Der Wendehammer

Ein Grund zur Flucht: Vor der Elbphilharmonie wird es drunter und drüber gehen

So kann es auch gehen: Inzwischen jahrelange Beratungen mit Gutachtern und besorgten Bürgern, Arbeitskreisen – und zum Schluss bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass alles Gerede eigentlich sprichwörtlich für die Katz gewesen ist.

So jedenfalls fühlten sich anwesende Anlieger des Kaiserkais bei der Informationsveranstaltung der HafenCity GmbH im Kesselhaus, und es tröstete sie wenig, dass sich HCH-Chef Jürgen Bruns-Berentelg ebenfalls nicht mit der Lösung für den Verkehr rund um die Elbphilharmonie zufrieden zeigte. Eine neue, breitere Brücke, keine Einfahrt von Taxen und Bussen in die Elbphilharmonie, ein nach allen Seiten offener Wendeplatz am Platz der Deutschen Einheit und eine nur durch wohlmeinende Schilder verbotene Durchfahrt vom Großen Grasbrook über die Straße Am Kaiserkai zur Elbphilharmonie – da ist Anarchie vorprogrammiert und starke Nerven bei den Anliegern sind gefragt. Keine technische Lösung vorgesehen – so lautete die Antwort auf die Fragen der Bürger nach der Vorstellung der vorgesehenen Verkehrsführung, die Feuerwehr hatte Bedenken wegen unsicherer Rettungswege. Also dann: Sperrschilder auf Höhe der Hausnummer 56 und ein angedeuteter Wendehammer. Rund 5.000 Besucher werden am Abend unter der Woche erwartet, das Doppelte am Wochenende. Also schlechte Nachrichten nicht nur für die Anlieger an der Elbphilharmonie, denn das programmierte Chaos wird mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die restliche westliche HafenCity haben. Denn: Keine freien Parkplätze weit und breit. Das Parkhaus in der Elbphilharmonie mit 500 Plätzen dürfte schon durch die Hotelgäste, Wohnungsbesitzern und Angestellten in der Elbphilharmonie belegt sein, das Parkhaus im Überseequartier ist noch lange nicht in der geplanten Ausbaustufe und somit auch schon weitgehend belegt. Und selbst wenn: Der Weg von den beiden erreichbaren Parkhäusern im Überseequartier und der Speicherstadt dürfte auch nicht jeden Konzertbesucher begeistern – man könnte ja erstmal nachsehen, ob es nicht doch einen Parkplatz auf dem Kaiserkai gibt. Dieser dürfte sich an diesen Abenden weit vor die Stresemannstraße setzen, was die Schadstoffbelastung durch Autos angeht. 1-a-Lage – 1-a-Probleme, Probleme, für die es weit und breit keine vernünftige Lösung gibt.

Was in der Dramaturgie der Kesselhausveranstaltung ganz zum Schluss kam, war das Thema, das bei der Begrüßung durch Moderator Marcus Birzer als Beweggrund des Kommens der Besucher ganz an erster Stelle stand: das Thema Flüchtlinge und die HafenCity. Für diesen Stellenwert schien das Thema in den letzten fünf Minuten ziemlich knapp abgehandelt worden zu sein, nahm doch ein Vortrag über die Gestaltung des Baakenparks einen Großteil des zweiten Teils des Abends ein, der nur begrenzt von allgemeinem Interessen schien. Trotzdem gestalteten sich gerade die letzten fünf Minuten hochinteressant. Flüchtlinge in der HafenCity schienen bisher ein Tabuthema zu sein, aus durchaus verständlichen Gründen, die Bruns-Berentelg knapp, aber deutlich vermittelte. Die Bautätigkeit in der HafenCity an fast allen Stellen gepaart mit nicht ausreichender Hochwassersicherheit an einigen Orten erzeugen ein nicht menschenwürdiges Umfeld an vielen für temporäre Lösungen in Frage kommenden Baufeldern. Doch der Druck wächst und schon frühzeitig hatte die HCH infrage kommende Lösungen abgeklärt. Übrig geblieben sind zwei Optionen. Die eine ist, wenig spektakulär, die für das spätere Gymnasium vorgesehene Fläche neben dem Lohsepark an der Bahnstrecke – vom Lärm her gerade noch tragbar und ausreichend entfernt von aktuellen Bautätigkeiten, zudem schon hochwassersicher. Die andere Variante – möglicherweise auch zusätzlich – ist schon fast hafencitytypisch zu nennen. Am Kirchenpauerkai an der Spitze des Baakenhöft ist ein Liegeplatz für ein noch zu findendes Kreuzfahrtschiff möglich, je nach Größe des Schiffes könnten so bis zu 2.500 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Suche nach einem passenden Schiff sei schon im Gange, die Stadt würde es dann leasen. Fast schon ein Vorgriff auf die von der Stadt vorgesehene Lösung mit Kreuzfahrtschiffen zur Olympiade.