„An der Ostseeküste“

Buchtipp: „Zapotek und die strafende Hand“ von Claudia Rusch

„Der Aufprall war hart und nass. Die Fliehkraft hatte Zapotek von der Maschine weggeschleudert, noch bevor er das Wasser berührte. Es dauerte einen Moment, bis er wieder bei sich war und die Situation überblicken konnte. Benommen watete er ans Ufer und kroch stöhnend aus dem Teich. Von seinem Motorrad war nichts zu sehen. Die Montauk lag auf dem Grund des Wassers. Sie  hatte ihn zehn Jahre zuverlässig durch Europa gefahren, und nun war sie im Dorftümpel von Klokenzin einfach abgesoffen.“

Henning Zapotek, vor vielen Jahren in den Westen geflohen, ist Kriminalkommissar in Hamburg. Ursprünglich wollte er in seinem Sabbatjahr ans Nordpolarmeer segeln, doch daraus wird erst mal nichts: In dem Haus seiner verstorbenen Eltern in Klokenzin wird der Mieter erhängt aufgefunden. Unmittelbar nach Zapoteks Ankunft wird dort auch noch eingebrochen. Gibt es Zusammenhänge zwischen dem toten Mieter Ingo, dem Einbruch und dem plötzlichen Todessturz von Ingos Vater? Als Zapotek auch noch auf seine Jugendliebe Ulrike trifft, die er bei seiner Flucht wortlos zurückgelassen hat, ist das Sabbatjahr endgültig passé. Henning Zapotek fängt an, zu ermitteln.

Dies ist Zapoteks erster Fall. Und eigentlich ist es auch kein Fall. Claudia Rusch stellt in diesem Band ausführlich die Charaktere vor: den von der Midlife-Crisis geplagten Kommissar Zapotek, seine Jugendliebe Ulrike, den knorrigen Nachbarn Kurt Jasmund, seine Patchwork-Familie  in Hamburg, die Einwohner des Dorfes Klokenzin und auch den dominanten roten Kater Nikita,  der der eigentliche Herr im Haus und König der Katzen von Klokenzin ist.

„Zapotek und die strafende Hand“ besticht durch witzige Dialoge und die – mehr oder minder – sympathischen Protagonisten. Spannend ist dieser erste Fall nicht: Der Fall ist auch nicht der unmittelbare Mittelpunkt dieses Buches. Es bringt trotzdem Spaß, das Buch zu lesen: am besten natürlich im Urlaub in einem Strandkorb an der Ostsee: „‚Weißt Du‘, schrie er Ulrike übermütig zu, ‚so sieht für mich das Paradies aus. Genauso so. Der Chor der Engel kann gar nicht schöner sein als das Lied unserer plattdeutschen Möwen.‘ Ulrike lachte, das Haar ins Gesicht geweht. Hinter ihr die endlose Weite  der See. Es war einer dieser Momente, die bleiben. Egal, was passiert.“

Interessant wird sein, wie Henning Zapotek nach seinem Sabbatjahr offiziell in Ermittlungen einsteigt – wird dies in Hamburg oder doch in seinem alten Umfeld  stattfinden? Wir sind gespannt. AF

„Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall“ ist am 12. Februar 2013 im mareverlag erschienen.

14,95 Euro, Klappenbroschur