner Stadtteil sein.

Während Landschaftsgärtner mit ihren Gießwagen zum hiesigen Straßenbild gehören, ziehen die Geräusche von Motorsägen die Aufmerksamkeit auf sich. Und so blieb die Fällung der fast 10 Meter hohen, einblättrigen Robinen – unter Botanikern als „robinia monophylla“ bekannt – unter den Anliegern der Hongkongstraße nicht unbemerkt. Fünf von 20 Scheinakazien, die im Herbst gepflanzt worden waren, sind nicht angewachsen und entfernt worden.

„Diese Bäume sind sogenannte Spätaustriebler“, erläutert Andreas Schneider, Projektmanager bei der HafenCity Hamburg GmbH, „und deswegen stand erst im Juni fest, dass die Bäume nicht angewachsen sind und daher ausgewechselt werden müssen. Zum Glück passiert uns das nur selten.“ Er ergänzt: „Hier liegt ein Gewährleistungsfall vor. Im Herbst werden die Bäume in gleicher Größe nachgepflanzt.“

Und so werden die Lücken im Straßenbild den Anwohnern noch ein paar Monate erhalten bleiben und manches Vorurteil bei den Besuchern nähren. Eine Lücke in den Haushalt des „Sondervermögens Stadt und Hafen“ werden die 1.000 Euro teuren „Garantiebäume“ aber nicht reißen. CF