Häfen im Netz

Die Digitalisierung macht auch vor Traditionsbranchen nicht halt

Man könnte meinen, dass die Hamburger Hafenbehörde HPA und ihr Chef Jens Meier derzeit andere Probleme haben, als ausgerechnet weitere symbolträchtige IT-lastige Projekte an den Start zu bringen, wie der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Michael Kruse, anmerkte, doch damit liegt er ziemlich falsch. Das Schlagwort Digitalisierung ist zwar hervorragend dafür geeignet um „Bullshit-Bingo“ zu spielen und nichts in der Realität zu bewegen, eine erfolgreich umgesetzte Strategie hat aber durchaus auch Konsequenzen außerhalb der virtuellen Welt. Unter dem Label „Chainport“ stellten Senator Frank Horch und HPA-Chef Jens Meier im April eine Initiative zur Vernetzung weltweiter Häfen vor, die gemeinsame Standards im Datenaustausch in der Steuerung und Regelungen ausarbeiten und in die Realität umsetzen wollen.

Vorstellung der neuen Projekte bei der Pressekonferenz
Vorstellung der neuen Projekte bei der Pressekonferenz

Die Hafenlogistik ist dabei ein Themenfeld, das traditionell schon immer eine Herausforderung darstellt und mit großen Schritten auf die Digitalisierung zuschreitet. Die Ankunft eines Großcontainerschiffes mit über zehntausend Containern an Bord zum Beispiel ist nicht nur auf der Elbe eine komplexe Aufgabe. Angefangen bei der genauen Ankunftszeit, den Inhalten, Stauplätzen und dem Bestimmungsort der Container, den Zoll- und Abrechnungsformalitäten bis hin zur zeitgenauen Heranführung von Lkw, Waggons und Feedern, fallen riesige Mengen von Daten an, die bei mangelnder Vernetzung zu Wartezeiten bei der Abfertigung, Staus auf den Straßen, Umweltbelastung und mangelhafter Lieferqualität führen. Ein großes Orchester ohne Dirigent und ohne gemeinsame Partitur. Hunderte isolierte Computersysteme versuchen, die Arbeit zu erledigen, doch letztlich sind es immer die staatlichen Stellen, die eine Normierung und gemeinsame Schnittstelle – neudeutsch API – vorgeben und zu einer erfolgreichen Vernetzung führen – wie am Beispiel des ATLAS-Zollverfahrens zu sehen, dem wir letztlich die Aufhebung der Freihafengrenzen verdanken.

Auch die Erarbeitung gemeinsamer Normen kann der Gesellschaft zugutekommen. Am Beispiel Landstromanschluss würde die Verabschiedung von gemeinsamen Gesetzen und der Normung von Anschlüssen unmittelbar zu weniger Umweltbelastung führen. Von daher ist die Initiative von Horch und Meier durchaus zu begrüßen, und man darf der HPA zutrauen, dass sie parallel die Bagger arbeiten lassen kann und nicht in eine Schockstarre verfällt, in der alle Abteilungen nur noch auf die Elbvertiefung warten.