Der Duft der HafenCity  

 

Jörg Munzinger schreibt in seiner Kolumne „#urbnhafencity“ über seine Eindrücke und Beobachtungen in der HafenCity. Seine Leidenschaft sind Immobilien, Architektur und Städtebau. Er wohnt in der HafenCity.

 

Augen zu und tief Luft holen. Abends auf dem Weg nach Hause mache ich das mit Vorliebe, wenn ich über den Wandrahmsteg und die Ericusbrücke gehe. Bei Ebbe riecht es dann oft nach Watt, Fisch und Salz oder einer Brise vom weiten Meer. Diesen Geruch liebe ich!

Riechen und Stadt verbinden wir oft nur mit Geruchsbelästigung statt mit Wohlgeruch. Wenn man aufmerksam durch die Stadt geht und wirklich riecht, dann trifft man überall auf Gerüche, die viel über den Charakter eines Stadtteils und seine Traditionen erzählen.

Zollkanal bei Ebbe – es riecht nach Meer (Foto: C. Munzinger)
Zollkanal bei Ebbe – es riecht nach Meer (Foto: C. Munzinger)

Die HafenCity riecht nicht nur nach Schiffsdiesel. Wenn der Wind aus der einen Richtung kommt, riecht es nach Kakaobohnen aus der Kakaofabrik auf der Peute, wenn er andersrum bläst nach Kaffee von den Röstereien der Speicherstadt. Und was ist es für ein schönes Gefühl, an Fleeten und Elbe das Meer zu riechen, fischig, salzig, brackig und den Wind im Gesicht zu spüren!

Gerüche haben oft etwas Ortsspezifisches, mit dem sich Quartiere beschreiben lassen. Eppendorf: feine Lederschuhe und Latte Macchiato von den zahlreichen Coffee-Shops. Altona: Kebab und Reinigung. Poppenbüttel: je nach Windrichtung, Kerosin vom Flughafen oder Gülle von den angrenzenden Feldern.

Zum besonderen Flair eines Stadtteils trägt sicher auch sein eigener Geruch bei. Düfte ziehen uns an. Menschen, die gut riechen, finden wir oft anziehend. Gerüche haben aber auch Auswirkungen darauf, ob wir uns in einem Quartier zu Hause fühlen oder ob wir gerne ein Gebäude betreten.

Bei Niedrigdruckwetter riecht es in der HafenCity manchmal nach Holzfeuer, einem Geruch, der Geborgenheit ausstrahlt und so gar nicht in einen modernen Stadtteil passt. Der Geruch stammt nicht von offenen Kaminen oder Lagerfeuern, sondern kommt aus der Energiezentrale am Oberhafen. Wenn dann noch die Glocke in der Shanghaiallee läutet, der Duft eines Holzfeuers in der Luft liegt, entsteht ein archaisches Gefühl, das auch den Großstädter erdet.