Lob im Wandel

Der kleine Mann im Ohr erzählt Geschichten
Der kleine Mann im Ohr erzählt Geschichten
Kritik muss nicht immer negativ sein

Eine sehr erfolgreiche Veranstaltungsreihe der HafenCity Hamburg GmbH schickt zwei Fachleute mit Mikrofon auf die Reise durch die HafenCity, im idealen Unterhaltungsfall einen Kritiker und einen Befürworter, manchmal aber auch zwei Menschen, die sich erst beim Gang durch die HafenCity eine Meinung bilden. Im Falle der heutigen Veranstaltung waren Professor Udo Weilacher und die Vertretung der erkrankten Ariane Röntz, Gabriele Pütz eher Menschen vom Fach, die sich erst unterwegs eine Meinung bilden, daher war der Ausgang nicht vorhersehbar.

Das Basketballfeld entzündet Leidenschaft
Das Basketballfeld entzündet Leidenschaft
Der Kick an der Veranstaltung ist einfach: Achtzig Menschen mit drahtlosen Ohrhörern lauschen einem Zwiegespräch zweier Menschen, die mit Mikrofonen ausgestattet durch die HafenCity laufen und dabei fachkundig über diesen oder jenen architektonischen Aspekt dieses Stadtteils plaudern oder streiten. Udo Weilacher und Gabriele Pütz konnten sich aber weder zum Streiten noch zu großem Widerspruch entschliessen. Beiden war zu sehr die Grundlage des Planens im wassernahen Raums bewußt. Immmer wieder im Zentrum der Bewunderung: Die hochwertige Ausführung der Bauelemente. Über die Hubbrücke – "Die Pontons hätten in der ursprünglichen Fischform sehr viel schlimmer gewirkt" – "Die Promenadenmosaike in Fischform nehmen die Struktur der Speicherstadt und das maritime Ambiente sehr gut auf" gind es an der Baustelle der Elbphilharmonie vorbei – "Gut das es hier keine Landschaft gibt, da kommt dieses großartige Projekt besser zur Geltung" – zu einem der vielen Zwischenräume ohne Namen. Inzwischen waren die beiden aber dann doch ein wenig in Fahrt gekommen. Der Innenhof sehe doch ein wenig nach "gewollt aber nicht gekonnt aus", doch gleich darauf werden die Strassenlaternen gelobt. An der Häuserfront in Reihe gesehen sähen die Laternen wie eine lange Pergola aus.

Die Gärten in den Innenhöfen wecken Zweifel
Die Gärten in den Innenhöfen wecken Zweifel
Weiter geht es auf den Vasco-Da-Gama-Platz. Hier kommt dann doch so etwas wie Kritik auf. Beide bezweifeln, dass es eine gute Idee sei, hier zwischen den Häusern ein Basketballfeld zu planen. "Spätestens in fünf Jahren hat das doch jemand hier weggeklagt, die heutige Rechtslage mache es doch einfach sich gegen Lärm zu wehren." – Schlechte Nachrichten für die Planer der HafenCity, haben sie doch gerade an diesem Tag den Basketballkorb mit einer lärmoptimierten Prallfläche ausgestattet. Unverständnis erregt die umlaufende Metallschlange: Unnötig und Linienzerstörend, man könne sich das nur erklären, weil diese Art von Metallobjekten das Markenzeichen von IMBT seien und die es sich nie verkneifen können solch einen Störer zu platzieren.

Treppenanlagen sind aber durchweg gelungen
Treppenanlagen sind aber durchweg gelungen
Dann kommt die Sprache auf die Alterung der Plätze und Betonbauteile. In Barcelona sähen einige ursprünglich gutaussehend errichtete Objekte inzwischen abbruchreif aus, der Alterungsprozess  hier in der HafenCity sei aber nicht vorhersehbar. Trotzdem gibt es aber insgesamt Lob an der Freiraumgestaltung des spanischen Architekturbüros. Ausserhalb des Vasco-da-Gama-Platzes erstreckt sich die Kritik dann auch eher auf Kleinigkeiten. An den Dalmannterrassen seien die Hügelchen rund um die Bäume eher überflüssig, während auf den Marco-Polo-Terrassen die Hügel "Sexy" seien und gerne ein paar mehr sein dürften.

Die Dalmanntreppen sind auch klasse
Die Dalmanntreppen sind auch klasse
An der abschliessenden Diskussion im Kesselhaus nehmen dann auch nicht mehr viele der "Mitwandler" teil. Eine Handvoll Interessierter fragt noch, der Rest ist schon auf dem Weg nach Hause.

Fazit: Eine spannende Art des Rundganges, der stark von der Streitfreude der beiden "Kontrahenden" abhängig ist. Mitmachen lohnt sich, man muss aber Glück haben. Für die beiden Kritiker ist aber sicherlich nicht einfach diese ungewöhnliche Veranstaltungsform spannend und interessant umzusetzen.Die Veranstaltung findet noch die nächsten beiden Mittwochabende statt.

 

 

Die anschliessende Diskussion ist dann nur noch Randerscheinung
Die anschliessende Diskussion ist dann nur noch Randerscheinung