Monopoly für Fortgeschrittene

Florian Wegmann von Becken, Giselher Schultz-Berndt von der HafenCity GmbH und Bo Henriksson von Norrporten
Florian Wegmann von Becken, Giselher Schultz-Berndt von der HafenCity GmbH und Bo Henriksson von Norrporten
Die Jagd nach Immobilien, Aufträgen und Gewinnen

Kaum eine Woche vergeht, in dem die HafenCity nicht Gegenstand von kritischen Artikeln über Leerstände, Vermietungsquoten und Fehlplanungen ist. An der Oberfläche sind die Schuldigen schnell gefunden und Urteile gefällt. Doch die Wahrheit ist nicht so simpel wie sie häufig in den Medien dargestellt wird. Hinter den Kulissen tobt ein ganz anderer Kampf, in dem die Schlagzeilen Mittel psychologischer Kriegsführung sind und in denen es um Summen geht, die weit jenseits von einfachen Lottogewinnen liegen. Die Spieler in diesem global gespielten Spiel: Immobilienfonds, Projektentwickler und Großverwalter. Die Spielsteine: ganze Gebäude und Gebäudeensembles mit Werten, die sich im dreistelligen Millionenbereich bewegen. Völlig irrelevant in diesem Spiel: Kurz- und mittelfristige Leerstände und natürlich Einzelschicksale. Hamburg und insbesondere die HafenCity sind Core-Märkte – hier liegt die HafenCity schon bundesweit an fünfter Stelle.

Das SKai gehört zum Portfolio
Das SKai gehört zum Portfolio
Internationale Player haben die Attraktivität des Immobilienmarktes in Hamburg erkannt und spielen Monopoly im großen Stil. Einige Gebäude in der HafenCity haben schon mehrfach den Eigentümer gewechselt, andere warten noch auf ihren Erstverkauf. Wichtig in diesem Zusammenhang: die Gebäude attraktiv und zusammenhalten. Leerstehende Gebäude sind etwas günstiger als vermietete – letztlich ist der Preisunterschied aber zu vernachlässigen. Marktfremde Fonds brauchen auf dem ihnen fremden Boden lokale Unterstützung – Management, Verwalter und spezialisierte Anwaltskanzleien helfen nicht ganz uneigennützig, geeignete Objekte zu finden, eine ganze Branche, die sich weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt eine Schlacht um die besten Kuchenstücke liefert. Norrporten ist so ein Mitspieler, der in Hamburg auf großer Einkaufstour ist, Becken eine der lokalen Firmen, die für das Wohlbefinden der globalen Spieler sorgt.

 

Wie andere Gebäude rund um die Coffeeplaza
Wie andere Gebäude rund um die Coffeeplaza
Als Pensionsfond gehört Norrporten nicht zu den Spielern, die viel Aufregung schätzen: Kaufen und halten, eine moderate Rendite und eine wirtschaftliche Größe der zusammengekauften Immobilien ist ihnen wichtig – Wirtschaftlichkeit beginnt dabei bei Flächen um die 100.000 Quadratmeter Vermietungsfläche, von denen Norrporten schon 30.000 Quadratmeter in der HafenCity hat. Dass man auf der Suche nach mehr ist, wird offensiv kommuniziert, Becken bietet sich dabei mit seinen Vermietungserfolgen rund um den Sandtorpark als kompetenter Dienstleister gleich im Verein mit an. Ein zusätzlicher Bonus ist Norrporten zufällig in den Schoß gefallen. Eine nicht unbeträchtliche Zahl seiner Mieter bewegt sich im grünen Umfeld. Bo Henriksson von Norrporten bestätigt dieses positive Votum für regenerative Energien in der HafenCity bei einem Pressegespräch in einer der wenigen leerstehenden Flächen seines Fonds: „Green Tennants are good for the image of the HafenCity. We are proud to be a Part of the project HafenCity.” Die Leerstände im Überseequartier sind nicht wirklich ein Problem, wenn man langfristig denkt.

Im Gesamtportfolio machen ein paar Prozent Leerstand nicht wirklich etwas aus. Citylagen werden bevorzugt, Wasserlagen noch mehr: „It’s good to invest close to water – i don’t know why“, so Henriksson. Andere denken genauso und so wechseln die Besitzer wie jüngst beim Unilever-Haus, das von der Hochtief Projektentwicklung GmbH an einen offenen Immobilienfond verkauft wurde. Die Firmen sind nicht mehr Eigentümer ihrer Firmenzentralen, sondern mieten für einen bestimmten Zeitraum – meist für zehn Jahre. Dann zieht die Karawane weiter, wenn die Konditionen stimmen oder die Vorstellungen nicht mehr passen. SAP ist hier ein aktuelles Beispiel, dessen Gebäude zu groß geworden war und dessen Berater bei der Abwägung Lage oder Verkehrsanbindung sich zugunsten der unmittelbaren Bahnhofsnähe entschieden hatten. Ein ganz normaler Vorgang und ein Zeichen für Normalität – für fast alle Beteiligten zum Vorteil.