Vom Saulus zum Paulus

 

Georg Mascolo und Josef Ackermann im Gespräch

Josef Ackermann bei „Montag an der Spitze“

Wenn der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank spricht, hören alle gebannt zu. Einerseits liegt es daran, dass der ehemalige „Erster Banker der Nation“ immer gut ist für Presseskandale, die keiner verpassen will. Wer denkt da nicht sofort an das Victory-Zeichen oder an den Peanuts-Spruch, die die ganze Nation wochenlang empört haben. Andererseits liegt es wohl auch daran, dass Josef Ackermann zugibt, dass „… der Dienst am Menschen und an der Realwirtschaft in unserem Berufsstand zu kurz gekommen ist.“ Die Deutsche Bank hätte bei den globalen Investmentgeschäften mitspielen müssen, und bis 2007 sei auch vieles legal und legitim gewesen. Von den Verlusten sprechen jetzt alle, dass viele Investoren auch daran verdient haben, werde nicht mehr erwähnt, bemängelt er.  „Wir haben uns benommen, wie die Römer in Rom“ beschreibt er die damalige Unternehmenspolitik. Sein Ziel sei es gewesen, die Deutsche Bank zu einer international wichtigen Bank wachsen zu lassen.  Dieses Ziel habe er erreicht.

Vom Saulus zum Paulus – Josef Ackermann

Tatsächlich ist die Deutsche Bank  – wie wir wissen – an der Finanzkrise nicht zerbrochen. Allerdings stellt Georg Mascolo, Chefredakteur des Spiegels und Gastgeber, die Frage, ob die Bank  das Wachstum durch Verlust an Reputation erkauft habe. „ Bei uns haben sich bis 2007 Exzesse abgespielt“ gibt Ackermann zu „ diese haben wir dann berichtigt, als es gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert wurde“ und „ es gab eine kleine Gruppe von Mitarbeitern, die zu weit gingen“. Er persönlich habe vieles unterbunden, wie z.B. das Geschäftsmodell vom Aufkauf von Lebensversicherungen bei dem die Bank gewinnt, wenn die versicherte Person früher stirbt. Auch an der Finanzierung von Streubomben und Lebensmittelspekulationen habe sich die Deutsche Bank nicht beteiligt.

Volles Haus an der Ericus-Spitze

Von sich selbst behauptet der enge Vertraute der Bundeskanzlerin „…dass er vom Saulus zum Paulus geworden sei…“. Von der Politik fordert Josef Ackermann, dass diese einen ordungspolitischen Rahmen definiert, der möglichst global gültig sein soll, damit solche Finanzkrisen sich nicht wiederholen können. Politik, Banken, Verbraucher und Investoren; sie alle tragen Verantwortung. Der Mann, der über den Einfluß des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen promoviert hat, empfiehlt, dass man sich vor jeder Investition die Frage stellt: „Wem dient das Geschäft?“ Viele Investoren hätten für diesen Tip von Josef Ackermann vor 2007 viel Geld bezahlt. Ob der Mann, der so prominent und gleichzeitig so polarisierend ist, sich zu Recht als Paulus bezeichnet, wird die Geschichte zu beurteilen haben. Schließlich betont doch Josef Ackermann so gern, dass ex post (im Nachhinein) sich vieles anders darstellt als ex ante (im Voraus). CF

 

Nächster Montag an der Spitze (Anmeldung erforderlich)

Mo 26.11. | 18.00 Uhr | KörberForum – Kehrwieder 12 | Eintritt frei
Amre Moussa, ehemaliger Generalsekretär der Arabischen Liga (2001 bis 2011), Vorsitzender der Ägyptischen Konferenz-Partei (seit 2012) und Mitglied der ägyptischen Verfassungsversammlung

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