Bezahlbarer Wohnraum in Hamburg! Aber wie?

Bürgebäude bestimmen das Bild in Hamburgs Innenstadt
Bürgebäude bestimmen das Bild in Hamburgs Innenstadt
Das Durchschlagen von gordischen Knoten

Es ist immer gut, wenn Menschen über ein Thema sprechen, von dem sie etwas verstehen. Das war der Fall bei der Veranstaltung der Patriotischen Gesellschaft zum Thema „ Mehr Wohnungen!  – Aber wie?“. Auf dem Podium diskutierten und informierten die Praktiker Dr. Torsten Sevecke (Bezirksamtsleiter Eimsbüttel), Ulrich Stallman (Vorsitzender des AK Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e.V.), Uwe Szczesny (Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Altona)  sowie Dr. Jan Behrendt (Vorstand Behrendt Wohnungsbau KG). In Ihrer Mitte sitzt  Michael Sachs, der Wohnungsbaukoordinator der Stadt Hamburg.  Michael Sachs, der  –ehemalige Bürgerschaftsabgeordneter der SPD und Ex- SAGA-Vorstand, ist  seit 100 Tagen im Amt  und skizziert  in knappen 15 Minuten , woran es aus seiner Sicht liegt, dass derzeit in Hamburg nicht genug  –bezahlbare Wohnungen- gebaut werden können. Die Gründe sind aus seiner Sicht u.a. dass in der „wachsenden Stadt“ Hamburg die „20-30-50 Regel“gilt, d.h. 50 % der Haushalte sind Singles, 30% sind 2-Personen-Haushalte und nur in 20% der Haushalte wohnen mehr als 2 Personen. Viele wollen in die „angesagten“ Stadtteile, wie z.B. Ottensen, Schanze und St. Georg ziehen und treiben damit die Nachfrage nach bestimmten Wohnungen in die Höhe. 

 

Selten gibt es Wohnungen
Selten gibt es Wohnungen
Auf der anderen Seite gibt es hohe und damit teure Auflagen an Bauherren (wie z.B. Passivhausstandards, Tiefgaragenbauten, hohe energetische Anforderungen) und es werden städtische Grundstücke nach dem sogenannten .„Meistgebotsverfahren“  verkauft. Große Wohnungsbauprojekte können heute in Hamburg nur noch auf den „Konversionsflächen“ geplant werden, in dem ehemalige Bundeswehrkasernen, Krankenhausgelände und Bundesbahnflächen in Wohnungsbauland umgewandelt werden. All dieses entfacht Zielkonflikte, nicht nur mit den Eigentümern dieser Flächen sondern vielfach auch mit den Nachbarn.  Die Rolle des Wohnungsbaukoordinators besteht aus Sicht von Sachs weitgehend darin, als Mediator zwischen den Parteien zu vermitteln und Ideen zu entwickeln. Warum sollten grosse Flächen, die seit Jahren erfolglos für  Gewerbenutzung ausgewiesen sind, weiterhin unbebaut bleiben?
Torsten Sevecke, der Bezirksamtsleiter aus Eimsbüttel in dessen Bezirk jährlich 500 bis 600 Wohnungen neu gebaut werden, erläutert, warum-sein sowieso schon dicht besiedelter Bezirk-erfolgreich im Neuwohnungsbau ist: „Wir haben uns einen bezirklichen Entwicklungsprogramm auferlegt, d.h. wir achten auf das Wohnumfeld und sprechen mit den Betroffenen. Was wird gebraucht? Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und soziale Räume! Das ist nicht einfach, aber wir werden weitermachen und ich freue mich auf die Herausforderung.“

Der Wohnungsbaukoordinator soll Mißstände beseitigen
Der Wohnungsbaukoordinator soll Mißstände beseitigen
Es herrscht große Einigkeit: Die Genossenschaften – so Stallmann- wollen ihrer Aufgabe nachkommen und ihren Mitgliedern Wohnungen zur Verfügung stellen. Die Baufirmen wollen Wohnungen bauen, für Menschen, die diese bezahlen können, sagt Dr. Behrendt. Die Bezirkspolitiker wollen gemeinsam mit den Bezirksverwaltungen die Voraussetzungen für zeitnahes Bauen – trotz vieler gesetzlicher Hemmnisse- sicherstellen, sagt Szczesny. Und alle halten die Einrichtung eines Wohnungsbaukoordinators durch den Senat für gut und richtig. Darüber, dass es sich um die Person Michael Sachs  handelt, ist man auch „parteiübergreifend“ sehr zufrieden. Nach der anschließenden Diskussion mit dem ebenfalls sehr fachkundigem Auditorium bleibt abzuwarten, wie viele“ gordische Knoten“ in welcher Zeit zerschlagen werden können, damit Hamburg ausreichend und bezahlbaren Wohnraum für alle Hamburger und für die, die es werden wollen, anbieten kann.