Vor Ort im Gespräch

Falko Droßmann auf dem Weg zum Überseeboulevard
Falko Droßmann auf dem Weg zum Überseeboulevard
Falko Droßmann im Überseeboulevard

„Der neue Senat nimmt die Bezirkspolitik wahr, wir werden als Partner der Fachbehörden anerkannt und es findet ein enger Austausch statt. Und wir als Abgeordnete der Bezirksversammlung werden auch enger in die Pflicht genommen. Gerade im Bereich des Wohnungsbaus sind wir erfolgreich“, so beschreibt der Fraktionsvorsitzende der SPD Hamburg-Mitte die Veränderungen seit der letzten Wahl, nach der die SPD den Senat allein stellt und seiner Bezirksfraktion eine Stimme zur absoluten Mehrheit fehlt. Viertagesbart, offenes Lächeln und druckreife Zitate – der 38-jährige Historiker und Stabsoffizier arbeitet an der Helmut-Schmidt-Universität, und in seiner Freizeit setzt er sich für verantwortungsvolle Politik ein. Falko Droßmann ist in der Kommission für Bodenordnung und im Aufsichtsrat der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, er ist unter anderem Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und in der Deutschen AIDS-Hilfe und leitet eine Fraktion mit 25 Mitgliedern im ereignisreichsten Bezirk Hamburgs. Trotz fehlender absoluter Mehrheit entschied sich seine SPD gegen eine Koalition. Der Grundgedanke von wechselnden Mehrheiten besteht darin, dass die gewählten Abgeordneten für die Sache und für die Interessen des Bezirkes streiten können und nicht von Koalitionsverträgen eingeengt werden“, erläutert Droßmann diesen Ansatz, „wir mussten aber feststellen, dass die anderen Fraktionen sich der Verantwortung verweigern.

 

Er ist Abgeordneter in der Bezirksversammlung Mitte
Er ist Abgeordneter in der Bezirksversammlung Mitte
So im Fall Chantal, da werden Rücktritte gefordert, bevor die Sachlage geklärt ist.“ Das ist für ihn die falsche Reihenfolge. Er beschönigt nichts: „[…] natürlich haben Fehler zum Tod von Chantal geführt, und unsere Aufgabe ist es, rückhaltlos aufzuklären und die notwendigen Veränderungen herbeizuführen[…].“ Einsparungen im Jugendhilfebereich seien mit ihm nicht zu machen, und den Rücktritt des Bezirksamtsleiters Markus Schreiber bedaure er: „[…] wir brauchten Schreiber, um die Vorgänge zu klären.“ Wegen der großen Herausforderungen, vor denen der Bezirk Hamburg-Mitte jetzt steht, lädt die SPD nun doch zu Koalitionsgesprächen ein. CDU, GAL, die Linke und die FDP erhielten eine Einladung für offene Sondierungsgespräche ohne Vorbedingungen, außen vor lässt er die Abgeordneten der Piratenpartei. „FDP und GAL haben bereits zugesagt. Bei den Piraten wissen wir nicht, wer da vor uns sitzt. Die beiden Abgeordneten sind uns bisher weniger durch konstruktive Anträge aufgefallen, dafür mehr durch eine kritische Haltung, die alle anderen ungerechtfertigterweise ins Unrecht setzt […].“  Auf die Frage, wer der SPD-Kandidat für die vakante Stelle des Bezirksamtsleiters sei, weicht er aus und stellt erst mal klar, dass es auch eine Bezirksamtsleiterin sein könnte: „Die SPD in Hamburg-Mitte hat sehr viele gute Leute. Verwaltungsexperten sind nicht die richtigen für die Stelle eines politischen Beamten, wir brauchen dafür einen politischen Menschen mit Führungsfähigkeiten und Verwaltungskenntnissen, der oder die in der Lage ist, Prozesse abzuwägen. Gerade in diesem Bezirk mit den größten sozialen Spreizungen in Hamburg ist die Erhaltung des sozialen Friedens eine wichtige Aufgabe. Wir gehen ohne Kandidaten in die Sondierungsgespräche.“ Bis zur nächsten Wahl der Bezirksversammlung sind es nur noch zwei Jahre. Seine Fraktion will deshalb keine Zeit verlieren und arbeitet in den turbulenten Zeiten unbeirrt weiter: das Schicksal der Esso-Häuser auf St. Pauli, die geplante Seilbahn über die Elbe, die Nutzung des IBA-und IGS-Geländes nach Beendigung der so wichtigen Ausstellungen in Wilhelmsburg, die Rückkehr der HafenCity in die Zuständigkeit des Bezirksamtes. „Wir sind als Bezirksabgeordnete dafür da, Verwaltungshandeln anzuregen. Die Abwägung von Interessen ist eine unserer Hauptaufgaben, und deswegen ist Bürgerbeteiligung für uns so wichtig. Wir fordern alle auf, aktiv mitzugestalten, und legen viel Wert darauf, unsere Entscheidungen direkt und persönlich zu kommunizieren.“ Falko Droßmann übernimmt Verantwortung und fordert andere dazu auf. Er bezieht Stellung und steht für die Folgen gemeinschaftlich getroffener Entscheidungen gerade. Eine Antwort bleibt er auf die selbst gestellte Frage aber schuldig: „Natürlich überlege ich immer wieder, ob auch wir Fehler gemacht haben.“ (CF)

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