Enthüllung von 20 Stolpersteinen vor dem Haus der Patriotischen Gesellschaft von 1765

Aktuelle Publikation erinnert an ausgeschlossene jüdische Mitglieder

Insgesamt 20 Stolpersteine enthüllte die Patriotische Gesellschaft von 1765 am Montag, den 22. Juni 2015, vor ihrem Haus an der Trostbrücke Nummer 6.
Damit erinnert sie an ihre jüdischen Mitglieder, die in der Zeit des Nationalsozialismus ausgeschlossen und ermordet wurden und setzt die Aufarbeitung ihrer Geschichte für die Zeit von 1933-1945 fort. Außerdem stellte die aus Mitgliedern der Patriotischen Gesellschaft bestehende Projektgruppe Stolpersteine in der gut besuchten Veranstaltung ihr aktuelles Buch „Stolpersteine für jüdische Mitglieder – Eine biographische Spurensuche der Patriotischen Gesellschaft von 1765“ vor. Die Publikation enthält die Lebensgeschichten der jüdischen Mitglieder, für die jetzt Stolpersteine verlegt wurden. Sie ist in der Geschäftsstelle der Patriotischen Gesellschaft kostenfrei erhältlich.
„Wir sind sehr stolz darüber, dass durch das starke ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder weitere Stolpersteine verlegt werden können und zugleich eine profunde Publikation entstanden ist, die einmal mehr zur Aufarbeitung der Geschichte der Patriotischen Gesellschaft beiträgt. Dass die Aufarbeitung ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit von Mitgliedern geleistet wurde, verdient besondere Beachtung und zeigt, dass dies auch mit Eigenmitteln möglich ist “, erläutert Dr. Ingrid Nümann- Seidewinkel, 1. Vorsitzende des Vorstands der Patriotischen Gesellschaft von 1765.
Basis für die Verlegung der Stolpersteine und die Biographien war die Studie „Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder 1935“ von Marlis Roß, Mitglied der Patriotischen Gesellschaft von 1765, die in zweiter Auflage 2011 in den Schriften der Patriotischen Gesellschaft erschienen ist. Sie stützt sich auf das letzte erhaltene Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft von 1913 sowie das Subcriptionsbuch, in dem seit 1765 die Aufnahmegebühren erfasst wurden. Auf Grundlage dieser Studie konnte bisher ein Stolperstein für den Kaufmann Heinrich Mayer verlegt und biographisch dokumentiert werden.
Aus Anlass des 250-jährigen Jubiläums der Patriotischen Gesellschaft in diesem Jahr hat der Vorstand beschlossen, die Liste zu überarbeiten, weitere Stolpersteine zu ergänzen und die entsprechenden Lebensläufe zu erfassen. In engagierter Recherchearbeit erarbeiteten die fünf Mitglieder der Projektgruppe Stolpersteine seit 2013 die noch unbekannten Biographien.
Zusammen mit den Lebensgeschichten, die in der Publikationsreihe der Landeszentrale für politische Bildung „Stolpersteine in Hamburg – biographische Spurensuche“ bereits erschienen sind oder für diese neu geschrieben wurden, kann die Arbeitsgruppe nun 21 Biographien vorlegen. Für ein ermordetes Mitglied wurde auf Wunsch der Familie von der Verlegung eines Stolpersteins abgesehen.
„Es war eine ebenso herausfordernde wie erschütternde Aufgabe, diese Lebens- und Leidensgeschichten zu erarbeiten“ sagt Dr. Hugbert Flitner, der als Mitglied der Arbeitsgruppe mitgewirkt hat. „Erst dabei wird einem die hinterhältige und grausame Art der Verbrechen an den Juden vor Augen
geführt, für die auch wir haften“.