Der grüne Hackenporsche für ganze Männer

Die Titelseite der Februar AUsgabe der HafenCity Zeitung
Die Titelseite der Februar AUsgabe der HafenCity Zeitung

Editorial

Mein kleiner, grüner Kaktus ist kein Kaktus, sondern ein Bollerwagen – frisch vom Flohmarkt und in lebendigem Grün gestrichen. Meine Freundin erinnert er an Spiekeroog, wo derartige Wagen zu jedem Haushalt gehören. Es kostete ein wenig Überwindung mit dem Bollerwagen, gefüllt mit einer leeren Wasserkiste, zum ersten Mal zu EDEKA zu wandern, umso überraschender die positiven Reaktionen der Menschen auf dem Weg dahin. „Der ist ja praktisch!“ Und das ist er tatsächlich: Er passt in den Fahrstuhl, und man kann im Zweifel bis in die Küche fahren. Das gilt natürlich auch für den klassischen Hackenporsche, aber der scheitert schlicht an der Wasser- oder Bierkiste – Sachen, die der kleine, grüne Bollerwagen klaglos transportiert, auch beides zusammen. Wenn man mit dem Bollerwagen in der HafenCity unterwegs ist, merkt man erst, wie großzügig die Wege angelegt sind und wie gut man sich zu Fuß bewegen kann. Sowohl auf dem Hin- als auch dem Rückweg gibt es immer reichlich Gelegenheit zu einem Plausch mit den Nachbarn, keine umfallenden schweren Einkaufstaschen, einfach Wagen abgestellt und Zeit genommen. In solchen Momenten erinnert die HafenCity tatsächlich ein wenig an Spiekeroog, an die Gemächlichkeit der ostfriesischen Inseln im Winter, wenn sich die Zahl der Touristen auf ein überschaubares Maß verringert hat.

Der Bollerwagen im Einsatz
Der Bollerwagen im Einsatz

Auch in der HafenCity ist der Winter eher ruhig, der kalte Wind, der um die Ecken weht, weht auch die Passanten zuverlässig und schnell von den Straßen – zum Leidwesen der ansässigen Geschäftsleute. Auf den ostfriesischen Inseln ist der Winter die Zeit, in der die Einheimischen selbst Urlaub machen. Eine Möglichkeit, die den hiesigen Geschäftsleuten wegen der hohen Mieten nicht offensteht – aber man sieht wie alle einen Gang zurückschalten. Der Bollerwagen ist meine Variante von Gang-Zurückschalten – ich habe inzwischen nicht mal mehr ein Auto, da ich es schlicht nicht mehr brauche. Der Vorteil innenstadtnahen Wohnens. Auf dem Tiefgaragenparkplatz parkt jetzt umweltfreundlich der grüne Bollerwagen.

Viel Vergnügen beim Lesen

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