Die Westsee im Zollkanal

Im Dunkel des späten Winters fanden 60 Zuschauer zur im Dunkel liegenden Flussschifferkirche
Im Dunkel des späten Winters fanden 60 Zuschauer zur im Dunkel liegenden Flussschifferkirche
Kapitän Hans Gert Franzkeit erzählte

Nachdem Jungmann Franzkeit 1953 genug vom nordischen Winter auf der Ostsee, Flöhen und finnischen Stauerinnen hatte, machte er sich auf den Weg nach Hamburg, um auf einem besserem Schiff, auf wärmeren Kurs, anzuheuern. Von diesem Weg handelte der erste Teil der Lesung in der Flussschifferkirche am Mittwochabend. "Westsee" heißt das Buch und auch das Schiff, auf dem Franzkeit dann Quartier nahm.

Kapitän Hans Gert Franzkeit nimmt die Zuhörer zunächst mit in das Nachkriegs-Hamburg von 1953, ein Hamburg, in dem die Menschen noch in Kellern wohnen, hunderte arbeitslose Seeleute auf  noch nicht vorhandene Schiffe warten und die Reeperbahn gerade die Neonreklame entdeckt. Der Hafen liegt noch in Trümmern und durch Franzkeits Schilderungen entstehen Gebäude vor dem inneren Auge der Zuhörer, die den Hamburgern nur noch in solchen Erzählungen begegnen. Durch Glück bekommt er eine neue Heuer auf dem heruntergekommenen Frachter "Westsee"  und macht dann statt mit finnischen Flöhen mit großen Schiffskakerlaken Bekanntschaft.

Hans Gert Franzkeit
Hans Gert Franzkeit
Seine detailreichen Schilderungen verleiten dann Bärbel Dahms vom Literarischen Hafenclub zur Frage, wie er denn diese viele detailreichen Erinnerungen bewahren konnte. "Ich war jung, die Zeit war etwas besonderes, und – ich habe meiner Mutter regelmäßig Briefe geschrieben, die diese dann aufbewahrt hat – bis heute"  erzählt Hans Gert Franzkeit augenzwinkernd.

Ein Patentrezept, welches im Zeitalter von Telefon und Chatten wahrscheinlich zum allmählichen Gedächtnisverlust aller führen wird.

Jedes gekaufte Buch wurde liebevoll signiert
Jedes gekaufte Buch wurde liebevoll signiert
"An die jüngere Vergangenheit hätte ich mehr Mühe mich zu erinnern" sagt er und erwähnt dann beiläufig die Ordner mit Briefen, die er später auch seiner Frau geschrieben hat und jetzt bearbeitet um ein weiteres Buch zu schreiben.

Die  Flussschifferkirche erweist sich einmal mehr als hervorragender Veranstaltungsort für diese Art von intimen kleinen Events. Schon das Konzert von Hafennacht-Ev. begeisterte an diesem besonderen Ort, nach dieser Lesung wünscht sich der Zuhörer mehr von diesen Veranstaltungen. Der Literarische Hafenclub hat mit der Wahl dieses Ortes eine gute Entscheidung getroffen, die mehr Zuschauer verdient hätte.

Für Veranstaltungen dieser Art hervorragend geeignet - Die Flussschifferkirche
Für Veranstaltungen dieser Art hervorragend geeignet - Die Flussschifferkirche
Die nächste Veranstaltung mit maritimen Charakter gibt es schon im Mai, diesmal aber an einem anderen Ort. In der Cap San Diego liest ein Autor, der für das Großstadtrevier und das Traumschiff schreibt. Angeblich ein ähnliches Orginal wie Hans Gert Franzkeit. Lassen wir uns überraschen. Der konkrete Termin ist dann im Veranstaltungskalender von HafenCityNews zu finden.

http://www.literarischer-hafenclub.de

http://www.flussschifferkirche.de