Von Badelatschen und Kranen

Ulf Boll, scheidender Geschäftsführer des Steinweg-Terminals
Ulf Boll, scheidender Geschäftsführer des Steinweg-Terminals
Ein Besuch auf dem Steinweg-Terminal

Die HafenCity liegt an einer Grenze. Modernes Wohn- und Arbeitsquartier treffen auf Industrie- und Hafenanlagen auf der gegenüber liegenden Elbseite. Aus diesem Kontrast zieht sie ihren eigentlichen Reiz, dieser Kontrast kann aber auch zu Problemen führen. Verständnis und Verstehen hilft dabei ein freundlich nachbarschaftliches Verhältnis der beiden Seiten herzustellen, Vorreiter bei dieser Kooperation ist dabei die C.Steinweg GmbH & Co.KG vom Süd-West Terminal gegenüber des Strandkais. Dessen Geschäftsführer Ulf Boll hatte in der Vergangenheit schon einmal eine Einladung an die Nachbarn aus der HafenCity ausgesprochen sich doch einmal das Geschehen auf der anderen Seite aus der Nähe anzusehen – garniert mit hilfreichen Erklärungen. Der erste Besuch 2008 auf dem Steinweg-Terminal war ein echtes Highlight, mit Kranbesteigung und Schiffsbesichtigung, mehr Hafen ging nicht. Nun stand der zweite Besuch auf dem Terminal an, angeregt durch zahlreiche Nachfragen von Nachbarn, ob sich denn dieses Super-Erlebnis wiederholen lasse.

Rainer Fabian, sein Nachfolger auf einem der Krane
Rainer Fabian, sein Nachfolger auf einem der Krane
Rund dreissig Nachbarn wurden an einem warmen Samstagvormittag von einem eigens von C.Steinweg gecharterten Linienbus von der HafenCity in den Kamerunweg gebracht. Diesmal erwarteten die HafenCity gleich zwei Geschäftsführer am Tor, der alte – Ulf Boll, und der neue – Rainer Fabian. Ulf Boll – einer dieser typischen Hamburger mit echtem Hafenhintergrund, mit trockenem Humor und einem Hauch von Hamburger Platt in der Stimme – geht in die Firmenzentrale nach Rotterdam.

 

Fakten und Anekdoten bei einer zweistündigen Führung über das Terminal
Fakten und Anekdoten bei einer zweistündigen Führung über das Terminal
Seinen Job übernimmt Rainer Fabian, nach eigenen Aussagen Mann der zweiten Generation der Hafenlenker. In der ersten Generation Beherrschten ehemalige Kapitäne und Menschen mit direkten Wasserwurzeln die Hafenwirtschaft, jetzt kommen die Betriebswirte und Ökonomen und betreiben das Geschäft Hafen wesentlich nüchterner. Sagt er, und keiner der seinen Ausführungen und Anekdoten zum Hafen lauscht, glaubt ihm. Derselbe trockene Humor, derselbe Hauch von Hamburgisch in der Stimme – Ulf Boll und er dürften sich gut verstehen. Da ist der Hafen wohl doch prägender als ein BWL-Studium. Immerhin 16 Jahre im Hafen hat Rainer Fabian schon hinter sich, erst HHLA, dann über Vollers zu C.Steinweg, da fallen eine Menge Anekdoten an. Und diese saugen die Zuhörer begierig in sich auf.

Kranbesteigung inklusive
Kranbesteigung inklusive
Da ist zum Beispiel das Thema Markterkundungsverfahren zum CTS, wo der Siegerentwurf Hafenbetrieb mit Freizeitpark mischt. Rainer Fabian zitiert dazu einen Hafenarbeiter, der morgens in der Zeitung über das Verfahren liest und seinem Kumpel gegenüber sagt: „Hey Mann, weisst du schon das wir demnächst mit Badelatschen zur Arbeit kommen können?“. Zeitung ist dann auch das Stichwort. Fabian bemängelt – wie viele seiner Kollegen – das zu Zeiten des schwarz-grünen Senates der Hafen Neuigkeiten häufig zuerst in den Zeitungen lesen musste.

Ein sehr unterhaltsamer und lehrreicher Vormittag liegt hinter den Nachbarn
Ein sehr unterhaltsamer und lehrreicher Vormittag liegt hinter den Nachbarn
Weiter geht es über das Gelände des Terminals. Vorbei an riesigen Schiffsschrauben, Maschinenteilen und Motoren führt der Weg und Fabian erklärt den Betrieb auf dem Stückgut-Terminal. Die Besucher erfahren, warum ohne Container heute gar nichts mehr geht und deshalb auch hier Container zu finden sind, wie auch am RoRo- und Fruchtterminal am ‘Oswald-Kai. Im Unterschied zu dort ist das Steinwegterminal nicht mit Containerbrücken ausgestattet, Krane sind für das Multi-Purpose-Terminal flexibler und für  die Verladung von Containern mit drehbaren Haken ausgestattet. Auch der größere Freiheitsgrad der Ausleger macht es möglich größere Frachtstücke zu transportieren, oder sogar zwei Krane miteinander zu koppeln und bis zu 300 Tonnen zu verladen. Teile für das  WM-Stadion in Durban wurden über das Terminal verschifft. Die Krane sind dann auch der Höhepunkt der Führung. Einmal aus großer Höhe über die Elbe auf die HafenCity zu gucken hat schon was, und die beiden Gottwald-Krane die besteigen werden dürfen, ermöglichen es über ein innenliegendes Treppenhaus auch für Menschen mit Höhenangst. Ein hervorragender Rundblick belohnt diejenigen die sich die Mühe gemacht haben, direkt gegenüber liegt die Baustelle der Elbphilharmonie.

Inklusive gemeinsamer Busfahrt zum Terminal
Inklusive gemeinsamer Busfahrt zum Terminal
Zum Abschluss erfährt der interessierte Nachbar dann noch etwas über den Flutschutz auf dem Terminal, und das regelmäßig Übungen abgehalten werden – manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Ein Mitarbeiter, dem der Sinn einer Übung noch nicht so richtig einleuchtete und sein Flutschutztor noch nicht geschlossen hatte obwohl die Ansage „Tore schliessen“ schon durchgekommen war, soll darauf geantwortet haben: „Wieso? Es ist doch noch gar kein Wasser da!“. Nach zwei Stunden geht es zurück auf die andere Seite, nachdem die beiden Geschäftsführer ihre beiden Gruppen wieder am Bus abgeliefert haben. Ein großer Dank aller Mitfahrer geht für diesen Besuch an Ulf Boll und Rainer Fabian, und beste Wünsche der HafenCity begleiten Ulf Boll bei seinem neuen Job in Rotterdam.

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