In Gänze gut

Die HafenCity Zeitung im Gespräch mit Björn Dahler über Wohn- und Standortentscheidungen, niedrigere Grundstückspreise und soziales Engagement

Die Unternehmensgruppe Dahler & Company ist auf die Vermittlung hochwertiger Immobilien spezialisiert. Mit den Töchterunternehmen DC Developments und DC Values beschäftigen die Unternehmensgründer Björn und Kirsten Dahler über 250 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat seinen Sitz seit 2011 am Großen Grasbrook 9 in der HafenCity. Projekte wie das Home4 am Kaiserkai, der Cinnamon Tower an der Osakaallee, das Centurion Commercial Center am Sandtorpark und der Marco Polo Tower am Strandkai gehören zu den prägenden Gebäuden in der HafenCity, die das Unternehmen gebaut oder vermarktet hat. Björn Dahler ist überzeugt, dass die HafenCity sich zu „dem“ Vorzeige-Stadtentwicklungsprojekt entwickelt, auch wenn viele das exponierte Projekt in Teilen kritisieren und es oft „besser wissen“. „Die anfängliche Kritik wird verstummen. Und auch wenn einem nicht jedes Gebäude gefällt, so wird am Schluss der Blick auf das gelungene Ganze gerichtet sein“, so der Immobilienexperte.

 

Herr Dahler, Sie haben sich für die HafenCity als Standort entschieden. Welche Kriterien haben Sie zu Grunde gelegt?

Unser Unternehmen war zuvor über mehrere Standorte in der Innenstadt „verstreut“. Wir hatten den Wunsch, die Einheiten zusammenzufassen und nach Möglichkeit in der Innenstadt ein Objekt zu entwickeln, in dem wir alle zusammen arbeiten konnten.

Dann begannen wir das Centurion Commercial Center zu entwickeln. Während des Rohbaus reifte die Idee zu einem Umzug in die HafenCity. Der Stadtteil stand noch am Anfang seiner Entwicklung. Für uns als Projektentwickler, die wir uns hier für weitere Projekte bewerben und die HafenCity mitgestalten wollten, war das eine spannende Perspektive.

Im Endeffekt war es ein Statement für die HafenCity. Wir haben diesen Schritt bis heute nicht bereut.

Björn Dahler bereut seine Standortentscheidung nicht (Foto: TH)
Björn Dahler bereut seine Standortentscheidung nicht (Foto: TH)

Auch wenn Sie vom Standort überzeugt sind: gibt es hier noch etwas, das Ihnen fehlt?

Ja. Hier fehlt noch der funktionierende Einzelhandel. Vieles ist aber bereits auf einen guten Weg gebracht. Wir sind gespannt, wie Unibail-Rodamco den südlichen Teil des Überseequartiers im Bereich des Einzelhandels zum Erfolg führen wird.

Diese Lücke wird in den nächsten fünf Jahren geschlossen. Dann entsteht durch Gastronomie, Einzelhandel und auch durch die geplanten weiteren Wohnungen und Büroflächen eine kritische Masse, derer es bedarf, um zu einem funktionierenden Stadtteil zu werden. Es wird ein lebendiger Ort, der auch dem Einzelhandel in den bereits bestehenden Flächen zu mehr Erfolg verhelfen wird.

Eine kritische Fläche für den Einzelhandel ist derzeit die Erdgeschossnutzung rund um Ihre Unternehmenszentrale. Das war doch sicher anders geplant, oder?

Mit Sicherheit. Wir haben das Gebäude nach der Fertigstellung vollvermietet an den Erwerber übergeben. Leider hat sich dann gezeigt, dass nicht jeder Mieter hier entsprechend seiner Erwartungen zu Recht gekommen ist. Wir bedauern, dass es dem Eigentümer nicht immer gelungen ist, leerstehende Ladenflächen binnen kürzester Zeit wieder zu vermieten.

Wir wissen aber auch, dass ein Mieterwechsel im Rahmen der Gesamtsituation nicht immer einfach ist. Die frühe Phase in der Neuentwicklung eines Stadtteiles ist vielfach herausfordernd für den Einzelhandel. Auch bei moderaten Mieten fehlt die notwendige Kundenfrequenz.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Entwicklung neuer Stadtteile erst über längere Zeiträume gelingt. Man muss Zeiträume von 15 bis 20 Jahren betrachten. Schwierig ist es auch, wenn man von jedem Bauherren und in jedem Gebäude erwartet, dass diese mit öffentlichkeitswirksamen Erdgeschossnutzungen bestückt werden.

Dadurch entstehen viele Flächen, die anfangs nicht leicht „an den Mann zu bringen“ sind. Am Ende wird sich das Konzept der publikumswirksamen Nutzungen in den Erdgeschossen jedoch als große Stärke des Stadtteils erweisen.

 

Wäre „geteiltes Leid“ eine Lösung gewesen? Vermieter, die geminderte Gewerbemieten im noch nicht vollständig entwickelten Stadtteil angeboten hätten?

Es wäre sicher einfacher gewesen, wenn seitens der HafenCity Hamburg GmbH bei der Vergabe dieser Grundstücke ein niedrigerer Grundstückspreis angesetzt worden wäre. Dieses hätte es den Bauherren leichter gemacht, zu günstigeren Konditionen in den ersten Jahren zu vermieten.

 

Damals galt ausschließlich das Höchstgebotsverfahren …

Der Preis war zumindest ein wichtiger Aspekt. Ich will aber nicht sagen, dass die HafenCity Hamburg GmbH es mit den Grundstückspreisen übertrieben hat. Aber gerade im Bereich des Einzelhandels wäre es besser gewesen, wenn man noch weitergehende Konzessionen gemacht hätte. Man hätte es mit einer Bindung der Investoren gestalten können, diese Vergünstigung für eine gewisse Zeit, von zum Beispiel zehn Jahren, an ihre Mieter weiterzugeben. Das hätte sicher etwas weniger Leerstände zur Folge gehabt.

 

Ihr Unternehmen vertritt vornehmlich höherwertige Immobilien. Welche Erwartungen haben Ihre Kunden an das Wohnumfeld?

Das Wohnumfeld spielt eine wesentliche Rolle. In der HafenCity wissen die Bewohner die zunehmende Urbanität zu schätzen. Es ist ein entscheidender Faktor, der sich in den vielfältigen Nutzungen ausdrückt. Die Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel, Gastronomie sowie von öffentlichen und kulturellen Einrichtungen macht es aus. Und alles in unmittelbarer Nähe zum Wasser und nicht weit weg von der Innenstadt.

Für einige kommt hinzu, dass sie die Modernität eines solchen Stadtteiles schätzen. Das ist ja nicht Jedermanns Sache. Andere bevorzugen eher gewachsene Stadtteile mit viel Grün und mehr Patina. Die moderne Architektur und das nachhaltige Wohnen in hochwertigen Neubauten machen die HafenCity allerdings für viele Interessierte zum Top-Standort.

 

Gilt das auch für den Marco Polo Tower, wenn der Strandkai bebaut wird?

Ich glaube, dass die anstehende weitere Bebauung eher noch eine Bereicherung wird. Die weiteren Hochpunkte waren im Übrigen immer bekannt. Die Urbanität wird noch deutlicher, wenn man auf weitere Gebäude schaut und sich dabei interessante Blickschneisen auf die Elbe und über die Stadt ergeben.

Und auch um Panorama-Blicke aus den oberen Geschossen werden sich die Bewohner des Marco Polo Tower keine Sorgen machen müssen.

 

Verraten Sie uns, wer im Hauptpenthouse im Marco Polo Tower das Licht ein- und ausschaltet? Viele unserer Leser vermuten, dass diese Wohnung weiterhin unbewohnt ist?

Da muss es sich um einen Irrtum handeln. Die Wohnung ist seit Jahren bewohnt.

 

Sie selbst wohnen nicht in Hamburg und nehmen täglich einen größeren Anfahrtsweg in Kauf. Wäre eine Wohnung in der HafenCity für Sie eine Alternative?

Meine Frau und ich leben südlich von Hamburg in der Nordheide. Wir leben gern auf dem Land. Der Kontrast zwischen Hamburg und Buchholz in der Nordheide gefällt uns gut, zumal wir seit über 25 Jahren dort leben. Ich denke tatsächlich manchmal daran, mir eine kleine Stadtwohnung zusätzlich zuzulegen. Dann würde ich mich auch für die HafenCity entscheiden.

 

Als Unternehmen sind Sie überregional tätig. Gilt das auch für Ihr soziales Engagement?

Ja, im Rahmen der von uns gegründeten Initiative „Hand in Händchen“engagieren wir uns für benachteiligte Kinder. Meiner Frau liegt das Thema sehr am Herzen. 1 Prozent der Umsätze von Dahler & Company geben wir an unseren Standorten an lokale Träger und stimmen mit diesen gemeinnützige Projekte ab.

In Hamburg unterstützen wir zur Zeit Projekte der Arche. Und mit der Stiftung Fairchance fördern wir ein Programm für Sprachförderung bei Kindern mit Migrationshintergrund, das die Familien einbezieht.

Wir versuchen auch andere für die Unterstützung unserer Projektpartner zu begeistern. So können sich unsere Mitarbeiter für zwei Tage im Jahr für Social-Volunteering-Aktionen freistellen lassen.

 

Herr Dahler, wir bedanken uns für das Gespräch. n 

 

Das Interview führte Conceição Feist.