Teilhaben an der HafenCity

Patrick, Marco, Fritz, Laura, Glenn und Levin wohnen in der inklusiven Hausgemeinschaft an der Shanghaiallee (Foto: CF)
Patrick, Marco, Fritz, Laura, Glenn und Levin wohnen in der inklusiven Hausgemeinschaft an der Shanghaiallee (Foto: CF)

Die Bewohner der ersten inklusiven Wohngemeinschaften sind in der HafenCity eingezogen

„Auch wir hatten mit den Tücken von Neubauten zu kämpfen und so verzögerte sich der Einzug einiger Bewohner“, erzählt Katrin Meyer. Die Heilerzieherin und Sozialmanagerin leitet die inklusive Hausgemeinschaft in der Shanghaiallee.

Hier richtete der Verein „Leben mit Behinderung“ eine inklusive Hausgemeinschaft ein, die im neuen Gebäude bereits gemeinsam Silvester gefeiert hat.

In  sieben Wohngemeinschaften leben Studenten und Menschen mit Behinderung zusammen. Das Projekt, das von einer Elterninitiative schon vor längerer Zeit angedacht wurde, hat nun eine Heimat in der HafenCity gefunden. 19 Appartments für Jugendliche mit Hilfebedarf und zehn Appartments für die studierenden Mitbewohner – mal mit, mal ohne Elbblick, aber dann mit Balkon – verteilen sich auf drei Stockwerke. Das in dieser Form einzigartige  Konzept hat auch der HafenCity Hamburg GmbH gefallen und fügte sich in die Planungen für den Stadtteil ein. Und so fanden die Eltern, die bereits seit 2008 auf der Suche nach einem Grundstück und geeignetem sozialen Wohnraum waren, den richtigen Wohnort  für ihre Kinder.

Hier wollen die volljährigen Jugendlichen – unabhängig vom Grad der benötigten Hilfe – ihr selbstbestimmtes Leben führen und dabei die Möglichkeit haben, an dem Alltag in ihrem Lebensumfeld und in der Nachbarschaft teilzuhaben. Ihre Mitbewohner sind „Alltagsbegleiter“, die Interesse an gemeinsamen Aktivitäten haben und während ihres Studiums in der WG zu günstigen Konditionen wohnen können. Sie studieren unter anderem Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre oder Kunsterziehung auf Lehramt.  Als Unterstützung für die Bewohner mit Hilfebedarf werden die Pflege und die pädagogische Arbeit von dem 15-köpfigen professionellen Team von „Leben mit Behinderung“ vor Ort angeboten – auch für die neun Mitbewohner, die aufgrund ihres stationären Bedarfs für den Notfall eine Nachtwache benötigen. „Die Bewohner mit Behinderung können hier mit individueller Unterstützung lebenslang wohnen“, erläutert Janina Bernhardt, die als Sozialpädagogin im Projekt arbeitet und die noch keine Gelegenheit hatte, in der spannenden Aufbauphase die Umgebung ihres neuen Arbeitsplatzes zu erkunden. Anders die Bewohner: Sie erkunden seit ihrem Einzug die HafenCity. Besonders „cool“ findet Patrick den benachbarten Lohsepark, und dass er und seine Mitbewohner „bei Minusgraden auf dem Bolzplatz Fußball spielen konnten“. Er ist in die WG gezogen, weil ihm seine eigene Wohnung zu einsam war.

Mit den Vorteilen einer WG bleiben auch die Nachteile nicht aus. So werden die Aufgaben, die jeder zu erledigen hat, besprochen und zugeordnet und regelmäßig steht gemeinsames Putzen auf dem Plan. „Jetzt muss ich vieles selber machen“, antwortet der 20-jährige Glenn auf die Frage, was sich für ihn geändert hat durch den Auszug aus seinem Elternhaus.  Einig sind sie sich Patrick und Glenn mit ihren zwei Mitbewohner Marco und Fritz: „Jetzt funktioniert hier alles, obwohl außen noch vieles an eine Baustelle erinnert und die Einkaufsmöglichkeiten für uns sehr begrenzt sind.“

Aktiv „etwas gestalten“ und gemeinsam „was auf die Beine stellen“  ist ein Wunsch der Bewohner in der Hausgemeinschaft und ein Grund für Marco, den Politikwissenschaftler, sich als Bewohner beim Bürgerforum HafenCity zu bewerben. Ein erfolgreiches Engagement, denn Marco ist nun als Anwohnervertreter dabei.

„Leben mit Behinderung“ ist mit 900 Mitarbeitern einer der größten Träger der Behindertenhilfe in Hamburg. Seit über 50 Jahren steht der Verein mit vielfältigen Angeboten behinderten Kindern, Erwachsenen und ihren Familien zur Seite. 1.500 Familien mit einem behinderten Angehörigen haben sich derzeit der Arbeit des gemeinnützigen Trägers angeschlossen.

Mit der Band „Bitte Lächeln!“, die aus acht Musikern – mit und ohne Behinderung – besteht und eine Mischung aus Pop, Rock, Soul, Jazz und Ska bietet, stellte sich „Leben mit Behinderung“ bereits im Frühjahr des letzten Jahres seinen künftigen Nachbarn auf der Bühne des Club 20457 vor. n    CF