Das Tor zur Hölle

Buchtipp

„Wo kommen die Kinder her?“, rief eine Frau. „Der Junge ist voller Blut!“, schrie ein Mann. Das stimmte wohl. Sein Hemd, seine Arme, vielleicht auch sein Gesicht waren blutverschmiert. Aber das Blut war alt, längst getrocknet. Warum starrten ihn die Menschen so an?
Seine Schwester griff ein Würstchen, biss hinein und warf es weg: „Plastik!“ Sie griff nach den Spießen, in die Salatschüsseln: „Alles Plastik!“ Ihr Gesicht lief rot an, die Augen glänzten, ihre Haare hingen wirr ins Gesicht. Sie warf alles durcheinander: „Lüge! Plastik!“
Sie warf eine Hähnchenkeule gegen die Trommel. Sie bewarf die Tänzer mit Käsespießen, Hackbällchen, außer sich vor Wut. Sie hob eine Weinflasche hoch, mit beiden Armen. Die tätowierte Frau stürzte zum Tisch und riss seiner Schwester die Flasche aus der Hand.
„Wer seid ihr?“, fragte sie. Ihre Stimme klang streng und tief, wie ein Mann. Sie hatte auch Angst, aber nicht so viel. Hinter ihr tuschelten die Leute etwas von „halbe Skelette“ und „Kinderzombies“. „Wer seid ihr?“, wiederholte sie.
„Ich bin David“, sagte er. „Das ist meine Schwester Elise.“
„Wo kommt ihr her?“
David richtete sich auf, so hoch er konnte: „Wir kommen von Gott.“

Laura und Patrick, ein junges Pärchen aus Berlin, machen sich auf ins Wochenende: Mit dem Cabrio wollen sie nach Brandenburg, wo Patrick ein verfallenes Schloss gekauft hat. Normalerweise fährt Patrick allein zum Anwesen, doch diesmal möchte Laura mit. Patrick ist gerade dabei, mit seiner Spiele-App „Bist du glücklich?“ reich zu werden.
Auf ihrer Fahrt zum Schloss werden sie verfolgt; eine angebliche Krankenschwester hat ein Geschenk für Patrick in ihrem Kofferraum. Die Stalkerin lässt sich nicht abwimmeln.

Als sie im Schloss ankommen, findet Laura im Dachgeschoss Blutspuren, Pässe von zwei ukrainischen Männern und in Patricks Gepäck eine Axt.
Langsam kommen Laura Zweifel – wie gut kennt sie Patrick eigentlich? Was will die Krankenschwester von ihnen? Und wer ist der bleiche Junge im Wald?

Laura beginnt zu recherchieren, denn „wer das Glück finden wollte, musste Grenzen niederreißen“!

Ein einsames Herrenhaus in Brandenburg, eine Stalkerin, zwei verschwundene ukrainische Männer, ein eingesperrter Junge, 17 Stunden – das, was als harmloser Wochenendausflug beginnt, entpuppt sich als brutaler Thriller, bei dem bis zum Schluss nicht sicher ist, wer als Sieger hervorgehen wird – und wer dem Untergang – dem Tod – geweiht ist. Mitreißend und in bester Stephen-King-Manier geschrieben!

„Bist du glücklich“ von Kai Hensel ist im August 2016 bei Hoffmann und Campe erschienen. Hardcover, 334 Seiten, 20 Euro