Die HafenCity-Nase

Nasenschilder - beim Werbekonzept in der HafenCity wird auf Uniformität gesetzt. (Foto J. Munzinger)
Nasenschilder – beim Werbekonzept in der HafenCity wird auf Uniformität gesetzt. (Foto J. Munzinger)

KOLUMNE

Jörg Munzinger schreibt in seiner Kolumne „#urbnhafencity“ über seine Eindrücke und Beobachtungen in der HafenCity. Seine Leidenschaft sind Immobilien, Architektur und Städtebau. Er wohnt in der HafenCity.

Eine Gestaltungvorgabe für Erdgeschosse mit hohen Schaufenstern und öffentlichen Nutzungen war wahrscheinlich die beste Idee gewesen, um der HafenCity einen großstädtischen Charakter zu geben. Wer aber jetzt dort einen Laden betreibt, hat den verständlichen Wunsch, auch dafür Werbung am Gebäude zu machen. Dies ist in vielen Städten häufig ein Streitthema. Ladenbesitzer wünschen sich eine auffallende, Stadtplaner eher eine dezente Werbung.

In der HafenCity sollen Gewerbetreibende nun in ein besonders enges und eigenwilliges Korsett der Fassadenwerbung gepresst werden. Die Stadtentwickler wünschen sich das neue Quartier eigentlich frei von Werbung, nichts soll die Anmutung der Fassaden stören. Aus diesem Gestaltungsanspruch heraus, keine störende Werbung zuzulassen, ist nun eine krude Idee von auskragenden  Fahnen – auch Nasenschilder genannt – entstanden. Die sind in vielen Städten verpönt, weil sie ganze Straßenzüge verunstalten können. In der HafenCity jedoch werden diese den Ladenbesitzern alternativlos aufgedrängt, oft sogar zur Bedingung gemacht. Dabei geht es um angestrahlte Planen, im Charme von billigen Schildern eines Outlet-Centers. Ob die Planen dauerhaft der Wind– und Luftbelastung standhalten, wird sich noch zeigen. Bisherige Erfahrungen waren eher negativ.  Die vorgegebene Größe der Schilder im Vorstadtformat ist für die Dimension HafenCity so wenig geeignet, dass man von der Werbung sowieso nicht viel lesen kann.

Bei dem Werbekonzept der Stadtplaner wird zudem auf Uniformität gesetzt. In enger Reihenfolge

sollen also daher identische Nasenschilder hängen, alle in gleicher Größe und Materialität. Egal ob Kosmetikstudio oder Sternekoch, jeder darf sein Logo nur auf eine diese Fahnen drucken. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ladenbesitzer standhaft bleiben und Architekten sich gegen die Verschandelung ihrer Fassaden wehren.  Der Mut, heute einen Laden in der HafenCity zu betreiben, verdient mehr Wertschätzung als die Beschränkung auf ein billiges Werbeschild in Form einer angestrahlten Plane.