Tagebuch eines außergewöhnlichen Katers

Jimmy auf dem Segway
Jimmy auf dem Segway (Illustration: Maria Knuth)

Die HafenCity-Abenteuer des Jimmy F.

Was bisher geschah: Jimmy hat bereits in den ersten vier Wochen des neuen Jahres seine guten Vorsätze über Bord geworfen. Seine Sportübungen beschränken sich darauf, mit einem Sprung auf die Küchenarbeitsplatte zu gelangen, um nachzuschauen, ob MaMa dort sein Futter versteckt hat. Besonders spannend findet er die derzeitigen Temperaturschwankungen, und so beobachtet er abwechselnd die Schneeflocken oder die Spatzenkolonie vor seinem Fenster.

Kaum hatte ich mir Skier gekauft, da hörte es auf zu schneien. Damit ich weiterhin mobil sein kann, besorgte ich mir einen Segway. Diese gibt es neuerdings auch in der Ausführung Cat & Dog mit tiefer gelegtem Lenker und etwas schickeren Helmen. Seit dem Gespräch mit meinem Finanzbeamten führe ich ein Fahrtenbuch, denn nur so kann ich meinen Fahrzeugpark steuerlich geltend machen. Mithilfe meiner hypnotischen Fähigkeiten konnte ich meinem Sachbearbeiter sehr schnell klar machen, dass man als vielbeschäftigter Kolumnist in einem wachsenden Stadtteil nicht einfach zu Fuß von West nach Ost gehen kann. Ich bekomme derzeit so viele Einladungen, dass ich kaum zum Schlafen komme. Zum Glück stellen mir meine Gastgeber fast immer einen vollen Napf und ein Wasserschälchen bereit, sodass ich zwischendurch nicht zum Fressen nach Hause rasen muss. Hoffentlich sind die Neujahrsempfänge bald vorbei! MaMa ist auch sehr viel unterwegs. Ungerechterweise gibt sie mir die Schuld daran, dass sie in diesem Jahr noch mehr Geld verdienen muss. Angeblich soll ich schon wieder Möbel zerkratzt und ihre Kreditkarte überzogen haben. Vermutlich haben mich die Skier und das Segway vor unserer Wohnungstür verraten. Nun gut, wenn sie verreist ist, habe ich sturmfreie Bude. Großzügigerweise hat MaMa mir eine Aufpasserin zur Seite gestellt. Mit meiner neuen Catsitterin konnte ich mich einigen: MaMa zahlt ihr Gehalt und Signorina E. arbeitet als persönliche Referentin ausschließlich für mich. Voraussetzung für unseren Deal war, dass Signorina E. eine Verschwiegenheitserklärung unterschreibt. Nun kann ich vieles auch telefonisch erledigen lassen. Als erstes bekommt meine Assistentin den Auftrag, einen Verlag zu suchen, der bereit ist, einen Bestseller herauszugeben. Als nächstes muss sie die Notizen für meinen Enthüllungsroman sortieren, mit mir spielen, mich füttern und mir beim Schlafen zusehen. Da ich keine Überstunden zahlen kann, muss ich leider einen Teil meines Schriftwechsels weiterhin selbst erledigen und meine Kolumne selber tippen. Oder ich spreche mit MaMa. Vielleicht finanziert sie mir doch eine zweite Assistentin? Dann könnten meine beiden Mitarbeiterinnen mich füttern, mit mir spielen und mir beim Schlafen zusehen! Während ich diesen genialen Gedanken auf meine To do-Liste – ich benutze dazu den letzten noch verbliebenen und noch nicht zerkratzten Lederstuhl – setze, fängt es wieder an zu schneien. Da fällt mir ein, dass ich in diesem Monat eine Statistik zum Verhältnis zwischen gefallenen Schneeflocken und Grashalmen in unserem Innenhof erstellen wollte. Diese Aufgabe habe ich zur Chefsache erhoben. Ich liege am Fenster und zähle. Schnurr … (JF)