Lärm um vier Uhr

Immer Ärger mit der Schlitzwand
Immer Ärger mit der Schlitzwand
Abschalrohr wird zum "Schallrohr"

Heute morgen gab es am Kaiserkai reichlich Radau, der zu einem erhöhten Anrufaufkommen bei Polizei und anderen Stellen führte. Auf der Baustelle zum Notausstieg der U4 ließ sich ein Abschalrohr nicht mehr von der Schlitzwand trennen. Zunächst versuchte der Bautrupp das Problem mit eigenen Mitteln zu lösen, dann wußte man sich nicht mehr zu helfen und erinnerte sich an passendes Gerät auf dem Baufeld 7 und brachte dieses mit weiterem Lärmaufkommen zur Notausstiegbaustelle. Doch alle Aktion war vergebens, das Abschalrohr mußte mit einbetoniert werden.

Jetzt ist erstmal Pause
Jetzt ist erstmal Pause
Wer sich jetzt fragt, "Was bitteschön ist ein Abschalrohr?" sei mit der Erklärung am Ende der Nachricht geholfen. Der Eifer, mit dem die Baumannschaft sich um die Lösung des Problems kümmerte ist verständlich, bedenkt man doch, das erst vor Kurzem die Schlitzwandschaufel eines Baggers in Beton "beerdigt" werden mußte. Der Hochbahn tut der damit verbundene Lärm leid.

 

In der Patentschrift DE4228179A1 03.03.1994 wird beschrieben, wozu ein Abschalrohr gut ist:

Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Abdichten der Fuge einer Schlitzwand, welche in einzelnen Lamellen aus Stahlbeton unter Verwendung von zwischen Leitwänden in einen für die Schlitzwand vorgesehenen Aushubschlitz temporär eingesetzten vertikalen Abschalrohren ausbetoniert wird, mit einer Anordnung von Abdichtmitteln im Fugenbereich.

Aufgrund von Raummangel und Verkehrsproblemen wird insbesondere in den Ballungsgebieten zunehmend unterirdisch gebaut. Typische Beispiele sind Tiefgaragen oder unterirdische Verkehrswege. Die senkrechten Baugrubenwände sind vor dem Ausschachten gegen Einsturz infolge Erd- und Wasserdruck und gegen den Wasserandrang durch Spundwände zu sichern. Derartige Spundwände aus Beton werden häufig als sogenannte Schlitzwände an Ort und Stelle hergestellt, wobei die Wände des Aushubschlitzes während des Aushubes nicht durch Einbau, sondern dadurch geschützt werden, daß der Aushubschlitz mit einem Flüssigkeitsgemisch aus Wasser und Betonit gefüllt wird. In der Vergangenheit waren diese Schlitzwände eine temporäre Maßnahme, die gewährleisten sollte, das Bauwerk innerhalb dieser Baugrubensicherung zu erstellen. Im Rahmen der heutigen Kostenentwicklung kommt es inzwischen immer häufiger dazu, daß die Schlitzwand nicht nur eine Baugrubensicherung darstellt, sondern als Teil (Außenwand) des endgültigen Bauwerks stehenbleibt. Die sichere Funktion und Standfestigkeit derartiger Bauwerke sind dann in hohem Maße von der Dichtigkeit gegen eindringendes Wasser, während der Bauzeit und nach Fertigstellung, abhängig. Die Betonkonstruktion der Schlitzwand muß dabei, neben ihrer tragenden und umhüllenden Aufgabe, auch die Funktion der Abdichtung übernehmen. Da derartige Schlitzwände in der Regel als einzelne Lamellen mit aneinandergrenzenden Fugen erstellt werden, kommt der Dichtigkeit der Schlitzwandfugen eine entscheidende Bedeutung zu.

Bisherige Versuche einer Schlitzwandsicherung, bspw. durch Einbau von Fugenbändern, Quellbändern oder perforierten Rohren, werden den an sie gestellten Abdichtungsanforderungen in der Regel nicht gerecht, da ein genauer und plazierter Einbau derartiger Abdichtungsmittel das Bauverfahren einer Schlitzwand nicht zuläßt. Sollte in Einzelfällen ein Einbau gelingen, garantiert dies keine dauerhafte Dichtigkeit, da in der Regel die Betonitrückstände im Laufe der Zeit austrocknen. Das Austrocknen des Betonits ist mit einem erheblichen Schrumpf verbunden, der selbst eine anfangs funktionierende Abdichtung umläufig werden läßt. Desweiteren können zukünftige Bewegungen, welche in der Schlitzwand auftreten und sich bis in die Schlitzwandfugen fortsetzen, durch die bekannten Abdichtungssysteme nicht dauerhaft beherrscht werden. Man verzichtet daher meistens auf eine Fugenabdichtung vollständig und nimmt vielmehr eine planmäßige Sanierung der Schlitzwandfugen in Kauf.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung der eingangs genannten Art vorzuschlagen, welche auf einfache Weise herstellbar ist und eine zuverlässige und dauerhafte Abdichtung von Schlitzwandfugen zuläßt.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß im wesentlichen gelöst durch eine am Außenumfang des Abschalrohres in dessen Längsrichtung temporär über Haltemittel festgelegten Injektionsschlauch zum Überführen von Injektionsflüssigkeit in die Schlitzwandfuge als Abdichtmittel, welcher nach dem Ausbetonieren der benachbarten Lamelle in dem Beton verbleibt, während das Abschalrohr aus dem Aushubschlitz wieder herausziehbar ist.

Zum Verständnis der Erfindung sei zunächst das übliche Verfahren zur Bauweise von Schlitzwänden geschildert: Eine Schlitzwand ist im Endzustand eine aus einzelnen Lamellen bestehende Stahlbetonwand mit einer Wandstärke von bspw. bis zu 100 cm und einer Tiefe von bspw. bis zu 30 m. Die Herstellung der Schlitzwände erfolgt zwischen vorher gesetzten vertikalen Leitwänden, die mit dem Arbeitsplanum bündig sind, meist aus Ortsbeton mit leichter Bewehrung bestehen und im Regelfall etwa 1,50 m hoch und 20 cm stark sind sowie einen einige Zentimeter größeren Dichtabstand als die gewünschte Wandstärke der Schlitzwand haben. Die Leitwände sind in den gewachsenen Boden eingebunden, um Erdausbrüche und damit Wandausbuchtungen unter der Leitwand zu vermeiden. Die Leitwände sichern die oberste Zone des Aushubschlitzes gegen Ausspülungen infolge von Schwankungen der in den Aushubschlitz eingefüllten Bentonitsuspension, mit Hilfe welcher eine Stützung der Erdwandungen erzielt und der Einsturz des Aushubschlitzes verhindert wird. Die Leitwände dienen außerdem der Führung des Schlitzgreifers, mit Hilfe welchem der Aushubschlitz bis auf Endtiefe ausgehoben wird, sowie der Führung von Abschalrohren zur Begrenzung der einzelnen Lamellen der Schlitzwand während des Ausbetonierens in dem Aushubschlitz, sowie der Bewehrungskörper für die Armierung der einzelnen Lamellen. Nach dem vollständigen Ausheben werden die Abschalrohre in den Aushubschlitz in Abständen eingeführt, welche beim Ausbetonieren die Stirnseiten der betreffenden Lamelle begrenzen. Die Abschalrohre werden so weit in den Aushubschlitz heruntergelassen, daß ihre Schneiden ins Erdreich der Schlitzsohle eingreifen. Beim Herstellen der Schlitzwand wird wenigstens eine Lamelle übersprungen. Erst nach dem Ausbetonieren und Erhärten des Schlitzbetons der einen Lamelle erfolgt das Ausbetonieren für die benachbarte Lamelle. Nach dem Ausbetonieren einer ersten Lamelle ergeben die Abschalrohre konkave Stirnflächen im eingebrachten Beton, wohinein der Beton beim Ausbetonieren der benachbarten Lamelle konvex unter Fugenbildung eingreift. Die Abschalrohre werden nach dem ersten Erhärten des Betons mit hydraulischen Pressen wieder aus dem Aushubschlitz herausgezogen.

Mit der Erfindung gilt es also, diese vertikalen gekrümmten Schlitzwandfugen zuverlässig abzudichten.