Kommissar Adamsberg ermittelt wieder!

Buchtipp: Fred Vargas, „Die Nacht des Zorns“

Eine ältere Frau aus der Normandie möchte Kommissar Adamsberg in Paris sprechen. Zögernd berichtet sie ihm vom „wütenden Heer“, das ihre Tochter zusammen mit vier Ergriffenen gesehen hat. Das wütende Heer ist eine uralte Legende: „Diese verstümmelte, stinkende schwarze Reiterhorde fraß an dem Land hier seit zehn Jahrhunderten […].“ Es holt die Menschen zu sich und tötet die, die in ihrem Leben selbst gemordet haben. Als der erste Ergriffene wirklich verschwindet, bricht Kommissar Adamsberg in das Dorf Ordebec auf, um dem Geheimnis des Heeres auf die Spur zu kommen. Kurz darauf wird der Ergriffene ermordet aufgefunden.

Wer bedient sich des mittelalterlichen Mythos und mordet in Ordebec? Und wer tötet zur selben Zeit in Paris den mächtigen Industriellen Antoine Clermont-Brasseur?

Kommissar Adamsberg und sein liebenswertes Team – Danglard, Retancourt, Estalère, Justin, Noel –, das ihn schon durch viele Fälle begleitet hat, sind wieder im Einsatz.

Genauso wichtig wie der Plot sind Vargas ihre Charaktere, die alle ihre Ecken und Kanten haben und dabei so menschlich sind: Alkoholiker, Schlafgestörte, Gottheiten, Dichter – und eine dicke Katze, die vom Team abwechselnd zum Futternapf getragen werden muss, bevor sie wieder ihren Platz auf dem Kopierer einnimmt. Dazu kommt noch eine misshandelte Taube, die vor der Brigade von Adamsberg gefunden und von allen wieder gesund gepflegt wird.

„Die Nacht des Zorns“ ist nicht nur wieder spannend, es sind zwei sehr unterschiedliche und komplizierte Fälle in Paris und Ordebec zu lösen, die dann eine indirekte Verknüpfung finden. Und der Taubenquäler wird natürlich auch noch ausfindig gemacht: „Es vergingen noch drei Wochen und fünf Tage, als Hellebaud, die Taube, eines Morgens wieder auf der Brüstung des Küchenfensters erschien. Eine herzliche Begrüßung, ein sehr aufgeregter Besuch. Der Vogel […] lief mehrere Male um den Tisch herum, erzählte unter häufigem Gurren, was er erlebt hatte. Eine Stunde später flog er wieder davon, gefolgt von den versonnenen, leeren Blicken Adamsbergs […].

Wie bei jedem Vargas-Krimi ist man etwas wehmütig, wenn er gelesen ist und man sich erst mal wieder von Adamsberg & Co. verabschieden muss – doch hoffentlich nicht für allzu lange! (AF)

Fred Vargas’ „Die Nacht des Zorns“ ist im Aufbau-Verlag erschienen

ISBN 978-3-351-03380-4

22,99 Euro, gebundene Ausgabe