Kultur auf dem Wasser

Das Arbeitsschiff wird als Kulturschiff im Sommer am Meßberg festmachen
Das Arbeitsschiff wird als Kulturschiff im Sommer am Meßberg festmachen
Schiffskultur

Ein großer Teil der HafenCity und Speicherstadt besteht aus Wasserflächen, die in den meisten Fällen wenig genutzt werden und nur gelegentlich von Touristenbarkassen angelaufen werden. Die Erschließung der Fleete und Hafenbecken regt die Phantasie immer mehr Gruppen an, die die unterschiedlichsten Nutzungen im Kopf haben und Projekte zu realisieren versuchen. Zusätzlich gibt es von offizieller Seite Planungen und Vorstellungen, die sich ebenso wenig immer realisieren lassen wie die Projekte der freien Planer. Trotzdem schreitet die Zeit voran und viele Ideen konkretisieren sich oder treten sogar in den Realisierungsphase. Dabei gilt wie immer auch die Devise „Totgesagte leben länger“ und nichts ist unvorhersehbarer als der Wille von Investoren und Mäzenen.

Bisher im Moldauhafen beheimatet
Bisher im Moldauhafen beheimatet
In die Realisierungsphase getreten ist zum Beispiel das Projekt des Kultur- und Veranstaltungsschiffes Praha, das am Anleger Meßberg seinen Platz finden soll.  Verschiedene Initiativen um einen Mäzen wollen das Projekt noch diesen Sommer in Betrieb nehmen. Basis ist ein ehemaliges tschechisches Arbeits- und Wohnschiff, das jahrelang im Moldauhafen gelegen hat. Ebenfalls im  Musterstadium ist das Projekt Oberhafenboot von Fleetschlösschen-Betreiber Christian Oehler und Gleichgesinnten, die viele kleinere und größere Schiffe zu Modulbausteinen für Ausstellungen, Bühnen und Gastronomie in immer neuen Zusammenstellungen an verschiedenen Orten zusammenführen sollen und so Hafenstädten ein wechselndes Angebot von Kultur auf dem Wasser ermöglicht. Schlepper bringen die Bausteine an ihre unterschiedlichen Einsatzorte, jede Stadt steuert einen Teil der Module bei. Ein wirklich interessantes Projekt. Auch noch nicht vom Tisch ist das Projekt der schwimmenden Alpenwiese. Die Realisierung und Finanzierung ist näher als man bei einem solchen Projekt vermuten sollte.

 

Eine schöne Nutzung - Das Theaterschiff zu Besuch im Grasbrookhafen
Eine schöne Nutzung - Das Theaterschiff zu Besuch im Grasbrookhafen
Bei allen Projekten auf dem Wasser gibt es viele Hürden zu überwinden. Die beiden Hafenbecken am Dalmannkai sind ein gutes Beispiel dafür. Ein eventueller Investor für die Marina im Grasbrookhafen bekommt es  mit vielen Alt- und Neulasten zu tun. Die schlimmste Altlast ist die notwendige Ausbaggerung des Hafenbeckens, um Schiffen die notwendige Tiefe zu gewährleisten. Die jetzigen Schlickschichten gelten als Sondermüll aufgrund der hohen Schwermetallbelastung aus Zeiten der DDR und CSSR. Ein eventueller Betreiber muss diesen Schlick teuer entsorgen lassen. Doch auch Betonreste aus neuerer Zeit machen das Ausbaggern nicht einfach. Und – beide Hafenbecken müssen regelmäßig ausgebaggert werden um eine Wiederversandung zu verhindern. Eine weiteres Problem ist der Schwell in beiden Becken, die sich zur Stromrichtung öffnen.

Kleine Boote bereichern die Wasserflächen
Kleine Boote bereichern die Wasserflächen
Ein ähnliches Problem plagt den City-Sportboothafen, der dafür berüchtigt ist, Besatzungen im Schlaf seekrank werden zu lassen. Dazu kommen Designvorgaben aus den Wettbewerben, die schon im Sandtorhafen für Probleme gesorgt haben. Design und Praxis liegen oft meilenweit auseinander, „Form follows Function“ gilt leider nicht immer für gutes Design. Runde Kaikanten führen zum Beispiel nur in den seltensten Fällen dazu, dass Schiffe einfach anlegen können. Mit 16 Millionen Euro Investitionskosten wird im Falle der Marina gerechnet, ein Betrag den der mögliche Betreiber wahrscheinlich nie nur über die Vermietung von Liegeplätzen wieder einspielen wird. Die Befürchtung vieler ist, dass diese Art von Lasten langfristig eine Nutzung verhindern statt sie zu fördern.

Auch eine Nutzung der Wasserflächen
Auch eine Nutzung der Wasserflächen
Daher lautet dann auch die Forderung: Gebt die Wasserflächen in der HafenCity frei für temporäre Nutzung ohne bürokratische Hürden und langwierige und teure Wettbewerbe und Ausschüsse. Ein einfacher Ponton, der das Wasser näher bringt und eine Liegemöglichkeit für irre, wirre oder auch nur praktische Ideen bringt ist manchmal mehr wert als ein teurer Designerponton, der zu nichts nutze ist. Eine Anlegemöglichkeit für Seekajaks, kleinen Booten und Kanuten bringt mehr Leben in die HafenCity als eine Luxusmarina für Süßwassermatrosen, die sich mit ihren Luxusschiffen einmal im Jahr aus der Marina bewegen um ihr Schiff ins Winterquartier zu bringen. Die vielen alten Wassertreppen an den Fleeten bieten ideale Möglichkeit für die Verankerung von einfachen Pontons und mit den Möglichkeiten folgen die Ideen.